Von Kai Rebmann
Der Weltverband der Schwimmer (FINA) hat Anfang der Woche bekanntgegeben, dass Starts von Transsexuellen in der Frauenkategorie auf internationaler Ebene ab sofort verboten sind. Die Entscheidung stieß bei Experten aus der Sportwelt und Ärzteschaft auf breite Zustimmung, da die offensichtlichen Vorteile von biologischen Männern wie Lia Thomas gegenüber den weiblichen Konkurrentinnen auf der Hand liegen. Widerstand regte sich dafür unter den Bewohnern der einschlägig bekannten Blase, die nicht wahrhaben wollen, dass es tatsächlich nur zwei Geschlechter gibt, und diese über unterschiedliche, eigentlich sehr offensichtliche Merkmale verfügen. Das Geschlecht eines Menschen kann von jedem Laien bereits bei der Geburt festgestellt und im weiteren Verlauf des Lebens nicht verändert werden. „Die Biologie kann man nicht wegdiskutieren“, stellte der Ulmer Sportmediziner Jürgen Steinacker dazu treffend fest.
Eine völlig konträre Haltung zur FINA nimmt, wie fast nicht anders zu erwarten, der Deutsche Fußball-Bund ein. Der DFB hat in der jüngeren Vergangenheit kaum eine Gelegenheit ausgelassen, um sich mit Gratismut-Aktionen vor jeden verfügbaren Karren spannen zu lassen. Die in den Regenbogenfarben erstrahlende Arena und der Kniefall vor dem Nations-League-Spiel gegen England, die Unterbrechung von Bundesligaspielen zum Fastenbrechen während des Ramadans oder das vom DFB betriebene Ideologie-Portal fussball.de, das in praktisch keinem Artikel ohne Gendersternchen auskommt, sind dafür nur einige Beispiele. Auf eben diesem Portal veröffentlichte der Dachverband der deutschen Fußballer jetzt eine Pressemeldung, in der auf eine Änderung beim „Spielrecht für Trans*, Inter* und nicht-binäre Personen“ hingewiesen wird, die bundesweit den gesamten Amateur- und Jugendbereich betrifft. Demnach sollen Spieler mit dem Personenstandseintrag „divers“ oder „ohne Angabe“, der in Deutschland seit dem Jahr 2018 möglich ist, das Geschlecht frei wählen dürfen, in dem sie dem runden Leder nachjagen wollen. Einzige weitere Voraussetzung ist, dass diese ihr Geschlecht „angleichen“ lassen oder sich gerade in diesem Prozess befinden.
Dass es in Deutschland nur eine Handvoll Menschen mit einem der beiden vorgenannten Personenstandseinträge (im Jahr 2019 waren es 2.582) gibt und davon noch weniger Fußball spielen, ist für den DFB unerheblich. Schließlich geht es um nichts weniger, als die regenbogenfarbene Flagge in den Wind zu hängen und das „richtige“ Zeichen zu setzen, selbst wenn es reine Symbolpolitik ist.
Neuregelung greift bereits zur neuen Saison 2022/23
Dem DFB kann es mit dem Aufstieg in die Champions League der woken Vorreiter offenbar nicht schnell genug gehen, weshalb die neue Regelung bereits zur Saison 2022/23 gelten soll, die in wenigen Tagen beginnt. Da werden kurzerhand auch die ansonsten starren und sehr strengen Wechselfristen über Bord geworfen, wovon aber natürlich nur „nicht-binäre Personen“ profitieren werden. Diese können ab dem 1. Juli 2022 „zu einem selbst bestimmten Zeitpunkt“ in das andere Geschlecht wechseln. Und auch Dopingrichtlinien werden für die intergeschlechtlichen Fußballer außer Kraft gesetzt. „Solange die sportliche Betätigung während der Einnahme von Medikamenten die Gesundheit der betroffenen Personen nicht beeinträchtigt, können die Personen am Spielbetrieb teilnehmen, weshalb die neue Regelung eine Dopingrelevanz ausschließt“, heißt es dazu von Seiten des DFB.
Völliges Neuland betritt der Fußball in Deutschland mit dieser Regeländerung indes nicht. Wie der DFB mitteilt, hat der Berliner Landesverband (BFV) bereits 2019 eine entsprechende Regel eingeführt. Diese werde seither „erfolgreich in der Praxis umgesetzt“ und die Erfahrungen hätten gezeigt, dass die „Wettbewerbsintegrität dadurch nicht gefährdet“ werde. Alle Menschen hätten unterschiedliche Stärken und Fähigkeiten, die nur gemeinsam im Team und unabhängig vom Geschlecht zum Erfolg führen könnten, so der DFB. Zu einer Anfrage, welche konkreten „Erfolge“ erzielt werden konnten und wie man darauf kommt, dass die „Wettbewerbsintegrität nicht gefährdet“ wird, wollte sich der BFV aber lieber nicht äußern.
Da es in und um Berlin offenbar weder diesbezügliche Erfolge noch Belege für die angeblich gewahrte Wettbewerbsintegrität vorzuzeigen gibt, möchten wir die Verantwortlichen des BFV mit einer unbequemen Wahrheit konfrontieren und ihnen die himmelweiten Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern aufzeigen. In den vergangenen Jahren fanden mehrere Spiele statt, in denen sich jeweils eine Herren- bzw. Juniorenmannschaft sowie Mannschaften aus dem obersten Regal des Frauenfußballs gegenüberstanden:
VfB Stuttgart (B-Junioren U17) – DFB-Frauennationalmannschaft (damals Weltmeister) 3:0
Teltower FC (Landesklasse Herren) – Turbine Potsdam (damals Deutscher Meister) 10:3
Fortuna Seppenrade III (Kreisliga Herren) – 1. FC Köln (Frauen-Bundesliga) 3:0
Eintracht Frankfurt (B-Junioren U16) – DFB-Frauennationalmannschaft 2:0
Fortuna Düsseldorf (C-Junioren U15) – FCR 2001 Duisburg (Frauen-Bundesliga) 11:0
Körperliche Vorteile von biologischen Männern bleiben bestehen
Nun ist es keineswegs so, dass nicht auch Frauen gut kicken könnten, ganz im Gegenteil. Der damalige Trainer des mit 10:3 siegreichen Teltower FC attestierte den Turbinen sogar, den technisch besseren Fußball gespielt zu haben, und ärgerte sich darüber, dass seine Mannschaft „zu sehr von der Athletik“ profitiert habe und weniger von eigenen spielerischen Elementen. Ganz ähnlich äußerte sich Martin Hess, der beim 3:0-Sieg des VfB-Nachwuchses über die DFB-Frauen auf dem Platz stand. Auf die Frage, was den Frauen gefehlt habe, antwortete Hess damals: „Vor allem fehlt ihnen Schnelligkeit. Sie sind zwar gut gebaut, spielen aber ohne Körpereinsatz. Technisch sind die Frauen so gut wie wir, auch am kämpferischen Einsatz fehlt es nicht.“
Martin Hess brachte es im weiteren Verlauf seiner Karriere auf einen Bundesliga-Einsatz für Eintracht Frankfurt, verbrachte den Großteil seiner aktiven Zeit aber bei Vereinen ab der dritten Spielklasse abwärts. So wie dem früheren VfB-Junior erging und ergeht es den meisten Jugendlichen, die zwar in den Nachwuchsteams von Bundesligisten spielen, aber nur sehr selten den ganz großen Durchbruch schaffen. Für ein entspanntes 3:0 in einem auf 45 Minuten verkürzten Spiel gegen den amtierenden Frauen-Weltmeister reicht das aufgrund der körperlichen Vorteile aber trotzdem. Die oben genannten Kantersiege unterstreichen das noch deutlicher.
Mit seiner ideologisch motivierten Regeländerung riskiert der DFB also nicht weniger als den Tod des Frauenfußballs in Deutschland. Es ist nicht unbedingt davon auszugehen, dass sich reihenweise biologische Frauen dafür entscheiden werden, ihr Glück bei den Männern zu versuchen. Im umgekehrten Fall könnte ein biologischer Mann, der im vermeintlich „falschen Körper“ geboren wurde, aber gleich mehrere Spielklassen höher kicken. Unter Medizinern gilt es als Konsens, dass die körperlichen Vorteile von biologischen Männern auch dann bestehen bleiben, wenn diese sich chirurgischen Eingriffen und hormonellen Behandlungen zur „Anpassung“ des Geschlechts unterziehen. Julian Reichelt kommentierte die neueste Schnapsidee des DFB auf Twitter wie folgt: „Prognose: Innerhalb von drei Jahren wird keine Frauenmannschaft noch Erfolg haben können, wenn sie nicht zwei männliche Stürmer hat.“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
Bild: Vitalii Vitleo / ShutterstockText: kr
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