Um die Nachricht, um die es hier geht, gab es bei uns eine Diskussion im Team. Mein Vorschlag, sie aufzugreifen, stieß auf die Reaktion einer Kollegin: „Das habe ich auch gesehen, aber ich habe mich entschlossen, es nicht als Thema vorzuschlagen. Weil es einfach so viele solcher Nachrichten gibt, dass man den Überblick verlieren kann.“
Meine Reaktion: Genau deshalb müssen wir darüber berichten! Und auch noch diesen kurzen Meinungsaustausch von uns beiden hinzufügen. Denn dass solche Nachrichten heute schon als etwas Gewöhnliches hingenommen werden, als etwas, worüber man gar nicht mehr berichten braucht, weil es fast schon Alltag ist – das ist schrecklich. Und damit will ich mich nicht abfinden.
Und genau deshalb berichte ich über diesen Vorfall.
Um es etwas zuzuspitzen: Damit wir nicht irgendwann in Verhältnisse kommen, wo es schon eine Neuigkeit und damit eine Nachricht wert sein wird, wenn so etwas einmal nicht passiert.
Aber nun zu der Tat:
Ein 13-jähriger Bulgare hat auf einem Schulhof in Geseke bei Dortmund einen 14-jährigen Deutschen mit einem Messer schwer verletzt. Die Mordkommission Dortmund ermittelt wegen eines Tötungsdelikts. Der Vorfall ereignete sich am Mittwochabend auf dem Gelände einer Grundschule. Laut Aussagen der Polizei und Staatsanwaltschaft wurde bei dem Angriff unter anderem die Leber des Opfers verletzt, doch inzwischen befindet sich der Junge außer Lebensgefahr.
Der Auslöser der Tat soll ein banaler Streit gewesen sein, bei dem sich der mutmaßliche Täter durch Blicke provoziert gefühlt haben soll. Der 13-jährige Verdächtige ist der Polizei bereits wegen früherer Gewaltverbrechen bekannt. Weitere Details zur Tat werden aufgrund des jungen Alters des Verdächtigen von den Behörden nicht veröffentlicht. Der Junge, der strafrechtlich noch nicht belangt werden kann, befindet sich derzeit in einer geschlossenen Jugendpsychiatrie unter der Aufsicht des Jugendamtes in Lippstadt.
Solche grausamen Taten hat es schon immer gegeben. Ja. Aber sie waren Einzelfälle. Dass sie heute kaum noch als Neuigkeit betrachtet werden, dass in den meisten großen Medien gar nicht oder nur „unter ferner liefen“ darüber berichtet wird, ist weitaus erschütternder als die Tat selbst.
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