Von reitschuster.de
Was muss dieses Mädchen durchgemacht haben? Bereits im Frühjahr 2023 begann für eine erst 12-jährige Wienerin ein regelrechtes Martyrium. Aus Scham und Angst vor ihren Peinigern, eine Jugendbande aus 17 Kindern und Jugendlichen mit größtenteils türkischem und bulgarischem Migrationshintergrund, vertraute sich die Schülerin erst jetzt ihrer Mutter an.
Der Zugriff der Polizei erfolgte am Donnerstag an verschiedenen Wohnadressen in der Bundeshauptstadt, wie mehrere Medien in Österreich berichten. Demnach seien die 17 mutmaßlichen Vergewaltiger verhört und dann wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Lediglich in einem Fall kam es laut Polizeimitteilung zu einer vorläufigen Festnahme. Ein 16-Jähriger habe Widerstand gegen die Staatsgewalt geleistet, wie es hieß.
Gruppenvergewaltigung mit dem Handy gefilmt
Besonders verstörend: Das Opfer stand zu Beginn seines Leidenswegs in einer „harmlosen Teenager-Beziehung“ mit einem der jetzt Tatverdächtigen, wie unter anderem das Portal „OE24“ berichtet. Dieser habe seine Freundin unter Druck gesetzt und zu sexuellen Handlungen genötigt. Später sei das Mädchen dann über Monate hinweg im Freundeskreis regelrecht „weitergereicht“ worden. Es handele sich um einen der „schockierendsten Fälle von sexuellem Missbrauch Unmündiger“, wie die Kollegen schreiben.
In mehreren Fällen soll es in dieser Zeit auch zu Gruppenvergewaltigungen gekommen sein, an denen bis zu acht der Verdächtigen gleichzeitig beteiligt gewesen sein sollen. Die Taten seien teilweise mit Handys gefilmt worden, um das Mädchen damit zu erpressen und zum Schweigen zu bringen. Unter anderem verging sich die Bande sogar an öffentlichen Plätzen an ihrem zunehmend eingeschüchterten Opfer, so unter anderem in einer Tiefgarage am Wiener Hauptbahnhof oder in einem Treppenhaus.
Polizei muss Verdächtige laufen lassen
Gegenüber der Polizei gaben die Verdächtigen an, es habe sich um einvernehmlichen Sex gehandelt. Die jüngsten Mitglieder der Jugendbande sollen selbst gerade erst 13 Jahre alt sein. Im Falle einer Verurteilung drohen den mutmaßlichen Vergewaltigern bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe. Haftbefehle wurden seitens der Staatsanwaltschaft Wien bisher nicht ausgestellt, sodass sich die Verdächtigen wieder auf freiem Fuß befinden.
Man müsse derzeit noch die polizeilichen Einvernahmen der Jugendlichen prüfen, ehe gegebenenfalls weitere Schritte erfolgen könnten, so Nina Bussek, Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
Ähnlich wie in Deutschland gelten Kinder unter 14 Jahren auch in Österreich als „nicht deliktsfähig“. Solche Täter können weder angezeigt noch verurteilt werden, es drohen allenfalls Erziehungsmaßnahmen wie etwa die Unterbringung in einer betreuten Wohngemeinschaft. Im Wege des Zivilrechts können die Eltern zu Schadenersatz gegenüber dem Opfer verpflichtet werden, sofern sich eine Verletzung der Aufsichtspflicht nachweisen lässt.
Durchaus größere Unterschiede gibt es hingegen in der Art und Weise der Berichterstattung. In Österreich wird monatelange Vergewaltigung der jungen Wienerin in vielen Medien durchaus prominent thematisiert. Zwar berichten auch die Medien in Deutschland darüber, aber nicht so wie es angesichts der Tragweite des Falls – oder bei einem anderen Täterprofil – wohl zu erwarten wäre.
Hier nur einige Beispiele: Die „BILD“ brachte den Fall am Donnerstagabend, nur wenige Stunden später war der Artikel aber wieder von der Hauptseite verschwunden und zunächst nur noch über die Suchfunktion auffindbar. Erst am frühen Freitagabend erschien dann ein weiterer Artikel an prominenter Stelle. Der „Merkur“, das „RND“ oder „t-online“ verweisen in ihren Berichten zwar auf die Quellen aus Österreich, lassen ihre Leser über die Nationalität der Verdächtigen aber im Unklaren, obwohl die Kollegen aus der Alpenrepublik daraus keineswegs ein Geheimnis machen.
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