England-Star wegen „Ich liebe Jesus“-Schriftzug am LGBTQ-Pranger Aktionswoche „Rainbow Laces“ in der Premier League

Von Kai Rebmann

Die Medien sind in heller Aufregung, die LGBTQ-Blase sowieso. Grund für die Empörung: Marc Guehi, englischer Nationalspieler in Diensten von Crystal Palace, hat sich öffentlich zum Christentum bekannt. Mehr noch und fast noch schlimmer: Er tat dies noch als offenkundigen Protest gegen die Regenbogen-Ideologie.

Was war passiert? Am vergangenen Wochenende läutete die Premier League ihre sogenannte Aktionswoche „Rainbow Laces“ ein, um ein Zeichen gegen Homophobie zu setzen. In diesem Zusammenhang wurden alle 20 Klubs dazu aufgefordert, ihre Kapitäne mit der Regenbogen-Binde aufs Feld zu schicken. Nun ist Guehi aber gläubiger Christ und wollte sich diese Ideologie nicht zu eigen machen, jedenfalls nicht gänzlich unwidersprochen.

Der 24-Jährige entschied sich also für einen Kompromiss und streifte sich den bunten Stofffetzen über, versah ihn jedoch mit einer für ihn offenbar elementaren Botschaft: „I Love Jesus!“

Das wiederum steht im Widerspruch zu Artikel 4 des FIFA-Reglements, wonach das Tragen von religiösen, politischen oder persönlichen Botschaften auf der Ausrüstung oder Teilen davon strikt untersagt ist. Britische Medien gingen deshalb fest davon aus, dass der englische Ligaverband FA eine Strafe gegen Guehi verhängen würde.

FA spricht 'offizielle Ermahnung' aus

Auch deutsche Medien, allen voran die „Bild“, sprangen prompt auf eben diesen Zug auf und versuchten aus dem öffentlichen Glaubensbekenntnis des gebürtigen Ivorers einen handfesten Skandal zu stricken. Guehi habe seine Botschaft auf die Binde „gekritzelt“, heißt es wenig schmeichelhaft, und „erschwerend“ komme hinzu, dass er diese auch noch „auf einer LGBTG+-Binde angebracht“ habe. Erschwerend, aus Sicht der „Bild“, weil „in einigen Religionen LGBTQ+-Rechte jedoch strikt abgelehnt (und) Homosexuelle diskriminiert und ausgegrenzt“ würden.

Die Kollegen spielen damit ganz offensichtlich auf das Christentum an – und liegen meilenweit daneben. Denn hätten sie auch nur ansatzweise verstanden, was die Bibel zu diesem Thema sagt, dann wäre ihnen klar, dass aus christlicher Sicht die Homosexualität zwar abzulehnen ist, der Homosexuelle als solcher aber wertzuschätzen ist. Das ist ein kleiner, aber umso wichtigerer Unterschied. Und genau das wollte Guehi mit seiner Aktion allem Anschein nach zum Ausdruck bringen.

Etwas überraschend, weil vollkommen entgegen des woken Zeitgeists, gab die FA am Dienstag dann bekannt, dass sie von einer Bestrafung des Palace-Kapitäns absehe und es bei einer „offiziellen Ermahnung“ belasse. Womöglich gibt es für diese unerwartete Milde aber auch eine ganz schlichte Erklärung.

Auch muslimischer Kicker widersetzt sich 'Rainbow Laces' - aber Empörung bleibt aus

Sam Morsy, Kapitän von Ipswich Town, verzichtete gleich komplett auf das Tragen der Regenbogen-Binde und wählte stattdessen ein Pendant ganz in Schwarz. Der Ägypter wiederum ist praktizierender Moslem und weiß mit ideologisierten Aktionen wie „Rainbow Laces“ ebenso wenig anzufangen wie sein Kollege von Crystal Palace.

Und siehe da: Anders noch als bei Marc Guehi blieb die große mediale Empörung bei Sam Morsy aus. Wo etwa die „Bild“ im Falle des Engländers noch einen „Regenbogen-Eklat“ witterte, beließ man es beim Ägypter bei der nüchternen und fast schon verständnisvollen Feststellung, dass dieser das Tragen der Regenbogen-Binde aus religiösen Gründen abgelehnt hat.

Für die FA wiederum erwuchs daraus womöglich das Dilemma, dass sie es kaum würde verargumentieren können, den Christen Marc Guehi zu bestrafen, den Moslem Sam Morsy für ein ganz ähnliches „Vergehen“ aber davonkommen zu lassen.

Ironie am Rande: Am Dienstag kam es dann zum direkten Duell der beiden widerspenstigen Kapitäne – und beide blieben sich selbst treu. Guehi ersetzte das Wort „love“ durch ein Herzsymbol, Morsy trug erneut eine schwarze Binde. Bleibt wohl abzuwarten, zu welchem Urteil die FA diesmal kommen wird.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Screenshot Video Sky Sports News

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