Von Daniel Weinmann
Es kann nicht sein, was nicht sein darf. So ließe sich das jüngste Beispiel der blauäugigen rotgrünen Klimapolitik auf den Punkt bringen. Brasiliens früherer rechtspopulistischer Präsident Jair Bolsonaro machte keinen Hehl daraus, die wirtschaftliche Entwicklung selbst auf Kosten der Umwelt voranzutreiben. Die Eindämmung der Abholzung des Regenwaldes war seine Sache nicht. Grund genug für die Bundesrepublik, brasilianisches Rindfleisch zu boykottieren, das laut Nichtregierungsorganisationen zum großen Teil auf abgeholzten ehemaligen Waldflächen produziert wird. Deutscher Verzicht als Vorbild für die Welt sozusagen.
Nicht nur Vegetarier hatten diese Haltung begrüßt. Auch vielen eingefleischten Carnivoren lagen die auf abgeholztem Regenwald entstandenen Produkte schwer im Magen. Doch was mit dem Amtsantritt von Luiz Inácio Lula da Silva Anfang Januar folgte, zeigt einmal mehr, dass bei Grünrot die Parteifärbung über der Moral steht.
Lula ist Linkspopulist und gilt entsprechend als Lichtgestalt. Brasilien werde „beweisen, dass es möglich ist, Wohlstand zu schaffen, ohne die Umwelt zu zerstören“, tönte der 77-Jährige kurz nach seinem Wahlsieg. Dazu wolle er die Abholzung des Amazonas bis zum Jahr 2030 auf Null senken. Auf der Weltklimakonferenz wurde er gefeiert, als er ankündigte, den Waldschutz und den Kampf gegen den Klimawandel zu einer Priorität seiner Regierung zu machen.
Grünes Licht für den Anbau von genverändertem Weizen
Berlin ließ sich sofort blenden und sicherte Lula 200 Millionen Euro Steuergelder als Anschubfinanzierung für Klima- und Umweltschutzmaßnahmen zu. Weitere Gelder sollen fließen. Auf ihrer gemeinsamen Reise nach Brasilien streckten Wirtschaftsminister Habeck und Agrarminister Özdemir der Lula-Regierung ostentativ die Hand aus.
Was insbesondere Rotgrün verdrängte: Der neue Hoffnungsträger der Klimabewegung war zwischen 2003 und 2011 schon einmal Brasiliens Präsident – und für eine hohe Abholzungsrate von durchschnittlich etwa 15.600 Quadratkilometern pro Jahr verantwortlich. Der als böse verschriene Rechtspopulist Bolsonaro schaffte jährlich durchschnittlich „nur“ rund 11.400 Quadratkilometer.
Lula blieb seiner Linie auch als wiedergewählter Präsident treu: In den ersten drei Monaten dieses Jahres erstreckte sich die Abholzung des Amazonas mit 844 Quadratkilometern über die zweithöchste jemals in diesem Zeitraum verzeichnete Fläche. Zugleich gab Lula grünes Licht für den Anbau von genverändertem Weizen, das Vorhaben vom Ölkonzern Petrobras, im ökologisch hochsensiblen Amazonas-Mündungsbecken Erdöl zu fördern.
»Zu hoffen, dass mit Bolsonaros Abwahl alles wieder gut wird, war naiv«
Nun wird die deutsche Vorbildfunktion für den Rest der Welt ad absurdum geführt. Laut „Welt“ darf Rindfleisch aus Brasilien nämlich künftig „nach jahrelanger Abstinenz oder erstmals nach Mexiko (110 Millionen Einwohner), China (1,3 Milliarden) und in eine Handvoll arabische Staaten (120 Millionen Einwohner) geliefert werden, die mit dem Israel-freundlichen Bolsonaro auf Kriegsfuß standen“.
Lars-André Richter, der für die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung die politische Lage in Brasilien verfolgt, lässt sich nicht von den wohlfeilen Worten – und Taten – der Bundesregierung blenden. Schon im Februar entlarvte er gegenüber der „Welt“ die Scheinheiligkeit von Habeck, Özdemir und Co: „Lula zeigt, dass er zumindest in internationalen Fragen nicht viel anders tickt als sein viel geschmähter Vorgänger Bolsonaro. Zu hoffen, dass mit dessen Abwahl alles wieder gut wird, war naiv.“
Nach meiner Operation muss ich meine Arbeit ruhiger angehen. Dazu haben mich die Ärzte eindringlich aufgefordert. Und ich glaube, das bin ich meinen Nächsten, meinem Team und auch Ihnen schuldig. Umso mehr bin ich Ihnen dankbar für Ihre Unterstützung! Sie ist auch moralisch sehr, sehr wichtig für mich – sie zeigt mir, ich bin nicht allein und gibt mir die Kraft, weiterzumachen! Und sie gibt mir die Sicherheit, mich ein wenig zurücklehnen zu können zur Genesung. Auf dass wir noch ein langes Miteinander vor uns haben! Herzlichen Dank!
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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
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