Clan-Konflikt in Berlin eskaliert: „Ganze Horden im Urzustand“ Notaufnahme musste mit Maschinenpistolen gesichert werden, Helfer psychologisch betreut

Es waren Szenen, wie man sie sich früher in der Bundesrepublik eher schwer vorstellen konnte. Und dafür umso mehr in Beirut oder Bagdad. Ein Unfall führte zu einem massiven Konflikt in der Clan-Szene – die man nach dem Willen von vielen Rot-Grünen gar nicht mehr so benennen darf. So als ob das Verbot, das Problem auszusprechen, das Problem lösen könnte. Auswirkungen hatte der gewaltsame Streit bis ins Krankenhaus.

„Im Graefekiez in Berlin-Kreuzberg ist es in der Nacht zu Sonntag zu einer folgenschweren Auseinandersetzung zweier Gruppen aus dem Clan-Milieu gekommen“, wie der Berliner „Tagesspiegel“ und die „B.Z.“ berichten. Es soll mehrere Schwerverletzte geben.

Gegen 20:30 Uhr rammte demnach ein Angehöriger einer der Clan-Familien mit mehreren Insassen geparkte Autos. Eine Gruppe aus zehn bis fünfzehn Männern soll daraufhin auf den Wagen zugestürmt sein und die Fenster eingeschlagen haben, wie es in dem Bericht heißt: „Dabei entdeckten die Männer offenbar, dass der Fahrer in der Nacht zuvor schon in einen milieuinternen Streit verwickelt war – nach Tagesspiegel-Informationen hatte es am Samstag um 3 Uhr im Neuköllner Schillerkiez eine blutige Auseinandersetzung gegeben. Nun bekamen, so vorläufige Erkenntnisse, beide Seiten Verstärkung aus ihren Familien.“

In der folgenden Auseinandersetzung wurden demnach Messer und offenbar auch Schreckschusswaffen eingesetzt, wie der „Tagesspiegel“ schreibt. Wie ein 19-Jähriger dabei eine Schussverletzung an einem Bein erlitt, wenn nur Schreckschusswaffen im Spiel waren – diesen Widerspruch löst das Blatt nicht auf. Ein 43-Jähriger erlitt mehrere Stichverletzungen am Rumpf, ein anderer 19-Jähriger Verletzungen durch Schläge auf den Kopf.

Angehörige brachten dem Bericht zufolge die drei Verletzten in das nahegelegene Urban-Krankenhaus. „Die Polizei rückte an, weil viele Angehörige der Opfer die Notaufnahme blockierten. Das ist nach Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen polizeibekannter Großfamilien üblich“, schreibt das Blatt.

Erstaunliche neue Sitten – wenn das Anrücken der Polizei ins Krankenhaus standardmäßig notwendig ist, weil Angehörige die Notaufnahme blockieren. Laut „Welt“ musste der Bereich in dem Krankenhaus durch Beamte mit Maschinenpistolen gesichert werden. Der Hintergrund: „In den letzten Jahren kam es in solchen Situationen immer wieder zu Angriffen auf Pflegekräfte, Ärzte und andere Patienten“, so der Tagesspiegel.

Dass Mitarbeiter der Klinik nicht zu Schaden gekommen seien, wird dabei sogar extra vermerkt. Das muss man sich mal vergegenwärtigen: Es hat Nachrichten- und damit Neuigkeitswert, dass keine (!) Klinik-Mitarbeiter zu Schaden gekommen sind. Sie hätten „sehr besonnen reagiert und die drei Verletzten sehr professionell versorgt“, sagte Kliniksprecher Christoph Lang der Deutschen Presse-Agentur. Ihnen werde jetzt psychologische Betreuung angeboten. „Und es wird in Teambesprechungen auch noch aufgearbeitet.“

Die Helfer brauchen also psychologische Betreuung, nachdem sie geholfen haben. Warum genau, erfährt man in den Medien-Berichten nicht. Auch verwickeln sich die Medien in Widersprüche: Warum brauchen die Helfer psychologische Betreuung, wenn niemand zu Schaden gekommen ist? Oder gelten in Sachen Clan-Kriminalität nur noch körperliche Schäden als Schaden, nicht aber psychische?

Insofern drängt sich der Verdacht auf, dass hier verharmlost wird. Denn Helfer sind in der Regel einiges gewohnt. Wenn sie psychologische Betreuung brauchen, muss also einiges vorgefallen sein. Notfälle mussten während der Zeit in andere Kliniken gefahren werden.

„Bis in den Sonntagmorgen beobachteten Ermittler des Landeskriminalamtes einzelne Clan-Treffs, um auf etwaige Revierkämpfe unter den Familien schnell reagieren zu können“, schreibt der Tagesspiegel.

In der Hauptstadt gebe es „eine ganze Reihe an testosterongeladenen Protagonisten“, so der Kommentar des Sprechers der Gewerkschaft der Polizei in Berlin, Benjamin Jendro, zu dem Vorfall. Diese würden beim Konkurrenzkampf in Bereichen der Organisierten Kriminalität – wie Prostitution, Schutzgelderpressung oder Drogenhandel – auch nicht vor Waffengewalt zurückschrecken. „Manchmal reicht ein schiefer Blick oder eine Bemerkung, damit ganze Horden wie im Urzustand mit Schlägern, Macheten oder Schusswaffen aufeinander losgehen“, sagte Jendro dem „Tagesspiegel“.

Erstaunliche Zustände in einem Land, das von seinem Präsidenten und dessen Gesinnungsgenossen als „bestes Deutschland aller Zeiten“ bezeichnet wird. Und eine erstaunliche Berichterstattung darüber. Aber beides bedingt einander.

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Bilder: Screenshot Youtube-Video WELT Nachrichtensender

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