Von reitschuster.de
Am 24. November veröffentlichten rund 50 Mediziner im Anzeigenblatt “Südthüringer Rundschau” einen Brief, in dem sie die Aufhebung aller staatlichen Anti-Corona-Maßnahmen fordern. Die Kritik am politischen Kurs könnte damit nicht grundsätzlicher sein. Den Brief im Wortlaut finden Sie unten.
Zu den Unterzeichnern gehören zwölf Ärzte, unter anderem Volker Heinbuch, Chefarzt der Geriatrie in dem vor allem auf Senioren spezialisierten Klinikum Hildburghausen. Die Geriatrie ist die Lehre von den Krankheiten des alternden Menschen.
Die unterzeichnenden Ärzte kommen aus den verschiedensten Bereichen der Medizin: Gynäkologie und Geburtshilfe, Allgemeinmedizin, Kinder- und Jugendmedizin, Innere Medizin und weitere Felder werden von den Unterzeichnern abgedeckt.
In dem Appell heißt es: “Wir treten ein für das Recht auf körperliche Unversehrtheit und wenden uns entschieden gegen die Diskriminierung von nicht gegen COVID-19 ,geimpften’ Menschen.”
Thüringen liegt mit einer Impfquote von knapp über 60 Prozent auf dem drittletzten Platz (hinter Sachsen und Brandenburg). Besonders niedrig ist die Impfquote im Kreis Hildburghausen. Dort sind nur 47,3 Prozent der Menschen vollständig geimpft sind.
Drei leitende Mediziner der Regiomed-Kliniken in Hildburghausen und Coburg gehören zu den Unterzeichnern. Die Ärzte stellen sich damit hinter die zahlreich vertretenen Gegner der COVID-Impfungen in der Region.
Kritik am Appell
Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Die Geschäftsführung der Regiomed-Kliniken distanzierte sich von den beteiligten Beschäftigten. Die Beschäftigten seien verpflichtet, „ihre Arbeit an den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen auszurichten sowie den Infektionsschutz und die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen zu beachten und umzusetzen“, erklärte sie.
Auf welche wissenschaftlichen Erkenntnisse man von Seiten der Geschäftsführung Bezug nimmt, bleibt hingegen offen. Da es sich bei dem offenen Brief aber auch um Fundamentalkritik handelt, scheint ein Diskurs auf dieser Flughöhe, der dazu auch noch über die Medien geführt wird, wenig zielführend. Vielleicht wollen die Verantwortlichen sich an einen Tisch setzen, um die Positionen zu besprechen.
Ob die aus den Herren Alexander Schmidtke (Hauptgeschäftsführer), Michael Musick und Robert Wieland bestehende Geschäftsführung in der Lage ist, die “wissenschaftlichen Erkenntnisse” in gleicher Weise zu bewerten, wie es einem Chefarzt möglich ist, sei einmal dahingestellt.
Kritische Worte kamen ebenfalls von Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke). Sie äußerte sich am 25. November beim Thüringer Krankenhausforum in Erfurt: „Es ist kontraproduktiv, wenn sich medizinisches Personal hinter Aufrufe stellt, alle Maßnahmen zu beenden und auf Eigenverantwortung zu setzen.”
Eigenverantwortung steht bei Thüringens Gesundheitsministerin nicht hoch im Kurs.
Offener Brief im Wortlaut
Damit Sie sich selbst ein Bild machen können, folgt nun der am 24. November veröffentlichte Brief:
Offener Brief.
Als Mitarbeitende im Gesundheitswesen unserer Region unterstützen wir die Forderung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung nach einer Aufhebung aller staatlich veranlassten Restriktionen der Corona-Pandemie und stimmen dem Vorschlag zu, die notwendigen Schutz- und Abwehrmaßnahmen in die Hände des Bürgers zu legen. Wir treten ein für das Recht auf körperliche Unversehrtheit und wenden uns entschieden gegen die Diskriminierung von nicht gegen COVID-19 „geimpfte“ Menschen. Wir laden dazu ein, freundlich, würdevoll, respektvoll und tolerant miteinander umzugehen. Die Abklärung am Beginn eines Gespräches, ob jemand geimpft, genesen oder getestet ist, empfinden wir als entwürdigend. Es muss aufhören, Menschen zu ängstigen, sie zu verunsichern, die Familien und die Gesellschaft zu spalten. Zur Gesundheitsfürsorge gehören Prävention, Therapie und Nachsorge und nicht Ängstigung, Spaltung und Diskriminierung.
Die Liste der Unterzeichner:
Text: red
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