Seit zwanzig Jahren preise ich in Russland als Vorzug unserer Demokratie, dass wir uns nicht die Köpfe einschlagen. Dass niemand wegen seiner politischen Ansichten um sein Leben fürchten muss. Jetzt wurde der AfD-Abgeordnete Magnitz bei einem Anschlag schwer verletzt. Viele reagierten mit Häme (Wer Haß säe, ernte halt Haß, oder die Partei instrumentalisiere den Vorgang). Das erschüttert mich
genauso wie der durch nichts zu rechtfertigende Anschlag. Könnte man nicht mal in solchen schrecklichen Momenten innehalten? Wir driften ab in in ein ganz gefährliches Fahrwasser. Alle Demokraten sind gefordert, solche Gewalt ohne Wenn und Aber zu verurteilen. Und sich – auch selbstkritisch – zu fragen: Wie kam es so weit? Politische Gegner dürfen nie entmenschlicht werden. Es ist höchst gefährlich, Menschen mit abweichender Meinung pauschal als „Nazis“ zu verleumden (übrigens eine Methode von KGB/KPdSU/Stasi etc.). Das verharmlost nicht nur die schrecklichen Verbrechen des Nationalsozialismus und hilft echten Neo-Nazis ihre Ansichten zu verwässern. Es gibt die derart diffamierten quasi zum „Abschuss“ frei. Ich habe in Russland erlebt, wohin das führen kann. Freunde von mir wie Boris Nemzow wurden umgebracht, nachdem sie zuvor als „Faschisten“ gebrandmarkt wurden. Gnade uns Gott vor so einer Entwicklung! Aber statt auf Gottes Gnade sollten wir lieber darauf setzen, dass alle Demokraten zusammenstehen und Farbe bekennen. Gegen Extremisten und Gewalttätige, egal welcher Couleur.