Der völlige Realitätsverlust beim Gebührenfernsehen ist jetzt amtlich Redakteursausschüsse und Sender widersprechen Manifest für neuen Rundfunk

Mehr als 100 Mitarbeiter der öffentlich-rechtlichen Anstalten sind gegen die Ideologisierung ihrer Häuser aufgestanden und haben in einem Manifest grundlegende Änderungen angemahnt (siehe hier). Unter anderem forderten sie eine „Rückkehr zu Programminhalten, die den im Medienstaatsvertrag festgelegten Grundsätzen wie Meinungsvielfalt, Pluralität und Ausgewogenheit entsprechen.“ Hand aufs Herz: Auch wer eher zu rot-grün tendiert, muss bei nüchterner Betrachtungsweise feststellen, dass es genau da Mängel gibt. Die lassen sich auch ganz objektiv belegen. Schon im Februar 2023 habe ich auf meiner Seite über eine Studie des Forschungsinstituts Media Tenor berichtet, welche die politische Einseitigkeit von ARD und ZDF belegt (siehe hier). Im Februar dieses Jahres gab es auf meiner Seite einen Bericht über eine neue Studie, diesmal von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, die genau zum gleichen Ergebnis kommt (siehe hier). Aber wie gesagt: Auch ohne jede Studie ist die Einseitigkeit der Sender geradezu mit Händen zu greifen.

Und jetzt das: Statt in sich zu gehen und endlich Besserung zu geloben, negieren die Gebührenjournalisten in der Manier eines Erich Honecker einfach die Realität. Die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Redakteursausschüsse bei ARD, ZDF, Deutschlandradio und Deutsche Welle (Agra) erklärte jetzt, sie widerspreche dem Manifest der kritischen Mitarbeiter „in wesentlichen Punkten“.

Unter anderem steht in dem Statement der „Agra“, wie die „Welt“ berichtet: „Der Eindruck, dass in den Sendern nur vorgegebene Meinungen diskutiert und verbreitet würden und nur ‚Mainstream‘-Themen und -Berichterstattung stattfinden könnten, ist falsch.“ Es gebe überall eine lebhafte Streitkultur, bei der alle Meinungen geäußert würden. Berichterstattung finde grundsätzlich nach journalistischen Prinzipien statt.

Wie bitte? Sehen die Redakteure ihr eigenes Programm nicht mehr?

Oder ist die ideologische Brille derart stark, der eigene Standpunkt derart links, dass sie unter verschiedenen rot-grünen Sichtweisen unter weitgehender Ausblendung von konservativen, liberalen oder bürgerlichen Perspektiven schon eine „Meinungsvielfalt“ sehen? Dass Vertreter der neuen kritischen Medien etwa völlig aus den öffentlich-rechtlichen Programmen und insbesondere Talk-Formaten ausgeblendet werden, während die immer gleichen Pausenclowns aus den Apportier-Medien Dauergäste sind, fällt den Gebührenjournalisten offenbar gar nicht mehr auf. Beziehungsweise, sie halten es für gerechtfertigt. Denn alles, was nicht in ihr rot-grünes Weltbild passt, ist „Nazi“, und „Nazi“ darf natürlich nicht in „ihr“ Fernsehen.

In die Redakteursausschüsse der Sender werden von den Redaktionen gewählte Redakteure entsandt, sie sind also durchaus repräsentativ.

Die Redaktionen sind inzwischen offenbar derart von der Realität abgekoppelt, dass sie gar nicht mehr merken, wie sehr sie mit einer Reaktion wie der jetzigen haargenau die Vorwürfe der kritischen Mitarbeiter bestätigen: dass sie sich in einer Blase befinden.

Das bestätigen auch die offiziellen Reaktionen der Sender. Das ZDF erklärte laut „Welt“, der Sender begrüße und fördere ausdrücklich Meinungspluralismus, sowohl im Programm, in der Gesellschaft als auch im Unternehmen. „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ZDF haben nicht nur bei internen Dialogveranstaltungen und in Redaktionskonferenzen jederzeit die Möglichkeit, sich kritisch zu äußern.“ Eine konstruktive Kultur des respektvollen Dialogs sei auch Bestandteil der eigenen Leitlinien.

Ich persönlich weiß von Mitarbeitern des ZDF, was für ein Hohn eine solche Aussage ist. Wer dort eine „falsche“, also nicht rot-grüne Meinung äußert, muss mit massiven Karriere-Nachteilen rechnen. Selbst in der ZDF-Antwort ist ja nur von „konstruktiver Kritik“ die Rede – also von solcher aus rot-grüner Richtung. Da eine weitgehende linke Monokultur herrsche, so heißt es von kritischen ZDF-Mitarbeitern, glaubten viele wirklich, es sei um die Meinungsfreiheit gut bestellt – denn sie selbst können ja wirklich alles sagen. Nur die bösen „Nazis“ eben nicht – unter denen sie leider auch Bürgerliche, Konservative und Liberale subsumieren.

Ein ARD-Sprecher erklärt in einer Reaktion dem Beitrag zufolge: „Das jetzt veröffentlichte Dokument, das offenbar einige Beschäftigte von ARD-Medienhäusern mitunterzeichnet haben, bildet in Teilen eine Diskussion ab, die in den ARD-Medienhäusern kontinuierlich geführt wird.“ Zum beitragsfinanzierten öffentlichen Rundfunk gehöre es, dass er sich kritischen Diskussionen stelle. „Das schließt natürlich die selbstkritische Betrachtung des eigenen Tuns mit ein.“ In dieser Diskussion verdiene jeder Beitrag, gehört zu werden. Dass ein Dokument wie das sogenannte Manifest erscheine, so hieß es weiter, sei Ausdruck der Tatsache, dass in den ARD-Medienhäusern Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit herrschten.

Dass ein Großteil der Unterzeichner aus Angst anonym unterschrieb, ließ die ARD unter den Tisch fallen. Diese Verdrängung und Ausblendung von Tatsachen, die nicht ins eigene Weltbild passen, hat systematischen Charakter.

Die Reaktionen zeigen: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in seiner jetzigen Form ist ein mit Zwangsgebühren gemästeter Elfenbeinturm, dessen Bewohner zu einem großen Teil in einer Parallel-Welt leben und die Verbindung zur Realität außerhalb ihrer rot-grünen Blase gekappt haben. In dem Moment, wo sie von Zwangsgebühren, die ihnen die Regierung garantiert, abgeschnitten würden und sich auf dem freien Markt behaupten müssten, würde eine sofortige Notlandung in der Realität stattfinden. Faktisch haben wir es mit einem Korruptionsschema zu tun: Hofberichterstattung gegen Zwangsgebühren-Beglückung.

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