Die „Letzte Generation“? – Na, hoffentlich!
 Die Internationale im neuen Gewand

Ein Gastbeitrag von Gunter Weißgerber. Er war Redner der Leipziger Montagsdemonstrationen 1989/90, Mitbegründer der Ost-SPD, Mitglied der freigewählten Volkskammer 1990, Mitglied des Deutschen Bundestages 1990–2009.

Sie nennen sich „Letzte Generation“ und behaupten auf Sektierer-Art, Weltenretter zu sein. Neu ist diese Verkleidung nicht, sie ist so alt wie die Menschheit. Unzählige Weltenretter und deren Weltuntergänge überstand das Leben auf der Erde bisher.

Wie alle anderen Sekten stellen sie sich über die Freiheit und über die demokratischen Grundsätze. Zur Erfüllung ihrer fragwürdigen Ziele berechtigen sie sich zu jeglichen Tabu-, Demokratie- und letztlich Zivilisationsbrüchen. Sie sehen sich als Lenker, Inhaber des „Steines der Weisen“ und stellen sich über die Gesellschaft. Und vor allem: Sie sind weltweit vernetzt und finanziert!

Hieß es zu Kommunistenzeiten „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“, so wandelte sich diese Parole zu „Linke aller Kontinente, schleift die Grenzen und nehmt alle Staaten in grün-woken und gegenderten Besitz!“. Die KOMINTERN existiert noch immer, jetzt in Grün statt Rot. Den marxistischen Verelendungstheorien wird weltweit in Grün nachgeholfen. Statt auf die Massenverelendung zu warten und dann blutige Revolutionen zu entfachen, nutzt die Grüne Internationale ihre Botschaft der zu billigen Energie zum regierungsamtlichen Rückbau der hochentwickelten Volkswirtschaften mittels astronomischer Energiepreissteigerungen in Verbindung mit Energieverknappung.

Die Beseitigung der angeblichen zunehmenden Massenverelendung zu Marxens Zeiten wich dem Ziel der allgemeinen Gleichheit von energetisch gleichermaßen unterversorgten Gesellschaften. Sozialismus/Kommunismus ist in der Praxis immer Nivellierung aller Menschen auf ein unteres soziales Niveau.

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Mark Twain wird der Satz nachgesagt: „Das Problem mit ‚der Linken‘ ist, daß die meisten aus Haß gegen die Reichen Kommunisten geworden sind und nicht aus Liebe zu den Armen.“ Heute würde er sagen „Das Problem mit den ‚Grünen‘ ist, dass die meisten aus Haß gegen den Wohlstand aus Industrie und Fortschritt Grüne geworden sind und nicht aus Liebe zum Wohlstand für alle in gesunder Umgebung.“

Weder demokratisch noch gewaltfrei

Preiswerte Energien, industrielle Produktion, Mobilität sind des grünen Teufels, das Leben unter weltweit vorindustriellen Bedingungen ist das grüne Ziel. Gleichzeitig sollen die natürlichen Beziehungen zwischen den Geschlechtern, deren weibliche und männliche Existenzformen abgestritten werden, soll die traditionelle Familie, sollen die mannigfaltigen Nationen und Nationalitäten verschwinden. Die grüne kommunistische Gesellschaft kennt nur die Transformation zum grün-gegenderten-veganen Einheitsmenschen. Tatsächliche Vielfalt sieht anders aus.

Das Selbstbildnis der „Letzten Generation“ klingt wie „kommunistische Partei als Avantgarde der Arbeiterklasse“: „Wir sind die Letzte Generation (…) Wir kommen zusammen und leisten entschlossen gewaltfreien Widerstand (…) Wir sind der Überlebenswille der Gesellschaft!“ (siehe Website https://letztegeneration.de/).

Von der Hybris abgesehen, kämpft die „Letzte Generation“ weder demokratisch noch gewaltfrei. Zivile Regeln werden nicht eingehalten, Opfer werden in Kauf genommen, die Bewegung radikalisiert sich. Erinnerungen an die Terrorzeiten der RAF („Rote-Armee-Fraktion“) werden wach. Die deutschen Sicherheitsbehörden befürchten das Entstehen einer grünen „Armee-Fraktion“. Die Hätschel-Kinder grünroter Politik geraten außer Rand und Band.

Der Sohn des von der „Roten Armee Fraktion“ getöteten Generalbundesanwalts Siegfried Buback, Michael Buback, hält Parallelen zwischen der RAF und den Klimaschützern der „Letzten Generation“ für nicht völlig aus der Luft gegriffen. „Ich verstehe, dass junge Leute sich große Sorgen machen“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Aber ich warne davor, Ziele mit radikalen Maßnahmen und Gewalt erreichen zu wollen. Das hat uns nur Unglück gebracht. (…) Aber ich sehe ideologisch bedingte massive Eingriffe in die Rechte anderer.“ Inzwischen beklagt Deutschland ein Todesopfer im Zusammenhang mit den Straßenklebern der „Letzten Generation“. Am 31. Oktober verursachten die grünen Extremisten in Berlin einen Stau, durch den die Feuerwehr einem Unfallopfer nicht rechtzeitig zu Hilfe kommen konnte. Die Radfahrerin starb am Unfallort.

Anders als in den 70er-Jahren trägt die heutige deutsche Innen- und Umweltpolitik an dieser Entwicklung große Mitverantwortung. Die „Letzte Generation“ handelt mit einer Art Wohlfühlgefühl, da Politik und Medien den emotionalen Boden für diese Exzesse mitbereiten.

„Die Welt“ schrieb am 7. November 2022 „‘Letzte Generation‘“: Struktur, Finanzierung, Netzwerk – so funktioniert die Gruppe“ folgendes: 
„Sie blockieren Straßen und ernten Empörung. Wer hinter die Kulissen der Klima-Gruppe „Letzte Generation“ schaut, entdeckt penible Strukturen – und ein internationales Unterstützernetzwerk (…) Wie funktioniert die „Letzte Generation“? Dabei wird klar, dass es sich nicht um einen unkoordinierten Verbund von Langzeitstudenten handelt, sondern um einen durchorganisierten Zusammenschluss von Profi-Aktivisten (…). Zum ersten Mal traten Mitglieder der Gruppe öffentlich im Bundestagswahlkampf 2021 in Erscheinung. Im Regierungsviertel riefen sieben Aktivisten einen Hungerstreik für das Klima aus. (…) Und sie hatten Erfolg. Olaf Scholz (SPD) traf sich mit den Aktivisten zur Diskussion.
 Nach der Wahl organisierte sich die Gruppe neu. In mehreren Städten meldeten Aktivisten damals Veranstaltungen an, um für neue Protestaktionen zu werben. Seit Anfang dieses Jahres blockierten sie regelmäßig Straßen, um gegen Lebensmittelverschwendung zu demonstrieren. Später kamen Sabotageakte an Gaspipelines, Lebensmittelwürfe auf Kunstwerke und Farbangriffe auf Parteizentralen hinzu. (…) 
Die „Letzte Generation“ formierte schnell eine schlagkräftige Kerngruppe. Mitglieder sprechen von einer „funktionalen Hierarchie“. Es gebe eine „kleine Gruppe mit Entscheidungsmandat“. (…) Verschiedene Arbeitsgruppen übernehmen organisatorische Aufgaben (…). Ein Beispiel: Die IT-AG um den Dresdner Christian Bläul (40). Bläul veröffentlichte kürzlich im Internet ein Stellenangebot (…): Die AG suche weitere Mitarbeiter – auch gegen Bezahlung. (…) Dabei hat die „Letzte Generation“ weiterhin keine erkennbare Rechtsform. Es gibt weder einen eingetragenen Verein, noch ein Unternehmen oder eine angemeldete Marke. Bläul erklärt im Gespräch mit dieser Zeitung, dass die Beschäftigung über andere Firmen laufe. (…) Bläul sagt, insgesamt seien Hunderte Aktivisten für die „Letzte Generation“ aktiv. (…) Andere haben ihren Job oder ihr Studium gänzlich aufgegeben oder unterbrochen, um sich „in Vollzeit“ dem Aktivismus zu widmen. (…) Intern gibt es klare Rollen. Aktivisten werden danach kategorisiert, wie weit sie zu gehen bereit sind. Die sogenannten „Ja’s“ sind bereit, sich festnehmen zu lassen. „Jakk“ steht für „Ja, aber kein Knast“.

Diese Aktivisten nehmen an Protestaktionen teil, aber nur so lange, bis ihnen Ärger mit der Polizei droht. „Neins“ unterstützen logistisch. Für die Durchführung ihrer Proteste bildet die „Letzte Generation“ „Bezugsgruppen“. Diese bestehen aus mehreren „Ja’s“, auch „Bienen“ genannt, die über die Dauer der Protestkampagne zusammenleben und einer Art Betreuer, der auch als „Gärtner“ bezeichnet wird (…) Das Unterstützernetzwerk umfasse zudem einen „Ermittlungsausschuss“, an den sich festgenommene Aktivisten wenden können, und Psychologen der Gruppe „Psychologists for Future“ (…) Neben Schenkungen von Privatpersonen, die bereits einen sechsstelligen Betrag gespendet haben, wird die „Letzte Generation“ auch vom Climate Emergency Fund unterstützt. Die Stiftung wurde 2019 in Kalifornien gegründet. Seither hat sie Millionenbeiträge an Gruppierungen vergeben, die durch zivilen Ungehorsam auf den Klimawandel aufmerksam machen. (…) Bis Ende September hat der Climate Emergency Fund nach eigenen Angaben 3,5 Millionen Dollar an elf Gruppen aus verschiedenen Ländern überwiesen, die zu einem „Herbstaufstand“ aufgerufen hatten: darunter auch die „Letzte Generation“ (…) Auffällig ist, dass sich alle Organisationen, die vom Climate Emergency Fund gefördert werden, derselben Protestformen bedienen. Neben den allgegenwärtigen Straßenblockaden fiel etwa auch die britische Gruppe Just Stop Oil zuletzt durch Lebensmittel-Attacken auf Kunstwerke auf. Das ist wohl kein Zufall. Auch auf internationaler Ebene finden regelmäßig Strategiemeetings statt. Sogar ein Motto teilen die Gruppen. Auf einer gemeinsamen Webseite der elf Organisationen heißt es: „Wir sind die letzte Generation. Wir tun, was auch immer nötig ist.“

Der Zweck heiligt alle Mittel

Historisch interessierten Zeitgenossen dürfte das alles bekannt vorkommen. Die historische Mission der internationalen Arbeiterklasse samt ihren Diktaturen des Proletariats unter Führung ihrer avantgardistischen berufsrevolutionären Parteien mit Hilfe des „allmächtigen, weil wahren Marxismus-Leninismus“ scheiterte 1989. Doch Untote leben länger. Die historische Mission heißt heute grüne Weltrettung unter Führung der internationalen Klimasekte mit Hilfe der Unumstößlichkeit der Lehre von der menschengemachten Erwärmung bei Missachtung des Zentralgestirns und des immerwährenden Wechsels von Kalt- und Warmphasen.

Die Kommunisten stellten sich über demokratische Grundregeln für die Durchsetzung ihrer Mission, die grüne INTERNATIONALE stellt ihre Mission ebenfalls über die Grundregeln demokratischer Gesellschaften. Der Zweck heiligt wieder alle Mittel. Lediglich der ideologische Magnetpol zog um. Vom Moskauer „Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU“ in die Metropolen internationaler NGOs. 

Sie nennen sich anmaßend „Letzte Generation“, wissen nichts von der Aufbauarbeit der Generationen vor ihnen, halten nichts von sinnvoller Arbeit, mißachten die vier Grundrechenarten und die Physik und gefährden tatsächlich unsere Existenz. Hoffentlich sind sie wirklich die letzten Verirrten grünextremer Gesinnung.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Gunter Weißgerber war Montagsdemonstrant in Leipzig, Mit-Gründer der Ost-SPD und saß dann 19 Jahre für die SPD als Abgeordneter im Deutschen Bundestag. 2019 trat er aus der Partei aus. Der gelernte Bergbauingenieur ist heute Publizist und Herausgeber von GlobKult. Im Internet zu finden ist er unter www.weissgerber-freiheit.de.

Bild: Shutterstok

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