6 Jahre. Und wie lange noch? Meine Seite feiert heute Geburtstag – und ich denke laut über ihre Zukunft nach

6 Jahre Reitschuster.de – keine Jubelarie, sondern ein (selbst-)kritischer Text über Müdigkeit, Empörungsindustrie, Sisyphus-Momente. Und die Frage: Wie lange noch?

Heute vor sechs Jahren fing alles an. Mit einem Gastbeitrag von Professor Jerzy Maćków, den niemand sonst veröffentlichen wollte, wurde aus meiner kleinen, privaten Seite eine Nachrichtenseite – die bald große Wellen schlagen sollte. Keine Sorge – ich werde hier nicht die ganze Geschichte nochmal erzählen (auf Wunsch können Sie sie hier nachlesen). Ich schaue lieber in die Gegenwart. Und in die Zukunft.

Aber eines muss über die Vergangenheit noch gesagt werden: Die Geschichte meiner Seite macht Mut. Sie zeigt, dass man auch ganz alleine, ohne Investoren, Business-Plan und finanzielle Grundausstattung etwas bewegen und erreichen kann. Das ist ein Signal. Und ein Zeichen.

Aber nun zur Gegenwart. Die Landschaft der alternativen Medien hat sich in den sechs Jahren massiv gewandelt. Damals war sie überschaubar. Heute ist sie regelrecht ausgeufert. Einige haben beeindruckende finanzielle und personelle Ressourcen. Und es gibt leider Entwicklungen, die mich traurig und besorgt machen. In manchem ähneln die „Alternativen“ immer mehr denen, gegen die sie angetreten sind – den Staatsmedien. Nur unter umgekehrten Vorzeichen. Mehr dazu vielleicht bald – in einem Text, an dem ich wochenlang geschrieben habe; und den ich mich bislang nicht zu veröffentlichen traute.

Kopp Vertreibung 2

Heute am Geburtstag möchte ich lieber in die Zukunft schauen. Und Ihnen ganz ehrlich sagen: Man kommt sich in diesen Zeiten vor wie Sisyphus, der auf ewig einen Felsblock einen Berg hinaufwälzen muss, der, fast am Gipfel, jedes Mal wieder ins Tal rollt. Man kommt dem täglichen rot-grünen Irrsinn, all den Absurditäten und Verwirrungen unserer Zeit als Journalist gar nicht mehr hinterher. Es ist zwangsläufig, dass sich da eine gewisse Ermüdung einstellt.

Je schneller das Hamsterrad läuft, umso bewusster wird mir: Es braucht in meiner Arbeit weniger Getöse, mehr Substanz. Weniger Schlagzeilen, mehr Nachdenklichkeit. Kein Wettrennen um die empörendste Nachricht des Tages, darum, aus jedem Irrsinn eine Schlagzeile zu machen, und so viele wie möglich – wie das heute leider vielerorts zum Standard geworden ist. Es braucht stattdessen den Versuch, Orientierung zu geben – auch wenn das heißt, mal einen Tag zu schweigen. So hatte ich es mir vorgenommen. Vor einem Jahr.

Und?

Hand aufs Herz: Ich war nicht konsequent genug. Zu oft bin ich wieder in denselben Trott zurückgefallen: zu viel, zu schnell, zu sehr auf die tägliche Volldrehzahl der Empörungsmaschine reagiert. Die Versuchung ist da – der tägliche Lärm, die getaktete Aufregung, der Druck, mithalten zu müssen. Und es ist so einfach, sich in dieser Dauerschleife der Empörung und Aufregung zu verlieren.

Aber genau das ist das Problem. Und ich merke: Ich will da nicht mehr mitspielen.

Nicht in diesem Dauerfeuer. Nicht in dieser Szene, in der manche Portale inzwischen einen Aufreger nach dem anderen raushauen und aufblasen, als ginge es um Akkordarbeit in der Empörungsindustrie. Manche dieser Seiten erinnern mehr an „Spiegel“, „Süddeutsche“ & Co. mit umgekehrten Vorzeichen als an kritischen Journalismus. Immer neue Schlagzeilen, immer neue Skandale, immer dieselbe Logik. Ein Hamsterrad, das nur lauter quietscht.

Ich möchte das nicht. Ich möchte nicht Betreiber eines alternativen Empörungsfließbands sein. Dafür bin ich nicht angetreten. Ich will da nicht (mehr) mitmachen, bei diesem Wettbewerb um bessere Klickzahlen, um Abrufe, um Aufmerksamkeit, um Bühne. Das war nie meine Sache, auch wenn ich der Versuchung manchmal erlegen bin – Asche auf mein Haupt.

Ich muss Ihnen offen eingestehen: Es gibt Momente – immer öfter –, in denen ich denke: Vielleicht sollte ich einfach aufhören. Den Stecker ziehen. Einen Schlussstrich machen.

Und dann erlebe ich immer wieder, dass mir Menschen schreiben oder mir sagen, dass meine Arbeit wichtig für sie ist. Dass sie ihnen hilft, den ganzen Irrsinn zu ertragen. Zu verarbeiten. Zu analysieren.

In solchen Momenten spüre ich: Ganz aufhören will ich nicht. Noch nicht. Vielleicht nie.

Aber ich weiß auch: Diese tägliche Jagd, dieses Sich-Stemmen gegen den ganzen rot-grünen Irrsinn, dieses Sisyphus-Gefühl – das kann ich nicht mehr dauerhaft. Es frisst einen auf, körperlich wie seelisch.

Ich sage es deshalb ganz offen: Ich werde weiterschreiben. Ja. Aber ich weiß nicht, wie lange ich das in dieser Intensität noch kann.

Was ich aber sehr genau weiß: Mein großes Ziel ist – mich Schritt für Schritt zurückzuziehen aus der täglichen Routine. Weniger schreiben – aber dafür besser. Weniger Schlagzeilen – mehr Substanz. Weniger Reaktion – mehr Analyse. Konkret würde das in meiner Idealvorstellung heißen: Nur noch ein paar Artikel pro Woche. Vielleicht auch mal keiner. Aber wenn – dann mit Gewicht.

Vorgenommen habe ich mir das schon lange, und auch angekündigt. Die Umsetzung – durchwachsen. Kein Totalausfall. Aber eben auch kein Durchbruch.

Ich werde weiter daran arbeiten. Mein Ziel: Kein Hinterherhecheln mehr. Keine künstliche Taktfrequenz. Kein „Das muss heute noch raus“, kein „Aber woanders steht’s doch auch“. Ich möchte lieber die Texte schreiben, die wirklich einen Unterschied machen. Die Klarheit schaffen. Die etwas aufbrechen. Die gegen den Strich gehen. Und die auch mal Stille aushalten, statt Lärm zu produzieren. Und ich will mich auch weiter nicht anpassen. Es macht mich zutiefst traurig, dass sich manche Kollegen auch in den alternativen Medien verbiegen und bei heiklen Themen lieber schweigen oder ihren Lesern nach dem Mund reden, statt sich treu zu bleiben. Aus Angst um Klickzahlen, um Unterstützung.

Ich weiß, wie groß die Versuchung ist. Manchmal sage ich mir selbst, dass ich zu leise bin. Aber wenigstens habe ich mich nicht nach dem Wind gedreht. Und den Mund nie gehalten. Ja, vielleicht habe ich ihn zu selten aufgemacht. Aber der Grat zwischen Schweigen und Missionieren ist sehr schmal. Und genauso schlimm, wie zu leise zu sein, fände ich es, zu laut zu sein. Ich will niemanden bekehren – im Gegensatz zu den ganzen öffentlich-rechtlichen Verkündungsjournalisten. Ich bin nicht im Besitz der Wahrheit –  und bin mir bewusst: ich kann mich jederzeit irren. Das unterscheidet mich von den GEZ-Apparatschiks und von vielen Aktivisten in der alternativen Medienszene.

Ich will anders sein. Und bleiben. Das schulde ich mir selbst. Und Ihnen erst recht. So wenig wie ich mich in den großen Medien angepasst habe, so wenig möchte ich mich jetzt in eine Szene pressen lassen, die sich selbst genügt. Und wenn ich am Ende nur noch einer von wenigen bin, der weder zu den einen noch den anderen gehört – dann ist es eben so.

Ich hätte nie gedacht, dass aus meiner kleinen Seite einmal so etwas wird. Dass ich sechs Jahre später immer noch schreibe – und dass immer noch jeden Monat Millionen Besucher mitlesen. Sechs Jahre – das ist eine Wegmarke. Ein Moment zum Innehalten.

Wenn Sie sagen: Ja, das soll weitergehen, dann freue ich mich sehr über Ihre Unterstützung – sei es durch eine weihnachtliche Gabe in die Kaffeekasse (hier steht, wie es geht), durch Verbreitung meiner Texte oder durch ein ehrliches Feedback.

Und falls Sie mich ganz direkt fragen, was ich mir zum Geburtstag wünsche: Die Kraft, weiterzumachen. Aber freier. Klarer. Mit freiem Rücken. Und Ihrer Hilfe.

Und wenn ich eines Tages nicht mehr weitermache – dann nicht aus Resignation oder Bitterkeit. Sondern weil es Zeit war. Und eine Befreiung.

❆ WEIHNACHTSGABE ❆
FÜR KRITISCHEN JOURNALISMUS

Im Dezember 2019 ging meine Seite an den Start – damals mit einem alten Laptop am Küchentisch. Heute erreicht sie regelmäßig mehr Leser als manch großer Medienkonzern. Und trotzdem: Der Küchentisch ist geblieben. Denn eines hat sich nicht geändert – meine Unabhängigkeit. Kein Verlag, keine Zwangsgebühren, keine Steuermittel. Nur Herzblut – und Sie.

Umso dankbarer bin ich, wenn Sie bei Ihren Weihnachtsgaben auch an mich denken. Jede Geste, ob groß oder klein, trägt mich weiter. Sie zeigt: Mein Engagement – mit all seinen Risiken, Angriffen und schlaflosen Nächten – ist nicht vergeblich.

1000 Dank dafür! Und eine frohe, besinnliche Advents- und Weihnachtszeit!

Der direkteste Weg (ohne Abzüge) ist die Banküberweisung:
IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71.

Alternativ sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – allerdings werden dabei Gebühren fällig. Über diesen Link

Auch PayPal ist wieder möglich.
Nicht direkt – aber über Ko-fi: Über diesen Link

(BITCOIN-Empfängerschlüssel: bc1qmdlseela8w4d7uykg0lsgm3pjpqk78fc4w0vlx)

Wenn Ihr Geld aktuell knapp ist – behalten Sie es bitte. Mir ist wichtig, dass niemand zahlen muss, um kritisch informiert zu bleiben. Ohne Ausnahme. Gleichzeitig bin ich umso dankbarer für jede Unterstützung, die keinen Verzicht abverlangt. Egal ob groß oder klein – jede Weihnachtsgabe ist ein wertvolles Geschenk für mich und gibt mir das, was in diesen Zeiten am kostbarsten ist: Motivation und Kraft.

Dafür: Ein großes Dankeschön– von ganzem Herzen!

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