Von Kai Rebmann
Ann-Marie (17) und Danny (19) hatten ihr ganzes Leben noch vor sich, als sie im Januar 2023 zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Schon vor gut einem halben Jahr hat reitschuster.de gefragt, was sich seit dem Amoklauf von Brokstedt getan bzw. nicht getan hat. Damals wie heute reagieren Politiker auf die immer selben Tatmuster mit den immer selben Phrasen – oder blenden die Realität gleich ganz aus.
So wie zuletzt Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne), nachdem ein Syrer vollkommen die Kontrolle über sich verloren hat, mit einem Lieferwagen in ein Ladengeschäft gefahren ist und mehrere Brände gelegt hat. Bilanz: drei Dutzend Verletzte, darunter mehrere Schwerverletzte und zwei Kinder mit lebensgefährlichen Verletzungen.
Die Reaktion von Paus via X: „Es zeichnet sich ab, dass die Anschläge in Essen ein weiterer schrecklicher Fall von Partnerschaftsgewalt sind. Wir müssen Frauen und Kinder mit dem Gewalthilfegesetz besser vor Gewalt durch (Ex-)Partner schützen.“
Nein, Frau Paus, der Amoklauf ist nicht in erster Linie ein weiterer Fall von „Partnerschaftsgewalt“. Vielmehr ist er ein neuerlicher Beleg dafür, wie nicht wenige Menschen aus anderen Kulturkreisen es gewohnt sind, Konflikte zu lösen. Um dem zu begegnen, ist das „Gewalthilfegesetz“ in etwa so hilfreich wie „Messer-Verbotszonen“ bei der Bekämpfung von Messergewalt.
Vater eines Opfers klagt an
Auch Michel Kyrath kann Sätze wie die auf dem Social-Media-Account der Ministerin nicht mehr hören. Oder opportunistisch wirkende Klagen wie zuletzt jene von Cem Özdemir (Grüne), mit denen der Bundeslandwirtschaftsminister offenbar vor allem seine Bürgernähe betonen wollte. Kyrath hat die jüngsten Ereignisse daher zum Anlass genommen, den Politikern in diesem Land mit einem offenen Brief an Cem Özdemir einen tiefen Einblick in sein Gefühls- und Seelenleben zu gewähren:
„Sehr geehrter Herr Özdemir,
ein kluger Mann sagte einmal: „Mit dem Alter kommt die Weisheit!“ Jeder Mensch ist das Produkt seines Umfeldes und die Erfahrungen der Jahre lehren uns, grundlegende Sichtweisen durch persönliche Ereignisse genauer zu hinterfragen. Anscheinend sind Sie, sehr geehrter Herr Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, wohl zu sehr in einer Wohlfühloase gefangen – ansonsten ließen sich Ihre Kommentare nicht rational erklären. Erlauben Sie mir, sehr geehrter Herr Özdemir, Sie einmal mit in die harte, reale Welt der Bürger mitzunehmen, die Sie eigentlich vertreten – und vor allem schützen sollten!
Mein Name ist Michael Kyrath und ich bin der Vater der am 25. Januar 2023 in Brokstedt ermordeten 17-jährigen Ann-Marie. Neben meiner Tochter verstarb an diesem Tag auch ihr erst 19-jähriger Freund Danny, als ein abgewiesener, mehrfach vorbestrafter, „staatenloser“ Palästinenser ohne Grund und Vorwarnung in einem Nahverkehrszug mit einem Messer insgesamt 38 Mal auf die beiden einstach… Zwei unschuldige Teenager, die auf der jugendlichen Zielgeraden waren, um ins echte Leben zu starten.
Wissen Sie, was so eine Tat mit den Hinterbliebenen macht? Mit uns als Eltern? Mit den Großeltern, Mitschülern, Lehrern, Freunden, etc. pp? Wir dürfen niemals den Schulabschluss unserer Kinder mitfeiern! Wir dürfen ihnen niemals zu einer bestandenen Berufsausbildung oder Studium gratulieren! Wir dürfen nicht an ihren Hochzeiten teilnehmen und wir dürfen auch niemals Enkelkinder willkommen heißen… und wir dürfen unsere Kinder nie wieder in den Arm nehmen und ihnen sagen, dass wir sie lieben!
Und wenn ich von „wir“ spreche, dann sind das über 300 Elternpaare, die in den vergangenen 5 Jahren ihre Kinder verloren haben. Was uns alle eint, sind 5 Eckpunkte, Herr Özdemir:
1. immer dasselbe Täterprofil
2. immer dasselbe Tatwerkzeug
3. immer dieselben Tatmotive
4. immer der nahezu gleiche Tathergang und
5. immer die gleichen Floskeln und Verschleierungen der verantwortlichen Politiker nach einer solchen Tat!Es hatten bisher „nur“ rund 300 Eltern den Mut, sich an mich zu wenden und mir ihr von diesem dunklen Kapitel ihres Lebens zu berichten. Wie hoch ist die Dunkelziffer derer, die den Mut nicht hatten?!?!?! Und noch ein weiterer Punkt eint uns Eltern: Wir durften uns nach den Morden an unseren Kindern anhören, dass es „bedauerliche Einzelfälle“ wären und man ja nie hundertprozentige Sicherheit garantieren könne. Und dass man nicht verallgemeinern und damit den Rechtsradikalen in die Hände spielen darf…. und dass man versuchen werde, mit aller Härte gegen solche Täter vorzugehen… und man werde darüber diskutieren, wie man die Sicherheit erhöhen kann….
Reden und Diskutieren – mehr passierte die letzten 5 Jahre nicht! Im Gegenteil…
Es werden bei jedem „bedauerlichem Einzelfall“ neue Ausreden gefunden, um ja nicht am eigenen Narrativ rütteln zu müssen. Ich kann Ihnen nur sagen, Frau Paus – als einer der Betroffenen Ihrer Politik – dass ich Ihnen nicht wünsche vor dem Sarg Ihrer Tochter stehen zu müssen und in dem Wissen, das letzte Mal in Ihrem eigenen Leben Ihrem Kind liebevoll über die Hand zu streicheln…und diese Hand ist EISKALT! Dieses eisige Gefühl habe ich JEDEN EINZELNEN TAG in den Fingerspitzen und es treibt einen fast in den Wahnsinn!
Daher mein Appell an Sie, sehr geehrter Herr Bundesminister Özdemir:
Hören Sie auf mit diesem Wahnsinn, der nahezu täglich Menschen – und vor allem Kinderleben kostet! Sprechen Sie doch einmal mit den betroffenen Eltern solcher Taten! Bringen Sie den Mut auf und rufen Sie mich an! Lassen Sie uns sprechen! Aber bedenken Sie bitte: Jeder Tag, den Sie zögern, kostet weitere Menschenleben – und es müssen weitere Eltern ihre Kinder beerdigen! Es liegt an Ihnen…
Mit freundlichen Grüßen
Michael Kyrath
„Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd“
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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