Chronik einer Krankheit: Der Amtsarzt Kollateralschäden gehen auf Sendung

Ein Gastbeitrag von Johanna und Frank Wahlig

Der Film „Der Journalist“ über Boris Reitschuster ging mit 500.000 Zuschauern an den Sendestart. Alle zwei Wochen geht ein neuer Kurzfilm KOLLATERAL auf Sendung. Die nachdenklichen, verstörenden, bedrückenden Schicksale von Menschen, die an politischen Maßnahmen leiden, wurden erstmals als Serie „Kollateralschaden“ bei reitschuster.de veröffentlicht und gehen jetzt auf zehn Kanälen an den Start.

In Episode 5 der epischen Dokumentation „Corona. KOLLATERAL“, „Der Amtsarzt“, berichtet der Epidemiologe Dr. Friedrich Pürner aus Aichach in Bayern von seiner Entlassung als Leiter des Gesundheitsamtes und seinem Weg durch die Krise.

Der Amtsarzt

Auf seinem Fachgebiet macht Dr. med Friedrich Pürner keiner etwas vor. Über Jahrzehnte hat sich der Epidemiologe und Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen aus Bayern Reputation und Ansehen erworben. Infektionskrankheiten und damit einhergehende Krisen – das ist sein Fachgebiet. Sechs Jahre war der 54-jährige Arzt im Frauengefängnis in Aichach in Bayern. Infektionskrankheiten, Geschlechtskrankheiten, Drogenkrankheiten. Dr. Pürner behandelte Patientinnen, die nicht ganz oben auf der gesundheitspolitischen Agenda stehen. Danach leitete er eine Taskforce Infektiologie am Münchner Flughafen. Dann wird er Leiter des Gesundheitsamts in Aichach bei Augsburg. Mit Epidemien kennt er sich aus. Das große Problem seien weniger die Krankheiten als die Schwachstellen des deutschen Gesundheitssystems. Er kennt sie und benennt sie. Im November 2020 wird er als Gesundheitsamtsleiter entlassen.

Die Politik entfernt den Mediziner

Der Amtsarzt hinterfragt die Politik und die Empfehlungen der gesundheitspolitischen Berater. Die Politik entfernt den angesehenen Mediziner von seinem Posten als Leiter eines Gesundheitsamtes. Der Grund dafür: Der Facharzt möchte die politischen Coronamaßnahmen diskutiert wissen und bringt seine medizinische Expertise ein.

„In der Coronakrise werden die Fehler im deutschen Gesundheitssystem deutlich wie nie zuvor“, erklärt der Amtsleiter. Er legt den Finger in die Wunde der Gesundheitspolitik und der politischen Coronamaßnahmen. Seine Geschichte erzählt er selbst im Film „Der Amtsarzt“.

Ein Arzt für die Bevölkerung, nicht für die Politik

Der Arzt wird versetzt ins Homeoffice. „Mancher Kollege fände das sicher ganz gemütlich“, vermutet Pürner, aber der leidenschaftliche Arzt aus Aichach kann nichts Gutes daran finden.

„Ich bin Beamter“, sagt er im Film. „Und die mir anvertraute Bevölkerung nehme ich ernst.“ Außerdem sei er Arzt. Und der Arzt habe seine Vorstellungen von Ethik und Moral. Und als Arzt sei er schließlich für die Bevölkerung da und nicht für Parteien und Politik. Und dann gebe es auch noch den Privatmenschen. Motorradfahrer, Bergsteiger. Mit seinen Hunden ist er viel unterwegs. Und: Vater von drei Söhnen, zwischen 17 und 19 Jahre alt. Und der möchte ein Vorbild sein. Sagen, wenn etwas nicht stimmt. „Dinge benennen, die falsch laufen, auch wenn es die Karriere kostet.“

Pandemische Ausbreitung von Unsicherheit und Angst

Nach seinem Ausstieg macht der Amtsarzt, was er schon immer wollte: Er schreibt ein Buch. Über das kranke Gesundheitssystem. Was ihn als Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen besonders umtreibt, ist das unverantwortliche Spiel der Politik mit der Urangst der Menschen vor Krankheit und Tod. Mit auch für medizinische Laien bestechender Logik entlarvt er im Buch die 25 gängigsten Narrative, die von Politik und Medien befeuert wurden. Friedrich Pürner hinterfragt das Narrativ des Schutzes von Community-Masken ebenso wie die Alternativlosigkeit der Lockdowns bis hin zur drohenden Triage in Krankenhäusern. Politik, Medien und ihre Narrative hätten in der Bevölkerung vor allem eines bewirkt: Eine pandemische Ausbreitung von Unsicherheit und Angst.

Diagnose Pan(ik)demie von Dr. med. Friedrich Pürner ist im Langen Müller Verlag München erschienen.

Wer aus seinem beruflichen oder privaten Leben einen „Kollateralschaden“ melden möchte: Vertraulich und persönlich, per E-Mail an [email protected].

 

 

 

 
Johanna Wahlig ist Politologin, Journalistin und Unternehmerin. Frank Wahlig ist Historiker und war 30 Jahre lang ARD-Hauptstadtkorrespondent.
 
Bild: screenshot KOLLATERAL#5 – Der Amtsarzt OvalMedia
Text: Gast
 

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