Antisemitismus-Skandal erschüttert die Bundesliga Vereine rudern zurück, DFB gerät in Erklärungsnot

Von Kai Rebmann

Kann ein Profi, der sich selbst dem Verdacht ausgesetzt hat, mit dem Hamas-Terror zu sympathisieren, noch für die DFB-Auswahl spielen? Ja! Sagt zumindest der Regenbogen-DFB. Der ansonsten keine Gelegenheit auslässt, den Sport in politisch fast schon überkorrekter Weise zu instrumentalisieren. Jetzt durfte Yusuf Kabadayi am gestrigen Freitag beim Länderspiel der U20 in Portugal das Trikot der deutschen Nationalmannschaft tragen – so, als sei nichts gewesen!

Passiert ist aber eine ganze Menge. Am Dienstag hatte der an den FC Schalke 04 ausgeliehene Bayern-Profi auf Instagram ein Bild mit mehreren Palästina-Flaggen und drei erhobenen Fäusten gepostet. Dazu stand der Text zu lesen: „I stand with Palastine.“ Und das nur drei Tage nach dem barbarischen Hamas-Überfall auf die Zivilbevölkerung in Israel.

Irgendjemand in der PR-Abteilung seines Brötchengebers muss den 19-jährigen Profi aber wohl zurückgepfiffen haben. Der Post war auf Instagram keine Viertelstunde lang zu sehen, ehe er wieder gelöscht wurde. Dessen verstörender Inhalt war damit aber natürlich trotzdem in der Welt.

DFB hüllt sich in Schweigen

Stattdessen folgte eine Erklärung, in der praktisch jeder Satz mit „Ich“ oder „Mein“ beginnt: „Ich möchte für meinen Post um Entschuldigung bitten. Das war unüberlegt. Ich wünsche mir nur, dass beide Seiten friedlich leben können. Mein Beileid allen Opfern. Ich bin gegen den Krieg und jegliche Art von Unterdrückung. Ich bin ein Moslem und wir stehen nicht für Gewalt oder Terror. Ich unterstütze die unschuldigen Muslime wie alle Leidtragenden in diesem Krieg.“

Überzeugend klingt das nicht, zumal die frühesten Opfer „in diesem Krieg“ mit keiner Silbe direkt erwähnt werden, ganz im Gegensatz zu den „unschuldigen Muslimen“. Ähnlich dünn liest sich die Erklärung des aktuellen Vereins von Yusuf Kabadayi: „Der FC Schalke 04 verurteilt die Angriffe auf unbeteiligte Zivilisten und den Terror, der aktuell über das Land einbricht. Wir stehen an der Seite der Bevölkerung und gegen Krieg, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit.“ Nicht viel mehr als Standardsätze, die man in einer solchen Situation eben schreiben muss.

S04-Sportdirektor André Hechelmann beteuert, dass der Spieler „gleich verstanden“ habe, „dass dieser Post nicht nur mit Blick auf den Zeitpunkt völlig unpassend war.“ Sobald Kabadayi von seiner Länderspielreise mit der DFB-U20 zurück ist, soll der Vorfall in einem „persönlichen Gespräch“ aufgearbeitet werden.

Kein Grund zum Handeln sieht hingegen offenbar der DFB. Jedenfalls war aus dem Umfeld der Nationalmannschaft nichts zu dem Skandal zu hören. Und auch die Medien verfallen angesichts der Nominierung und Aufstellung Kabadayis für das Spiel in Portugal lieber in dröhnendes Schweigen. Oder ist es schlichte Schockstarre?

Wetten, dass der DFB die Länderspiele seiner A-Nationalmannschaft gegen die USA und Mexiko dazu nutzen wird, seine „uneingeschränkte Solidarität mit Israel“ zu bekunden und zu betonen, dass für Antisemitismus in Deutschland kein Platz sei? Was von diesen Fensterreden dann zu halten ist, zeigt der Umgang mit dem Fall Yusuf Kabadayi.

Zum Vergleich: Noch vor wenigen Wochen wurde in den Medien wild über eine möglicherweise trans- und homophobe Gesinnung von Felix Nmecha spekuliert, nachdem der bekennende Christ in den sozialen Medien verschiedene Beiträge zu diesem Thema gepostet hatte. In der Folge musste der Nationalspieler beim DFB zum Rapport antanzen. Selbst der zu diesem Zeitpunkt praktisch feststehende Wechsel von Wolfsburg nach Dortmund drohte zwischenzeitlich noch zu platzen.

Union-Profi ebenfalls unter Antisemitismus-Verdacht

Bereits am Montag veröffentlichte Aissa Laidouni, tunesischer Profi in Diensten von Union Berlin, ebenfalls auf Instagram einen ganz ähnlichen Post. Zu sehen sind auf dem Bild eine Palästina-Flagge und sechs zum Gebet erhobene Hände. Und auch hier ist es natürlich vor allem der wohl kaum zufällig gewählte Zeitpunkt, der den Post zu einem Skandal macht.

Auf reitschuster.de-Anfrage äußerte sich die Pressestelle der „Eisernen“ wie folgt (Auszug): „Den Post von Aissa Laidouni nehmen wir in diesem Zusammenhang [die „schrecklichen Angriffe auf Israel“] sehr ernst. Zu einem professionellen und rechtlich einwandfreien Umgang mit dem Verhalten eines Arbeitnehmers gehört auch, keine vorschnelle Interpretation vorzunehmen, ohne mit dem Spieler persönlich gesprochen zu haben. Ein solches Gespräch mit ihm und daraus folgend eine Beurteilung des Vorgangs wird es nach seiner Rückkehr von der Nationalmannschaft geben.“

Berliner Makkabi-Klub zieht drastische Konsequenzen

Zusätzliche Brisanz birgt dieser Fall, nachdem erst vor wenigen Tagen bekannt geworden war, dass der Oberligist TuS Makkabi Berlin den Trainings- und Spielbetrieb seiner Mannschaften in allen Sparten (u.a. Fußball, Basketball, Schach) bis auf weiteres einstellen muss. Begründet wurde dieser drastische Schritt seitens des jüdischen Klubs damit, dass die Sicherheit seiner Sportler und Mitglieder nicht mehr gewährleistet werden könne.

Dass es sich dabei um weit mehr als ein „nur“ subjektives Gefühl handelt, zeigt ein trauriger Vorfall aus dem November 2022. Vor Jahresfrist standen sich die A-Junioren von Hertha 06 und Tus Makkabi gegenüber. Dabei ist es zu antisemitischen Beleidigungen und Drohungen gekommen.

Wie die „BZ“ berichtet, sei den Makkabi-Spielern der Hitlergruß gezeigt worden. Zudem sollen Sätze gefallen sein wie: „Ich verbrenne euch und eure dreckige Fahne, ihr Bastarde, so wie die Deutschen das mit euch gemacht haben.“

Egrün Çakir, Hertha-06-Vorsitzender und Vater eines der damals ermittelten Täter, legte noch nach: „Mein Sohn wird sein komplettes Leben die Juden hassen – das weiß ich zu 100 Prozent. Da gibt es keinen, mit dem man sich hinsetzen und reden kann, sondern die sagen von vorneherein: Wir sind Juden, wir haben das Recht, wir können alles machen, was wir wollen.“

Gerne hätten wir von den Makkabi-Verantwortlichen eine Stellungnahme zu dem zumindest vorübergehenden Rückzug vom Trainings- und Spielbetrieb veröffentlicht. Eine entsprechende Anfrage blieb aber leider unbeantwortet.

Unter Beschuss – aber umso wichtiger ist Ihre Unterstützung!  

„Verschwörungsideologe“, „Nazi“ oder „rechter Hetzer“: Als kritischer Journalist muss man sich heute ständig mit Schmutz bewerfen lassen. Besonders aktive dabei: die öffentlich-rechtlichen Sender. Der ARD-Chef-Faktenfinder Gensing verklagte mich schon 2019, der Böhmermann-Sender ZDF verleumdete mich erst kürzlich als „Verbreiter von Verschwörungserzählungen“ – ohne einen einzigen Beleg zu benennen, und in einem Beitrag voller Lügen. Springer-Journalist Gabor Steingardt verleumdete mich im „Focus“, für den ich 16 Jahre lang arbeitete, als „Mitglied einer Armee von Zinn­soldaten“ und einer „medialen Kampf­maschine“ der AfD. Auf Initiative des „Westdeutschen Rundfunks“ wurde ich sogar zur Fahndung ausgeschrieben. Wehrt man sich juristisch, bleibt man auf den Kosten in der Regel selbst sitzen. Umso wichtiger ist Ihre Unterstützung. Auch moralisch. Sie spornt an, weiter zu machen, und nicht aufzugeben. Ich danke Ihnen ganz herzlich dafür, dass Sie mir mit Ihrem Beitrag meine Arbeit ermöglichen – ohne Zwangsgebühren und Steuergelder.
Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

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