Die Explosion von Beirut – werden wir für blöd verkauft?

Ein Gastbeitrag von Dr. Andreas Bergemann*, Hochschullehrer in den USA

Die Skala der Volksverdummung versagt gerade in Deutschland, weil die Messwerte alles Erwartbare an Dummheit und Dreistigkeit sprengen. Aber der Reihe nach:

In Beirut ist der Hafen explodiert und die halbe Stadt gleich mit.

Natürlich habe ich mich zunächst über FOX news, Sky News und RT English informiert. Dann aber auch einmal geschaut, was die deutschsprachigen Medien berichten. Immer wieder für eine makabre Realsatire gut ist dabei dieses sonderbare BILD TV, der etwas surreale News-Stream der BILD Zeitung.

Dort hat allen Ernstes irgendjemand Wichtiges von BILD mit angeblich sehr guten Quellen in Beirut berichtet, ein Lager für Feuerwerkskörper in der Nähe eines Getreidespeichers mit Mehlstaub sei explodiert.

Feuerwerkskörper? In Beirut? Im Hafen? Dem Umschlagsplatz für die Waffen der Hisbollah und der Regierung von Syriens Präsident Assad?

Hallo?

Für wie bescheuert hält BILD seine Leser?

Bei diesen Aufnahmen aus Beirut kapiert doch sogar die Vize-Ortsvorsitzende der Südpfälzer Landfrauen ohne militärische Ausbildung, dass dort nicht nur Feuerwerkskörper in die Luft geflogen sind.

Dass Medien lügen, ist keine neue Nachricht, dass sie sich dabei aber nicht einmal mehr den Ansatz von Mühe geben, seriös zu erscheinen, das ist schon bemerkenswert.

Doch Gnade dem, der die möglichen Versionen ausspricht, die nicht der offiziellen entsprechen. Dass die Katastrophe nämlich möglicherweise eine misslungene Waffenlieferung der iranischen Revolutionsgarden für die Hisbollah oder Präsident Assad von Syrien war. Das ist nur eine Hypothese. Aber auch Hypothesen muss man aussprechen können, ohne gleich ein “Kriegstreiber” zu sein.

Noch eine Bemerkung zum Schluss: die Älteren werden sich erinnern. Der Libanon war einst das einzige mehrheitlich christliche Land in der arabischen Welt, wohlhabend, westlich, die “Schweiz des Orients”. Doch dann gewährte man “palästinensischen” Flüchtlingen großzügig Zuflucht. Die blieben und die Geburtenrate der Muslime tat ihr Übriges. Heute sind die Christen in der Minderheit, das Land ist im Würgegriff der Hisbollah und eines der vielen gescheiterten Länder dieses Planeten – Feuerwerk inklusive.

Wenn Deutschland nicht aufpasst, geschieht ihm dasselbe. Nur mit schlechterem Wetter.


Anmerkung zu diesem Gastbeitrag von Boris Reitschuster: Ich habe diesen Artikel wie alle auf meinen Social-Media-Kanälen geteilt. Die Reaktion war ganz anders als normalerweise. Auf Twitter erschienen, obwohl es tiefste Nacht war, im Handumdrehen zuhauf diffamierende und unsachliche Kommentare, die zu einem großen Teil zwei Merkmale besaßen: Erstens hatten viele der Kommentierende den Artikel offenbar gar nicht gelesen. Entweder weil die Zeit zu knapp war oder der Kommentar am Thema vorbei ging. Auf jeden Fall wurde eine toxische Umgebung geschaffen, die positive Kommentatoren abschreckt. Zweitens handelte sich zu einem großen Teil um Benutzerkonten mit den typischen Merkmalen von Troll-Accounts. Und teilweise mit bemerkenswerten Rechtschreibfehlern – selbst bei Wörtern wie Mickey Mouse sowie Brutalität („wieder in sein Loch“). Erstaunlich, dass dieser kurze Beitrag so vielen Leuten, die ihn gar nicht gelesen haben, ein so großer Dorn im Auge ist.


*Der Autor ist Deutscher und Hochschullehrer in den USA. Als Leser meines Blogs ist er mit mir in Austausch getreten. Ich schätze seine Außenansichten so sehr, dass ich ihn überredete, für mich zu schreiben. Da er sich aufgrund von Auflagen seines Arbeitgebers zu politischen Fragen nicht öffentlich äußern darf, erscheinen seine Artikel unter Pseudonym und sein Bild ist verfremdet. Dem Autor habe ich zu verdanken, dass ich den Beitrag über mich bei auf Pluspedia – der nicht linken Web-Enzyklopädie, entdeckt habe. Zwei weitere sehr interessante Artikel von ihm liegen mir bereits vor und werden in Kürze hier erscheinen: Eine Innenansicht des Machtkampfes zwischen Trump und Biden und eine Prognose über die Zukunft des Systems Merkel.


Bild: Screenshot ALJAZEERA/youtube.

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