Ein Gastbeitrag von Tobias Mindner
Gibt es eine Corona-Krise? Eindeutig ja. Offensichtlich für jeden ist: Die Krise ist zunächst das Fieber einer Gesellschaft. Einer fiebernden Gesellschaft, die augenscheinlich lähmende Angst vor Krankheit und Tod hat. 99,99 Prozent aller Menschen sind indes nicht von einem Virus, sondern von diesem hitzigen Fieber betroffen. Rein sekundär also. Offensichtlich für jeden ist auch, 100 Prozent aller Menschen haben das Virus noch nie mit eigenen Augen gesehen (Dafür ist es schlichtweg zu klein. Was gegebenenfalls Forscher zu sehen glauben, sind allenfalls Konstrukte – in Wirklichkeit sind es LEDs auf Computerbildschirmen, die ein Programm ausrechnet, welches „Elektronenmikroskop“ heißt.).
Die Krise ist die Reaktion des Staates auf eine zunächst ex cathedra verordnete Seuche. Diese Reaktion nennen die einen „Schutz“ und „Vorsorge“, die anderen „Entmündigung“ und „Freiheitsberaubung“. Der Feind, ein Häufchen Nichts, ist augenscheinlich ein hochgeschriebener Feind. Vielleicht sollte das Hochschreiben im Inneren Zusammenhalt erzeugen, die gesellschaftliche Abwehr stärken und nebenher starkes politisches Handeln legitimieren. (Um die Macht der Minderheit qua Angst der Mehrheit zu befestigen.) Weder das eine noch das andere funktioniert. Das Gesellschaftsfieber spaltet in jeder Richtung. Zwischen Rechts und Links, zwischen Oben und Unten, zwischen Ängstlichen und Mutigen. Gerade, weil der Feind unsichtbar ist, kann jeder ihn gebrauchen, wie er will. Und davon glauben, was er möchte. Ihn benutzen als Argument für dieses oder jenes. Oder als Gegenargument. Da er unsichtbar ist, kann man ihn kaum stoppen, kann er überall aus dem Hinterhalt zuschlagen. Das glauben die einen. Die anderen glauben, dass ein Feind, der nicht sichtbar ist – weder in sich selbst noch kaum in seiner Wirkung – nur benutzt wird für andere Zwecke.
Die Wirkung aber sei doch sichtbar, sagen Sie? Was ist mit den Infizierten, den Kranken, den Toten gar? Schauen wir auf die Fakten, am Beispiel von Thüringen – dem kleinen Freistaat inmitten Deutschlands. Der ist noch halbwegs überschaubar. Sollte der kleine Feind etwa einen Bogen um ein kleines Bundesland machen? Um das Herz des Landes, nur deswegen, weil es angeblich grün ist? Das Thüringer Gesundheitsministerium zeigt auf seiner Startseite im Netz eine bedrohlich aussehende statistische Kurve. Onkel Dagobert bekäme Dollarzeichen in den Augen, zeigte sie seine Geschäftszahlen: Märchenhaft ansteigend und obwohl wochenaktuell, der höchste Wert immer genau am Ende. Und immer noch ein gutes Stückchen höher als der vorherige.
Was soll die Grafik vermitteln – und was zeigt sie wirklich? Sie soll angeblich die „Neuinfektionen“ vor Ort darstellen. Ja, es stimmt zwar (vorausgesetzt, die Zahlen sind richtig), es gibt auch hier deutlich mehr „positiv Getestete“, also „Infizierte“, pro Woche und Tag als beispielsweise in den Sommermonaten. Und warum? Wir wissen es längst: Weil von Woche zu Woche mehr Menschen getestet werden. Auf ganz Deutschland bezogen: Waren es in Kalenderwoche 11 beispielsweise noch 127 000, so drei Wochen später bereits gut dreimal so viele; seit Anfang des Sommers stiegen die Testzahlen recht gleichmäßig bis über anderthalb Millionen (KW 44: 1 626 132). Bisher gab es insgesamt über 26 Millionen (!) Testungen. Exakt mit Beginn des zweiten „Lockdowns“ werden übrigens erstmals wieder weniger Menschen getestet. Nanu? Doch nicht etwa, um die „Infektionszahlen“ prompt sinkend darzustellen? Richtig ist, dass die relative Zahl der „positiv Getesteten“ innerhalb der Gesamtheit in den letzten Wochen gestiegen ist, von unter 1 % auf zuletzt 9 %. Das hat mit der besseren Vorauswahl unter sogenannten Risikogruppen zu tun, getreu dem publizierten RKI-Motto „Testen, testen, testen, – aber gezielt!“ Ferner passt es auch zur kühleren Jahreszeit – und ist dennoch überraschend klein. Die sogenannten Positiv-Zahlen bei Rhinoviren (Schnupfen, Erkältung) liegen bei Testungen zwischen 60 und 80 Prozent! Und zum Vergleich in absoluten Zahlen: Laut RKI sei im kommenden Winter durchaus mit 2,5 – 3 Millionen Atemwegserkrankungen aller Art („akute respiratorische Erkrankung, ARE“) zu rechnen, deutschlandweit. Demgegenüber mögen bundesweit vielleicht 10.000 tatsächliche COVID-Erkrankungen mit „leichtem Verlauf“ stehen, etwa 0,012 Prozent der Gesamtbevölkerung. Letzteres sagt das RKI so nicht, doch jeder kann es sich aus dessen Zahlen leicht selbst hochrechnen.
Das alles folgt exakt dem „Szenarienpapier“ des Bundesinnenministeriums („Wie wir Covid19 unter Kontrolle bekommen“) vom März des Jahres, demnach man durch unglaublich hochgefahrene und massenweise durchgeführte Testungen die Gefährlichkeit des feigen Winzlings zu zeigen versucht. Wortwörtlich: „Großflächiges Testen vermittelt den von Ausgangssperren betroffenen Bürgern ein aktives Krisenhandeln des Staates.“ Es ist von „größtmöglicher Erhöhung“ der Testkapazitäten die Rede. Auch müsse eine „umfassende Mobilisierungskampagne“ gestartet werden, „Devise: es kommt etwas sehr Bedrohliches auf uns zu, wir haben die Gefahr aber erkannt und handeln entschieden“. In dem Papier ist von einer „Holzhammer“-Methode die Rede – davon, wie man Angst und Schrecken verbreitet, um „die gewünschte Schockwirkung zu erzielen“. Die Verfasser geben sich keine Mühe zu verhehlen, daß sie die absolute Mehrheit der eigenen Bürger bestenfalls für ahnungslose Naivlinge, eher wohl schlafende Dummköpfe halten, die man über die Medien nach eigenem Wunsch zu manipulieren habe. Selbst wenn das einem guten Zweck – dem Zweck des Schutzes eben dieser Bürger – dienen sollte, dürfte man das Papier noch mindestens dreist nennen, nämlich unglaublich bevormundend und herablassend. (Dass die Bevormundung dann noch geradezu wortwörtlich sichtbar werden muss durch das allgegenwärtige Maskentragen, zeigt die Wahrheit der Aussage.)
Das „Szenarienpapier“ ist, nebenher bemerkt, die Offenbarung dessen, dass die Autoren nicht im mindesten an eine Demokratie glauben, an eine vernünftige Willensbildung einer aufgeklärten und informierten Bevölkerung. Der Titel hätte also nicht „Wie wir COVID19 unter Kontrolle bekommen“ heißen müssen. Sondern ehrlicher: „Wie wir die Bürger unter Kontrolle bekommen“. Ja. Denn da ist unverblümt von längerfristigem „Einsatz von Big Data“ und „Location Tracking“ die Rede, vermutlich dem Traum jeder wackelnden (und ängstlichen) Regierung. Und davon eben, wie man Angst erzeugt, um die Folgsamkeit des Volks zu erhöhen: Es müssten „die konkreten Auswirkungen einer Durchseuchung verdeutlicht werden“; unter anderem, indem man erzählt, wie Menschen „qualvoll um Luft ringend zu Hause sterben“, wobei ja „das Ersticken oder um-Luft-ringen für jeden eine Urangst“ sei. Das Hauptwort „Urangst“ dabei unterstrichen. (Falls Sie mir nicht glauben: Das Papier ist nach wie vor auf der Seite des „Bundesministerium des Innern“ als PDF einzusehen. Stichwort „Szenarienpapier COVID19“ bei einer Suchmaschine genügt bereits.)
Warum soll diese Angsterzeugung nötig sein? Weil quasi niemand Kranke und Sterbende persönlich sehen wird. Auch das wussten die Autoren bereits vorab. Weil quasi überhaupt nichts von einer sogenannten Seuche weit und breit zu sehen ist. Die Zahlen sind klar. Wie viele Menschen in Thüringen also sind nun erkrankt am Coronavirus, haben typische Symptome? Wir waren etwas abgekommen, durch die Weite des Themas. Das zuständige Gesundheitsministerium zählt, man möchte fast sagen lustvoll, die Gesamtzahl der bisher „stationär Behandelten“ auf – also die übers ganze Jahr bisher zusammengezählten Fälle: 1055 Patienten, davon 157 mit „schwerem Verlauf“. (Stand 3.12.; reale Grippekranke gab es im gleichen Zeitraum, soweit gemeldet, übrigens 9 300.) Das sind im ersten Fall 0,044 Prozent aller Einwohner des Landes, im zweiten Fall, „schwerer Verlauf“, 0,007. Ich wiederhole, denn Sie haben richtig gelesen, aber womöglich noch nicht richtig verstanden? 0,007 Prozent! Und das kumulativ gerechnet, also anhäufelnd – die allermeisten derer sind längst wieder gesund über die Monate; und die allermeisten hatten bei den „einfachen Verläufen“ entweder das, was man bei einer winterlichen Angina oder einer Frühjahrserkältung halt so hat: ein, zwei Tage Gliederschmerzen, Husten, Kopfschmerzen, ein bißchen Mattigkeit („Dagegen hilft Wick MediNait – Erkältungssaft für die Nacht. Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“ Behauptet der Hersteller.).
Gut getarnte Wahrheiten
Oder sie hatten also „schwere Verläufe“: Diese kann man statistisch gut erfassen anhand des Behandlungsortes, nämlich auf der Intensivstation. 150 Menschen auf ITS-Stationen in Thüringer Krankenhäusern waren gezählte „Covid19-Fälle“, also jene 0,007 Prozent. Und lagen sie wegen oder mit „Covid19“ dort? Die Aussage des „Deutschen Intensivregisters“ dazu, von dem alle diese Zahlen in Kooperation mit dem RKI stammen, dazu auf Anfrage: „Es werden tatsächlich alle positiv getesteten Patienten auf der Intensivstation als Covid-19-Patienten geführt, also auch der … (schwere) Beinbruch, der zufällig noch positiv getestet wurde.“ Tatsächlich sind die auf den ITS-Stationen behandelten Patienten weit überwiegend solche Schwerkranken, die wegen völlig anderer Beschwerden dorthin gelangen. Die Risikofaktoren seien, nochmal das „Intensivregister“ dazu, „Alter, Diabetes, starkes Übergewicht, Bluthochdruck“; ferner landen Patienten bisweilen natürlich nach schweren Operationen dort. Zumal solchen, deren Operation schiefgeht (denn gestorben werden darf, so geben ehrliche Chirurgen unumwunden zu, möglichst nicht im Operationssaal, sondern besser nachfolgend auf der ITS. Sonst droht dem Behandler unangenehmer Papierkrieg). Man kann klar erkennen: Sehr wenige Patienten werden intensivmedizinisch betreut allein wegen schwerer Corona-Symptome. Viele werden wegen ganz anderer Leiden, aber „positiver Testung“ dort betreut. Beide Gruppen werden als COVID19-Fälle gezählt. Und trotzdem sind das immer noch verschwindend wenig, gemessen an allen Kranken oder gar der Gesamtzahl der Bevölkerung, den Gesunden also. Insofern darf man sagen, das erwähnte Thüringer Gesundheitsministerium verbreitet so gut getarnte Wahrheiten, dass man sie Lügen nennen muss. Oder zumindest bösartige Propaganda.
Eine Seuche? Ohne Zweifel – vor allem in vielen Köpfen. Als sogenannte „seltene Krankheit“ gilt in Deutschland (laut Bundesgesundheitsministerium) eine, die zur gleichen Zeit 5 von 10000 Menschen niederwirft, 0,05 Prozent aller. Die Zahl aller bisher „ernsten“ COVID-Fälle (vergleichbar einer schweren Grippe) liegt im Freistaat bisher, wie gesagt, kumulativ bei 0,007 Prozent. Und selbst die ärgsten Angsthabenden oder Angstverbreitenden erwarten keinesfalls mehr also allerhöchstens 0,5 Prozent, egal, unter welchen Umständen auch immer. Mit hektischer Abwehr oder ohne. Mit Lockdown oder ohne. Mit Masken oder ohne.
Wahr ist ja auch: Die meisten Menschen, die auf den ominösen Genschnipsel-Test PCR anspringen, der laut Herstellerangaben nicht geeignet ist für diagnostische Zwecke, merken so wenig von ihrer angeblichen oder tatsächlichen „Infektion“, wie sie vorher davon wussten. Nämlich nichts. Sowenig wie von Hausstaubmilben oder Pollen oder Bakterien, die alle stets und ständig herumschwirren und völlig selbstverständlich Teil des Großen und Ganzen sind. Genauso wie Bienen und Schmetterlinge und Luftmoleküle. Das RKI gibt selbst zu, seine veröffentlichten „Fallzahlen“ sagten wenig aus über eine reale Krankheit: Von den bisher deutschlandweit ungefähr 860 000 seit Jahresbeginn „positiv Getesteten“ seien die meisten „nicht symptomatisch erkrankt“. Ob es wahr ist, was der Präsident Tansanias Anfang Juni erklärte – nämlich, von seiner Regierung an Labore eingesandte Papayas, Motoröl und Ziegen seien bereits positiv getestet worden auf COVID, lassen wir dahingestellt. Wahr ist jedenfalls, dass auch hierzulande schon mehrfach Messfehler ruchbar wurden, die nur erstaunen können: So wurden beispielsweise in Halle an der Saale und bei Fulda reihenweise Sportler zur gleichen Zeit einmal positiv und einmal negativ getestet – nur eben von verschiedenen Laboren.
Ganz verschiedene Ängste
Ja, zweifellos haben viele Menschen Angst. Die einen vor dem Virus. Die anderen vor dem Überwachungsstaat. Die dritten vor Armut im Zusammenhang mit der Krise. Und alle hätten damit im Hintergrund Angst vor dem Sterben, so fasst es der Schweizer Historiker Daniele Ganser zusammen. Welche Angst ist begründeter? Es gibt veröffentlichte Umfragen, die belegen, dass zumindest eine nennenswerte Zahl von Menschen Angst vor Ansteckung oder Krankheit hat. Und auch solche, welche die Angst vor Armut darstellen. Aufschlussreich ist dabei, dass es nahezu keine publizierten Umfragen dazu gibt, wie viele Menschen Angst vor einem Überwachungsstaat und dessen „Abwehrmechanismen“ haben (Die werden üblicherweise lieber in Bausch und Bogen als asoziale Verschwörungstheoretiker benamst.). Man kann hier nur vermuten anhand von Händler-Aufforderungen wie „Bitte setzen Sie eine Maske auf, sonst muss ich Strafe bezahlen“, oder anhand von Demonstrationsteilnehmern bei Anti-Corona-Demonstrationen (die Zahl derjenigen scheint mir mindestens auch im zweistelligen Prozentbereich zu liegen).
Zur erstgenannten Angst jedenfalls läßt sich leicht eine reale Zahl in Beziehung setzen. Im Jahr 2020 sind bisher etwa 9.500 aller Thüringer „positiv getestet“ wurden, nur ein Bruchteil davon also krank (Im gleichen Zeitraum gab es auch über 4000 ganz reale, schwere Magen-Darm-Infektionen.). 9.500 von 2,1 Millionen Thüringern ergeben 0,45 Prozent. Ich will meine Eingangsfeststellung mithin korrigieren: Nicht 99,99 sind von diesem Virus gar nicht betroffen, sondern 99,55. Die entscheidende Frage dazu: Würden Sie vorsichtshalber in Bus und Bahn mit Windel herumlaufen oder nur noch Steriles essen und trinken, um das fünffach höhere Risiko zu vermeiden, einige Tage mit Fieber und Durchfall im Bett zu liegen? Oder anders: Würden Sie mir 1000 Euro geben, wenn ich verspreche, daß Sie mit 0,45 prozentiger Wahrscheinlichkeit einige Milliarden dafür gewinnen?
Nun, Ängste sind heimtückisch, weil auch unsichtbar, immer irrational und schwer zu bekämpfen. Immerhin, es soll ja dann ganz bald einen Impfstoff geben, der im besten Fall völlige Sicherheit schafft. Für die Gruppe der Virusgeängstigten zumindest. Dazu die jüngste Aussage eines sozusagen offiziell anerkannten und allzu bekannten Fachmanns zum Thema, Professor Dr. Lothar H. Wieler, Fachtierarzt für Mikrobiologie und Leiter des Robert-Koch-Instituts: „Also wir gehen alle davon aus, dass im nächsten Jahr Impfstoffe zugelassen werden. Wir wissen nicht genau, wie die wirken, wie gut die wirken, was die bewirken; aber ich bin zuversichtlich …“. Für meine Wahrnehmung ist die Aussage nicht unbedingt das, was man von einem Experten erwartet, der einem Sicherheit vermitteln soll. Trotzdem kann man ganz sicher davon ausgehen, dass einige Milliarden herausspringen. Zumindest für die Impfstoff-Hersteller.
Nachtrag
Dieser Beitrag ist kein reiner Sachbericht im journalistischen Sinn, sondern eine leicht polemische Betrachtung. Polemische Betrachtungen sind unterhaltsamer als nüchterne Faktenberichte, leichter lesbar also. Trotzdem strikt faktenbasiert. Ich habe für meine Recherchen viele Dokumente und Statistiken des Robert-Koch-Instituts gründlich studiert, mit den Pressestellen des zitierten Intensivregisters gesprochen, mit Krankenhäusern und dem Gesundheitsamt vor Ort (Interessanterweise wollen immer alle zuerst wissen, für wen man arbeitet? Werden die veröffentlichten Aussagen und Zahlen je nachdem andere?). Ein Interview mit der Ministerin oder Staatssekretärin beim Thüringer Gesundheitsministerium wurde nicht gewährt. Angesichts einer angeblichen „Pandemie nationaler Tragweite“ nehme ich als Journalist erstaunlich wenig Auskunftsfreudigkeit gegenüber den Bürgern oder das im „Szenarienpapier“ gewünschte „aktive Krisenhandeln des Staates“ wahr. Das mag es geben – aber recht einseitig. Die Funke-Mediengruppe, die in Thüringen alle drei bedeutenderen Zeitungen vereinigt herausgibt, titelte jüngst wieder hübsch meinungskonform: „33 Neuinfizierte und 2 Verstorbene“; in dem Stil alle Tage. Ich bot den Kollegen meine ausgiebigen Ergebnisse (und notfalls einen Beitrag) dazu an. Zusammen mit dem dringlichen Appell, im Interesse der Aufklärung aller unbedingt ausgewogener zu berichten. Dies nicht zuletzt angesichts jenes „Pressekodex“ des deutschen Presserates, welcher verbindliche „Richtlinien für die Pressearbeit“ festlegt. Etwa unter Punkt 1 die „Wahrheit und Achtung der Menschenwürde“ anmahnend, unter Punkt 2 die „Sorgfalt der Recherche“ und auch eine zu vermeidende „Sensationsberichterstattung“ fordert. Punkt 14 lohnt das Zitieren: „Bei Berichten über medizinische Themen ist eine unangemessen sensationelle Darstellung zu vermeiden, die unbegründete Befürchtungen oder Hoffnungen beim Leser erwecken könnte. Forschungsergebnisse, die sich in einem frühen Stadium befinden, sollten nicht als abgeschlossen oder nahezu abgeschlossen dargestellt werden.“ Die umgehende Antwort der Chefredaktion, ohne die geringste inhaltliche Stellungnahme zu den Rechercheergebnissen: „Nach sorgfältiger Prüfung sind wir zu dem Ergebnis gekommen, daß wir an Ihrem Beitrag kein Interesse haben.“
Tobias Mindner ist Publizist und lebt in Thüringen. Und schreibt nicht nur. Weil Humor frei nach Freud ein Mittel ist, um das eigentlich Unerträgliche erträglich zu machen, verarbeitet er das Zeitgeschehen in Karikaturen. Hier vier von ihnen:
Text: gast