Von Kai Rebmann
Seit knapp 100 Jahren kennen und schätzen die Dresdner den „Volkspark Briesnitz“ als beliebtes Naherholungsziel im Nordwesten ihrer Stadt. Doch jetzt droht der Grünanlage das Aus, jedenfalls soweit es den Namen des Areals betrifft. Denn im Rathaus stört man sich neuerdings – ganz so, als habe man derzeit nicht ganz andere Probleme – an dem Begriff „Volk“, den man dort für „nicht mehr zeitgemäß“ hält.
Deshalb nahm die Verwaltung jetzt die schon vor Jahren in die Wege geleitete Planung für eine Neugestaltung und Erweiterung des Parks zum Anlass für eine Umbenennung. Diese sollte allem Anschein nach aber ganz still und heimlich über die Bühne gehen.
In einer aktuellen Vorlage für den Stadtrat wird über den Stand der Planungen unter anderem wie folgt informiert: „Das geschichtsträchtige Areal des ehemaligen Volksparks (wird bis Ende 2027) für alle Anwohnerinnen und Anwohner und Gäste des Stadtteils wieder attraktiv ins Bewusstsein rücken und zum Erholen und für Spiel und Sport zur Verfügung stehen.“ Der Stadtrat wird deshalb gebeten, für die „Sanierung des ehemaligen Werkstattgebäudes und für die Herstellung des ‚Briesnitzer Park Nord‘“ zu stimmen.
CDU kündigt Widerstand an
Sowohl die Erwähnung des „ehemaligen Volksparks“ sowie des „Briesnitzer Park Nord“ ließ Bürger und Politiker in Dresden hellhörig werden. So musste etwa CDU-Stadtrat Mirko Göhler einräumen: „Briesnitzer Park Nord? Das habe ich noch nie gehört.“
Des Rätsels Lösung findet sich schließlich in einem weiteren Absatz der Beschlussvorlage: „Da die Volksparkbezeichnung nicht mehr zeitgemäß erscheint, wird die neu herzustellende Parkanlage ‚Briesnitzer Park Nord‘ benannt.“
In Dresden entscheidet das FDP-geführte Rathaus offenbar im Alleingang, was es für zeitgemäß hält und was nicht. Wo der Stadtrat ansonsten jeden Straßennamen und (fast) jede Gartenhecke absegnen muss, bleibt dieses vom Volk gewählte Gremium bei einer ungleich weitreichenderen Entscheidung außen vor und sollte allem Anschein nach vor vollendete Tatsachen gestellt werden.
CDU-Mann Göhler zeigt sich dementsprechend alarmiert und kündigt via „Bild“ Widerstand gegen derlei ideologische Willkür an: „Ungefragt maßt sich die Stadtverwaltung an, als Sprachpolizei aufzutreten und möchte den Volkspark Briesnitz umbenennen.“ Das sei „völlig inakzeptabel“, weshalb seine Fraktion den Antrag eingebracht habe, den bisherigen Namen „Volkspark Briesnitz“ beizubehalten.
Die Abstimmung über den Antrag der CDU ist für den 21. November 2024 geplant und verspricht schon jetzt einiges an Spannung. Im 70-köpfigen Dresdner Stadtrat stellen die Christdemokraten mit 13 Sitzen nach der AfD (14) die zweitstärkste Fraktion. Gut möglich also, dass die Schwarzen dann auf die ansonsten eher ungeliebten Stimmen der Blauen angewiesen sein werden, um den eigenen Antrag durchzubringen – und damit das Gerede von der „Brandmauer“ einmal mehr selbst ad absurdum führen.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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