Von reitschuster.de
Treffen sich zwei Mönche und fragen sich, wie es ihnen geht. Der eine strahlt und sagt: „Mir geht’s blendend, seit ich beim Beten Bier trinken darf.“ Der andere schaut überrascht: „Mir hat der Abt das verboten!“ Darauf lacht der Erste: „Na klar, falsche Frage! Du hättest ihn fragen sollen, ob du beim Biertrinken beten darfst!“ Genau diese kleine Geschichte erzählen Meinungsforscher gern, wenn es um die Kunst der Umfrage geht. Denn je nachdem, wie man die Frage stellt, bekommt man völlig unterschiedliche Antworten.
Und das gilt wohl auch für die Ergebnisse einer neuen Allensbach-Umfrage. Das Institut behauptet, 77 Prozent der Deutschen hielten das öffentlich-rechtliche Fernsehen für vertrauenswürdig. Ein Wert, der beeindruckend klingt – bis man genauer hinsieht und sich fragt: Wie wurde hier wohl gefragt?
Andere Umfragen wie die Mainzer Langzeitstudie und die Statista-Umfrage sprechen eine ganz andere Sprache. Dort geben nur 44 bis 46 Prozent an, dass sie den Medien, auch den öffentlich-rechtlichen, vertrauen. Das ist weniger als die Hälfte der Bevölkerung. Wie passt das zusammen?
Vielleicht liegt der Unterschied, wie bei den Mönchen, einfach in der Formulierung der Frage. Wenn man die Menschen fragt, ob sie Medien „grundsätzlich“ für vertrauenswürdig halten, werden viele zustimmen. Aber wenn man nach ihrer Meinung zu konkreten Ereignissen oder Skandalen fragt, sieht die Antwort wohl ganz anders aus.
Ein Paradebeispiel für die Skandale ist die jüngste ARD-Show „Die 100“ – ein Propaganda-Tribunal über die bzw. gegen die AfD. Der Journalist Henning Rosenbusch schreibt dazu auf Instagram: „Während sich die Süddeutsche Zeitung noch fragt, warum ein (1) Komparse bei ‘Die 100‘ dabei war, fragen sich alle anderen längst: War wenigstens ein (!) unbefangener, zufällig ausgewählter Bürger bei ‘Die100‘ dabei? Laut einer kursierenden Recherche-Liste waren Dutzende Schauspieler und Parteiangehörige darunter.“ Das Portal „Nius“ hält die Polit-Show für eine „Journalismus-Simulation“ und spricht sogar von Untreue – und damit einem Fall für den Staatsanwalt: Weil der Sender das Geld der Gebührenzahler missbrauche.
Es drängt sich die Frage auf, wie solche Vertrauenswerte zustande kommen, während gleichzeitig immer neue Skandale öffentlich werden und die Sender längst nicht mehr überparteilich oder gar ausgewogen wirken, sondern eher wie eine Pressestelle der Grünen. Hätte man die Frage zum Beispiel so formuliert: „Vertrauen Sie den Sendern trotz der jüngsten Skandale weiter?“, wären die Zustimmungswerte wohl erheblich niedriger ausgefallen.
Wie auch immer die Frage gestellt wurde – die Umfrage verdeckt eines: Das Vertrauen in die Medien ist keineswegs so unerschütterlich, wie es uns Allensbach einreden möchte. Und wen wundert das, wenn die Meinungsforschungsinstitute selbst ganz offen den Anspruch auf Überparteilichkeit aufgeben und immer häufiger mit politisch motivierten Ausgrenzungen arbeiten, wie etwa durch den AfD-Boykott? (siehe hier).
In einer funktionierenden Demokratie agieren Meinungsforschungsinstitute wie neutrale Schiedsrichter, die unvoreingenommen den gesellschaftlichen Puls messen. In unserem heutigen Gesinnungsstaat jedoch scheinen sie sich mehr und mehr vom neutralen Beobachter zum Mitgestalter des politischen Spiels zu entwickeln – und das auf Kosten der Überparteilichkeit und vor allem der Demokratie.
“Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd“
sagt ein altes chinesisches Sprichwort. Bei uns ist es wohl eher ein guter Anwalt – und der kostet Geld. Augsburgs CSU-Oberbürgermeisterin Eva Weber hat mich gerade angezeigt, weil ich es gewagt habe, ihre Amtsführung zu kritisieren. Es geht um mehr als nur diesen Fall. Es geht um das Recht, Kritik an den Mächtigen zu üben, ohne kriminalisiert zu werden. Helfen Sie mir, dieses wichtige Recht zu verteidigen! Jeder Beitrag – ob groß oder klein – macht einen Unterschied. Zusammen können wir dafür sorgen, dass unabhängiger Journalismus stark bleibt und nicht verstummt. Unterstützen Sie meine Arbeit:
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