Hand aufs Herz: Haben Sie es nicht auch satt, ständig negative Nachrichten zu lesen? Bei denen man denkt, es seien „Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus“? Was sie aber leider nicht sind – denn es sind reale Neuigkeiten aus Deutschland. Ich möchte Ihnen ein Kontrastprogramm bieten, aus meiner Zeit in Russland. Zum Entspannen und Schmunzeln. Voilà:
Abgehärtet zu sein empfiehlt sich ohnehin: Wenn sich in diesen Mai-Tagen viele Russen in aller Frühe in der U-Bahn zitternd an ihren Nachbarn schmiegen, muss dies nicht nur an der chronischen Überfüllung der Züge oder an übertriebenem Alkohol-Genuss am Vorabend liegen – die Ärmsten sind möglicherweise schlicht nach einer eisigen Nacht halb erfroren. Denn auch die Heizung wird zentral abgeschaltet – und das oft schon im April.
Backofen als Heizungsersatz
Da weite Teile Russlands jedoch nördlicher liegen als Rimini, ist man auch im Mai vor Kälte und Schneefall nicht sicher – wie dieses Jahr. Und wenn bei Nachtfrost die Heizungsrohre in der Wohnung eiskalt bleiben, muss man sich warm anziehen. Mancher verfrorene Moskowiter lässt in seiner Verzweiflung den Gas-Backofen in der Küche bei offener Tür auf Hochtouren laufen. Dass die Verbrennungsgase die Luft verpesten, sticht im Moskauer Dauer-Smog gar nicht mehr so recht in die Nase.
Die Launen des Heizwerkers
So eisig es zu warmen Jahreszeiten werden kann, so heiß wird es den Russen oft im Winter. Offenbar in Erfüllung des kommunistischen Mottos, dass alle gleich sind, haben die Konstrukteure des sowjetischen Heizsystems darauf verzichtet, irgendwelche Thermostate oder andere Möglichkeiten der Regulierung einzubauen: Einzig und allein der Regler im Heizwerk entscheidet, wie warm es in Tausenden Wohnungen in seinem Revier wird.
Draußen Eis, drinnen Schweiß
Russland sitzt auf immensen Ölvorräten – und deshalb scheinen es die Heizer besonders gut zu meinen und befeuern ihre Kessel nach Herzenslust. So kommen jedes Jahr Millionen Russen bei tiefstem Frost in der eigenen Wohnung ins Schwitzen – und haben nur einen Ausweg: Das Fenster zu öffnen – als Thermostat-Ersatz. Russland ist sicher der einzige Fleck auf der Erde, wo Menschen bei minus dreißig Grad mit offenem Fenster schlafen.
Duell zwischen Heizung und Klimaanlage
Manche einfallsreichen Russen sorgen für die richtige Temperatur-Balance auf eine Art und Weise, die jedem Umweltschützer den Schweiß auf die Stirn treibt: Ein Medizin-Professor im zentralrussischen Ufa etwa liebt es, in seinem Arbeitszimmer die Heizung und die kühlenden Klimageräte gleichzeitig gegeneinander ankämpfen zu lassen.
Eiszeit in Georgien
Ärmere Gegenden der ehemaligen Sowjetunion haben ganz andere Sorgen: In Georgien bleibt die Zentralheizung seit mehr als einem Jahrzehnt kalt – weil das arme Land nicht genügend Geld hat, um das System anzuschmeißen und alle Wohnungen nach dem Gießkannenprinzip zu heizen.
Für meine Arbeit müssen Sie keine Zwangsgebühren zahlen, und auch nicht mit Ihren Steuergeldern aufkommen, etwa über Regierungs-Reklameanzeigen. Hinter meiner Seite steht auch kein spendabler Milliardär. Mein einziger „Arbeitgeber“ sind Sie, meine lieben Leserinnen und Leser. Dadurch bin ich nur Ihnen verpflichtet! Und bin Ihnen außerordentlich dankbar für Ihre Unterstützung! Nur sie macht meine Arbeit möglich!
Aktuell ist (wieder) eine Unterstützung via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.
Mein aktuelles Video:
Lust auf mehr Geschichte über Igor und aus Russland? Die gibt es auch als Buch:
Und hier noch mehr: