СDU-Minister Reul will mehr Messerstecher in Bus und Bahn bringen… ...mit Hilfe von Führerschein-Entzug – dessen Folgen er offenbar nicht kapiert

Als Journalist ist man immer der Gefahr der Betriebsblindheit ausgesetzt. In Zeiten wie diesen, in denen der tägliche Wahnsinn geradezu grenzenlos zu sein scheint, ist diese Gefahr aber besonders hoch. Das jüngste Beispiel: Als Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) nach dem Messer-Massaker von Solingen vorschlug, Messerstechern den Führerschein wegzunehmen, habe ich zwar massiv den Kopf geschüttelt, weil das gar so absurd ist – aber ich habe mich entschlossen, darüber nicht zu schreiben. Weil ich mir ja fest vorgenommen habe, nicht mehr jeden Irrsinn mit einem Text zu würdigen.

Doch dabei ist mir ein ganz wesentlicher Aspekt entgangen, den jetzt der Blogger mit dem Pseudonym „Dr. David Lütke“ messerscharf – verzeihen Sie mir dieses Wortspiel in diesem Zusammenhang – aufspießte. Er schrieb auf X:  Messermörder kriegen den #Führerschein entzogen. Geniale Idee! Endlich mehr #Messermänner in Bus und Bahn.“

Punkt, Satz und Sieg, möchte man da nur sagen – und kann als Journalist nur vor Neid erblassen, dass man nicht selbst diesen Widerspruch entdeckte und aufspießte.

Auf Vorschläge wie den von dem Christdemokraten Reul kann man nur noch mit Galgenhumor reagieren. Der ist in diesem Fall Notwehr!

Auf jeden Fall ist jetzt die Büchse der Pandora geöffnet und der Weg für weitere innovative Ideen frei! Warum nicht auch ein „2G für Messerstecher“ einführen? Nur noch Geimpfte und Genesene dürfen Messer tragen, natürlich nur bis zur nächsten Busfahrt, versteht sich. Und wer besonders gefährlich ist, bekommt ein Upgrade: „2G+“ für Vergewaltiger – schließlich wollen wir sicherstellen, dass sie nicht nur gesund, sondern auch getestet sind, bevor sie in der Öffentlichkeit herumlaufen.

Oder wie wäre es mit einem „Klima-Bonus“ für Pyromanen? Wer beim Brandstiften emissionsarme Materialien verwendet, bekommt CO2-Zertifikate obendrauf! Schließlich müssen wir doch alle unseren Beitrag zur Umwelt leisten, egal in welchem Berufsfeld wir uns engagieren.

Für Ladendiebe könnte ein neues „Cashback-System“ eingeführt werden: Wer besonders geschickt klaut, bekommt 10 Prozent des Werts als Prämie zurück – natürlich steuerfrei, als Anreiz für die Förderung von unternehmerischen Fähigkeiten. So wird Kriminalität zur Wirtschaftsförderung und vielleicht nimmt dann endlich auch die Arbeitslosenquote ab!

Und nicht zu vergessen: Für Terroristen, die sich beim Bombenbauen verletzen, sollte der „Pflegebonus“ gelten – schließlich müssen auch diese bedauernswerten Seelen angemessen versorgt werden. Wer hätte gedacht, dass man durch Zynismus so viele Probleme lösen kann?

Natürlich könnte man all das auch als zynische Satire abtun, doch in einer Welt, in der absurde Vorschläge wie der Führerscheinentzug für Messerstecher ernsthaft diskutiert werden, fällt es schwer, noch zwischen Satire und Realität zu unterscheiden. Was kommt als Nächstes? Führerschein-Training im Gefängnis, damit Straftäter sicher nach Hause fahren können, wenn sie auf Bewährung rauskommen?

Die Grenze zwischen rationaler Politik und blankem Wahnsinn ist längst verschwommen – und manchmal hilft nur noch der Spott, um diesen Irrsinn zu ertragen. Denn eines ist klar: Wenn wir den Verstand verlieren, dann wenigstens mit Humor.

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