Flüchtling bedroht Polizisten mit Messer – und wird beim NDR zum Opfer Dreiste Irreführung mit Ihren Gebühren

Von Kai Rebmann

Polizeieinsatz in einer Flüchtlingsunterkunft in Vinnhorst, einem Stadtteil von Hannover. Am Mittwoch soll dort ein Bewohner „gegen die Hausordnung verstoßen“ haben. In der Folge kam es offenbar zu einem Streit zwischen dem 25-jährigen Flüchtling und dem Sicherheitsdienst der Einrichtung. In der Folge soll der Bewohner der Flüchtlingsunterkunft sowohl das Personal des Sicherheitsdienstes als auch die inzwischen alarmierten und eingetroffenen Polizisten mit einem Messer bedroht haben.

Ein 24-jähriger Beamter habe dann „mehrmals“ und „mutmaßlich aus nächster Nähe“ auf den Angreifer geschossen, sodass dieser mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Inzwischen wurden Ermittlungen sowohl gegen den jungen Polizisten als auch den Flüchtling eingeleitet, in beiden Fällen wegen des Verdachts des versuchten Totschlags.

So oder so ähnlich hätte man sachlich und unvoreingenommen über die Vorfälle in Vinnhorst berichten können. Einige Medien und auch die Polizei haben das in dieser nüchternen Weise getan und trauen dem mündigen Leser damit zu, sich ein eigenes Bild von den Geschehnissen zu machen. Ganz anders der NDR.

Dort hat allem Anschein nach noch am selben Tag ein Geheimprozess stattgefunden und ein öffentlich-rechtliches Schnellgericht scheint zu einem einhelligen Urteil gekommen zu sein. Eine derartig absurde Vermutung legt zumindest die Art und Weise der Berichterstattung auf der Homepage der Anstalt aus dem hohen Norden nahe.

Irreführung beginnt in der Überschrift

Wohl wissend, dass in der allgemeinen Flut der Schlagzeilen oft nur die Überschriften wahrgenommen werden, lautet diese beim NDR: „Schüsse auf Geflüchteten: Polizei ermittelt gegen Polizisten“. In einem weiteren Beitrag zu eben diesen Geschehnissen hat der NDR – wohl um ganz sicherzugehen – diese Überschrift gewählt: „Hannover: Polizist schießt auf Geflüchteten“.

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Sie, liebe Leser, haben gegenüber den Gebührenzahlern, die beim NDR gelandet sind und sich dort womöglich exklusiv mit Nachrichten versorgen lassen, einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Sie kennen den Sachverhalt bereits aus der Einleitung des vorliegenden Artikels. Hand aufs Herz, welcher Eindruck wäre bei Ihnen aber entstanden, wenn Sie nur die Überschriften der ÖRR-Anstalt gelesen hätten?

Dabei ist es das Normalste der Welt, dass „gegen einen Polizisten ermittelt“ wird, wenn dessen Schusswaffe zum Einsatz gekommen ist. Wohlgemerkt: Die bloße Aufnahme von Ermittlungen ist noch keine Anklage und erst recht kein Schuldspruch. Wäre es nicht vielmehr verstörend, wenn gerade keine Ermittlungen aufgenommen worden wären? Wenn sich niemand die Frage stellen würde, ob die Beamten die offenbar drohende Gefahr für Leib und Leben vielleicht auch anders hätten abwehren können? Das alles werden die oben erwähnten Ermittlungen ans Licht bringen.

Aber damit hat die Irreführung beim NDR erst begonnen. Im weiteren Verlauf stehen Sätze, deren Formulierung mehr als entlarvend sind. Immer da, wo es um den Polizisten geht, zum Beispiel gleich im ersten Absatz, lesen wir: „Am Mittwochmorgen hatte ein 24-jähriger Polizist mehrmals auf einen Bewohner der Unterkunft im Stadtteil Vinnhorst im Norden der Stadt geschossen.“ Die Vorgeschichte wird dem Leser zu diesem Zeitpunkt noch vorenthalten.

Später heißt es dann: „Daraufhin schoss der 24-jährige Polizist mehrmals auf den Mann – mutmaßlich aus nächster Nähe, wie eine Sprecherin sagte.“ In beiden Sätzen stellt der NDR die Ereignisse als gewisse Tatsache dar – durch die Verwendung von „hatte … geschossen“ sowie „schoss der 24-jährige Polizist“.

NDR schreitet zur Täter-Opfer-Umkehr

Nur ein Flüchtigkeitsfehler, der gerade in einem solchen Zusammenhang zwar nicht passieren sollte, aber durchaus mal vorkommen kann und deshalb auch zu verzeihen wäre? Wohl kaum! Denn sobald es um den Flüchtling geht, hört sich das beim NDR plötzlich so an: „Er soll Polizistinnen und Polizisten mit einem Messer angegriffen haben.“ Oder: „Ein 25-jähriger Bewohner soll gegen die Hausordnung verstoßen haben, sagte eine Polizeisprecherin dem NDR Niedersachsen.“

Nochmal zum Vergleich, als sich der NDR ebenfalls auf die Angaben der Polizei berufen hat: „Daraufhin schoss der 24-jährige Polizist mehrmals auf den Mann – mutmaßlich aus nächster Nähe, wie eine Sprecherin sagte.“ Während der Flüchtling etwas also nur getan haben soll, ist sich der NDR beim Polizisten ausdrücklich sicher, dass dieser etwas mit Gewissheit getan hat.

Die oben geschilderten Ereignisse in Hannover erinnern in erschreckender Weise an einen ganz ähnlichen Fall aus Dortmund im August 2022, der bundesweit für Schlagzeilen sorgte. Auch damals machte ein Polizist von seiner Schusswaffe Gebrauch, um den Messerangriff eines Flüchtlings abzuwehren.

Und tatsächlich gäbe es im vorliegenden Fall sowohl ent- als auch belastende Anhaltspunkte, die für bzw. gegen den Polizisten sprechen. Wenn dieser seinen Angreifer hätte töten wollen, dann hätte er das vermutlich gekonnt, schließlich sollen die Schüsse „mutmaßlich aus nächster Nähe“ abgefeuert worden sein. Andererseits könnte man die Frage stellen, weshalb „mehrmals“ auf den Angreifer geschossen worden sein soll.

Sowohl die Tötung als auch die Herstellung einer Handlungsunfähigkeit seines Gegenübers sollte einem ausgebildeten Polizisten mit einem (!) Schuss gelingen, sofern dieser tatsächlich „aus nächster Nähe“ abgegeben wird.

Aber mit solchen Überlegungen – und der dazugehörigen Würdigung derselben – scheint der NDR seine Gebührenzahler nicht belästigen zu wollen. Viel einfacher ist es, das gängige Narrativ zu bedienen und mutmaßliche Opfer zu feststehenden Tätern zu machen – und umgekehrt!

Und wie hätten die Überschriften und weiteren Formulierungen in besagtem NDR-Artikel wohl ausgesehen, wenn nicht ein Flüchtling, sondern zum Beispiel ein „Querdenker“, „Corona-Leugner“ oder Schlimmeres zuvor Polizisten mit einem Messer bedroht hätte? Mir persönlich fehlt die Fantasie, um sich beim NDR etwa folgende Überschrift vorstellen zu können: „Hannover: Polizist schießt auf Corona-Leugner“.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Shutterstock

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