Ein Gastbeitrag von Klaus Kelle
Ein AfD-Mitglied aus Herford imitiert auf dem Gründungskongress der neuen Jugendorganisation Hitler und bekommt trotzdem fast zwölf Prozent der Stimmen. Die Partei spricht von Provokation und will den Mann sofort rauswerfen. Wir sprachen mit dem jungen ostwestfälischen Bundestagsabgeordneten Maximilian Kneller über den bizarren Auftritt von Alexander Eichwald beim Kongress der neuen „Generation Deutschland“.
Herr Kneller, ein Mann rollt das R, macht Hitler-Gesten und spricht von „Parteigenossen“. Viele sehen darin den Beweis, dass sich in Ihrer Partei Leute mit Nazi-Sympathien wohlfühlen. Was sagen Sie dazu?
Das ist der Beweis für das Gegenteil. Der Auftritt war so offensichtlich übertrieben, dass jeder im Saal sofort gemerkt hat: Das ist keine ernsthafte Bewerbung, das ist eine Show. Noch am Wochenende wurde er seines kommunalen Amtes als „sachkundiger Bürger“ enthoben und auch das Ausschlussverfahren läuft. Wer so auftritt, hat bei uns nichts verloren.
Er war aber Mitglied und stand auf der Bühne. Wie kommt jemand mit solchen Ideen überhaupt in Ihre Partei?
Er war erst acht Wochen dabei, hat sich in Herford im Kommunal-Wahlkampf völlig normal verhalten, seriös und engagiert, wurde sogar sachkundiger Bürger. In Gießen fiel er erst zunächst durch seine Kleidung auf: blaues Sakko, später langer Ledermantel, und dann kam diese inszenierte Rede. Das war kein Zufall, das war geplant.
Es gibt alte Fotos von ihm in linken Kreisen. War das ein gezielter Sabotageakt?
Ich weiß es nicht. Er hat offenbar früher in linken Kontexten verkehrt und einen Künstlernamen benutzt. Es könnte ein bewusster Störversuch sein, es könnte aber auch ein seltsamer Einzelgänger sein, beides ist möglich.
Im Saal rief jemand sofort: „Sind Sie ein V-Mann?“ – halten Sie das für möglich?
Der Auftritt war so absurd, dass niemand zu Beginn ihn ernst nahm. Die meisten dachten an Provokation oder Satire. Ein echter V-Mann hätte das wohl schlauer angestellt.
Hätte man ihm nicht sofort das Mikrofon wegnehmen müssen?
Das klingt einfach, wäre aber falsch gewesen. Jedes Mitglied hat fünf Minuten Redezeit, das steht in der Satzung. Hätte man ihm das verweigert, wäre der ganze Kongress anfechtbar gewesen. Außerdem war in den ersten Sekunden noch nicht klar, wie krass es wird.
Er bekam trotzdem fast zwölf Prozent der Stimmen. Heißt das nicht, dass ein Teil Ihrer Leute das gut fand?
Nein, das waren ein paar müde Teilnehmern oder Leute, die aus Jux einen scheinbaren Spaßkandidaten gewählt haben. Sowas passiert leider auf langen Parteitagen. Zwölf Prozent sind kein Rückhalt, das ist ein Witz-Vote.
Wie geht es jetzt mit ihm weiter?
Das Ausschlussverfahren ist angeschoben. Formal ist er noch Mitglied, aber ich rate ihm: Komm bitte nicht mehr zu einer AfD-Veranstaltung. Er wäre komplett isoliert.
Bleibt das Thema jetzt hängen?
In den Medien vielleicht noch ein paar Tage, in der Partei ist es durch. Draußen haben Linke auch gewalttätig demonstriert. Abgeordnete wurden angegriffen, darüber redet kaum jemand. Das sagt mehr über das Klima im Land aus.
Was sagen Sie den jungen Leuten in Ihrer neuen Jugendorganisation, die jetzt vielleicht unsicher sind?
Seid stolz. Ihr habt trotz Massenprotesten und trotz dieses einen Verwirrten eine starke, moderne Organisation gegründet. Genau davor haben unsere Gegner Angst. Deshalb greifen sie zu allen möglichen Tricks. Aber wir lassen uns nicht stoppen, wir machen weiter: sauber, konsequent und lautstark.
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Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für viel gelesene Zeitungen und Internet-Blogs. Dieser Beitrag ist zuerst auf seinem Portal the-germanz.de erschienen.
Bild: Screenshot YoutubeMehr von Klaus Kelle auf reitschuster.de



