Es gibt Geschichten, die kann man sich nicht ausdenken, weil sie niemand für glaubhaft halten würde. Doch Deutschland liefert sie – und das immer wieder. Am ersten Weihnachtstag erreichte mich ein Brief aus Berlin, der auf wundersame Weise den weiten Weg zu mir nach Montenegro fand. Der Absender? Die Stromnetz Berlin GmbH. Der Inhalt? Eine Rechnung über 11,65 Euro für den Betrieb einer Strommessstelle. Die Abrechnungsperiode? 1. November 2019 bis 31. Mai 2020.
Ja, Sie haben richtig gelesen: Eine fünf Jahre alte Forderung. Für etwas, das sich kaum einer ausdenken könnte: den Messstellenbetrieb. Nicht der Stromverbrauch selbst, sondern eine Bagatelle für Verwaltungskosten. Und das Ganze natürlich inklusive Umsatzsteuer, denn ohne die läppischen 1,86 Euro Steueraufschlag wären wir noch nicht einmal über der magischen Grenze von 10 Euro. Aber warum sollte man sich mit Details wie der dreijährigen Verjährungsfrist beschäftigen?
Es ist ein herrliches Beispiel dafür, wie der deutsche Staat tickt: mit aller Härte, wo es einfach ist – und mit maximaler Kapitulation, wo es schwierig wird.
Brillanz im Detail, Resignation im Wesentlichen
Es gibt bei diesem Vorgang so viele absurde Punkte, dass man nicht weiß, wo man anfangen soll. Warum wird diese Forderung erst fünf Jahre später gestellt? Warum gibt es keine Begründung oder Erklärung, warum ausgerechnet jetzt, quasi in ein neues Jahrzehnt hinein, plötzlich dieser lächerliche Betrag auftaucht? Und warum verschwendet ein Unternehmen, das dem Land Berlin gehört, die ohnehin knappen Ressourcen der Verwaltung, um eine Forderung einzutreiben, die längst verjährt ist?
Denn genau das ist sie: verjährt. Jeder Erstsemester-Jurist könnte das bestätigen. Und trotzdem hat sich offenbar jemand hingesetzt, um diese Forderung zu stellen und ein anderer hat es durchgewunken. Wahrscheinlich aufwendig im System geprüft, genehmigt, in die Buchhaltung eingespeist und schließlich verschickt. Da fragt man sich: Sind die in Berlin eigentlich komplett irre geworden?
Das System funktioniert – nur nicht, wo es sollte
Hier zeigt sich, wie effizient der deutsche Staat im Kleinen agieren kann. 9,79 Euro netto. Eine Bagatelle. Doch dafür wird akribisch gearbeitet, geprüft und verschickt. Ein funktionierendes System? Vielleicht. Doch genau diese „Brillanz“ verpufft im Großen. Schauen wir auf die andere Seite der Medaille: Da gibt es in deutschen Krankenhäusern offenbar Ärzte, die gar keine sind – und über Jahre unbehelligt operieren (siehe hier). Derartige Skandale ziehen sich durch Behörden, Unternehmen und Institutionen, ohne dass es Konsequenzen gibt. Doch wehe, ein Bürger bezahlt seine Messstellenrechnung nicht. Da wird die Maschinerie angeworfen, selbst wenn die Forderung fünf Jahre alt und längst hinfällig ist.
Es ist ein Sinnbild des deutschen Staatswesens: kleinlich, wenn es einfach ist, kapitulierend, wenn es schwierig wird.
Von Bagatellen zum Ernst der Lage
Natürlich könnte man das Ganze als harmloses Kuriosum abtun. Ein absurdes Einzelstück, das für ein Lachen sorgt und dann schnell vergessen wird. Doch das wäre zu einfach. Diese Geschichte ist der perfekte Spiegel für den Zustand Deutschlands.
Hier hat der Staat alle Ressourcen, um 9,79 Euro netto nach fünf Jahren zu verfolgen, aber keine Mittel, um ein funktionierendes Krisenmanagement zu etablieren. Während Bagatellen wie diese mit maximalem Aufwand verfolgt werden, zerbricht die Infrastruktur des Landes. Das Stromnetz wird vielleicht noch gewartet, aber das System bricht längst unter der Last der Ignoranz zusammen.
Und während staatliche Institutionen wie diese ihre Mitarbeiter auf die Jagd nach ein paar Cent schicken, bleibt das große Bild auf der Strecke: Ob in Magdeburg, wo sich der Staat als handlungsunfähig präsentierte, oder bei der schleichenden Erosion des Rechtsgefühls. Ein Staat, der so handelt, verliert den Respekt seiner Bürger – und zwar zu Recht.
Ein Weihnachtsgeschenk der besonderen Art
Ach ja, und weil es so schön passt: Die Rechnung erreichte mich genau zu Weihnachten. Ein Fest der Freude, eine Zeit des Gebens. Und so bekam ich, ganz im Sinne des Berliner Staatsunternehmens, dieses Geschenk. Ironischerweise hat mich der Brief nur durch Zufall erreicht. Denn die Adresse, an die er gesendet wurde, habe ich seit über dreieinhalb Jahren nicht mehr. Hätte ich ihn also nicht über Umwege per E-Mail bekommen, wäre dieses absurde Schauspiel schon im Ansatz gescheitert.
Dabei ist dieses „Weihnachtsgeschenk“ aus der Hauptstadt noch ganz harmlos. Wenn man es damit vergleicht, was ich an Heiligabend 2019 für ein „Geschenk“ der anderen Art erhielt: Damals wurde mir vom Gericht die Klage des damaligen ARD-Faktenfinder-Chefs Patrick Gensing zugestellt – pünktlich zum Fest (siehe hier). Die deutsche Bürokratie hat ein Faible für besondere Zeitpunkte. Damals war das, was ein Stolperstein für mich werden sollte, genau das Gegenteil: Es war für mich der Anstoß dafür, dass meine Seite zu dem wurde, was sie ist. Den späteren Prozess verlor ARD-Mann Gensing mit Pauken und Trompeten, es war eine schallende Ohrfeige. Und nur das kollektive Schweigen der großen Medien darüber, die Journalisten-Omertà, ersparte ihm die landesweite Blamage (siehe hier). Heute haben wir es dagegen nur mit einem vergleichsweise kleinen Stück Realsatire zu tun, das aber dennoch einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt.
Denn dieses kleine Beispiel zeigt, dass Deutschland sich im Detail verliert – und dabei den großen Zusammenhalt aufgibt. Ein Land, das bürokratisch effizient, aber politisch völlig von der Rolle und desorientiert ist. Ein Land, das die Bagatellen aufbläst und die wirklich wichtigen Dinge bagatellisiert. Und sich damit um seine Zukunft bringt.
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