Hartnäckige Kämpfer gegen Fleisch und Fisch müssen sich jetzt warm anziehen – so sie denn auf meiner Seite überhaupt mitlesen. Ja, zugegeben – ich bin selbst Vegetarier. Allerdings ohne jede Ideologie, sondern aus einem Kindheitserlebnis heraus. Seit bei den Verwandten mit Bauernhof plötzlich mein Lieblingshase verschwunden war und auf die Nachfrage, wo er denn sei, die Antwort kam, „auf dem Tisch“, habe ich dem Fleisch abgeschworen. Allerdings ohne jeden Anspruch, anderen Menschen meine Entscheidung aufzudrängen. Ich finde: Jeder soll nach seiner Façon glücklich werden, auch beim Essen.
Ich muss gestehen: Inzwischen ist es mir oft schon peinlich, mich als Vegetarier zu outen – seit das eine Modeerscheinung in rot-grünen, woken Kreisen geworden ist. Von bodenständigen Menschen wird man deswegen heute oft schräg angeschaut, wenn man nach vegetarischen Gerichten fragt. Und ganz ehrlich: Ich kann diese schiefen Blicke bestens verstehen. Schlimmer noch: Wenn heute jemand nach veganen Gerichten fragt, kommt mir das selbst Spanisch vor. Zum einen, weil ich es gruselig finde, wenn man die Ideologie den Speisezettel bestimmen lässt. Zum anderen, weil ich auch als Vegetarier liebend gerne Gerichte mit Milch und Eiern esse. Ohne die könnte ich mir ein Leben schwer vorstellen.
Entschuldigen Sie die lange Vorrede – aber ich wollte Ihnen klar machen, warum mir das heutige Thema besonders am Herzen liegt. Und warum ich gleich sehr aufmerksam wurde, als ich die folgende Überschrift auf dem österreichischen Portal „kurier.at“ las: „Überraschend: Gen-Z isst mehr Fleisch als Babyboomer“. Weiter heißt es in dem Beitrag: „Junge Menschen essen mehr Fleisch als ältere. Zu diesem doch recht überraschenden Ergebnis kam eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TQS im Auftrag von Hermann.Bio. 82 Prozent der Babyboomer berichteten demnach von einer zunehmenden Reduktion ihres Fleischkonsums, während dies bei der Generation Z nur 45 Prozent waren. Der tägliche Fleischkonsum ist bei den Babyboomern zudem mit vier Prozent am niedrigsten, bei der Generation Z mit zwölf Prozent am höchsten.“
Ich musste sofort an die Resultate der Meinungsforscher denken, denen zufolge die AfD bei der jüngeren Generation deutlich erfolgreicher ist als bei der älteren. Offenbar wächst eine Jugend heran, die eine Immunität gegen Ideologie hat, und/oder eine gewisse Resistenz gegen die Dauer-Propaganda und Gehirnwäsche in den großen Medien.
„Die Ergebnisse stehen im Widerspruch zu den Erwartungen, dass jüngere Menschen aufgrund ihrer verstärkten Auseinandersetzung mit Umwelt- und Gesundheitsfragen ihren Fleischkonsum reduzieren würden“, heißt es in dem Artikel auf „kurier.at“.
Diese Verwunderung verwundert mich.
Man denke an das Wahlverhalten der Jungen!
Ausgerechnet die „Babyboomer“, also die 60- bis 78-Jährigen, die oft als Inbegriff der „bösen Weisen“ gelten oder, so sie das Pech haben, zum falschen Geschlecht zu gehören, auch noch als „weiße alte Männer“ ein Feindbild darstellen, sind sehr zurückhaltend, was den Fleischkonsum angeht. Oder tun zumindest so, wenn sie von Meinungsforschern befragt werden. Fakt ist: Nur noch vier Prozent der Babyboomer gaben bei der Umfrage an, täglich Fleisch zu essen. 82 Prozent der Boomer essen nach eigenen Angaben heute weniger Fleisch als früher.
Insgesamt, über alle Generationen hinweg, können sich gut zwei Drittel (67 Prozent) der Österreicher vorstellen, in Zukunft weniger Fleisch zu essen. Hauptmotiv dabei: Tierleid zu verhindern. 37 Prozent fanden jedoch Fleischersatz zu teuer.
Man muss der Korrektheit halber dazu sagen, dass das Unternehmen, das die Meinungsumfrage in Auftrag gegeben hat, ein Fleischalternativenhersteller ist. Und natürlich sind Umfragen oft bis zu einem gewissen Grad den Wünschen derjenigen angepasst, die für sie bezahlen. Bei der Grundaussage, dass die Jüngeren seltener und offenbar auch weniger gerne auf Fleisch verzichten als die Älteren, ist aufgrund des Auftraggebers der Umfrage allerdings Zweifel nicht angebracht. Dem Fleischalternativenhersteller wäre sicher eine umgekehrte Entwicklung lieber gewesen.
Was bleibt, ist der Gedanke: Ideologie macht weder satt noch glücklich.
Und: Offensichtlich sind es die Älteren, denen man oft Starrsinn vorwirft, die sich doch erstaunlich an neue Lebensweisen und Ideologien anpassen können. Und die Jungen? Die schwimmen gegen den Strom – ob beim Wählen oder beim Essen. Ihr undogmatischer Blick auf die Welt gibt Hoffnung.
“Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd“
sagt ein altes chinesisches Sprichwort. Bei uns ist es wohl eher ein guter Anwalt – und der kostet Geld. Augsburgs CSU-Oberbürgermeisterin Eva Weber hat mich gerade angezeigt, weil ich es gewagt habe, ihre Amtsführung zu kritisieren. Es geht um mehr als nur diesen Fall. Es geht um das Recht, Kritik an den Mächtigen zu üben, ohne kriminalisiert zu werden. Helfen Sie mir, dieses wichtige Recht zu verteidigen! Jeder Beitrag – ob groß oder klein – macht einen Unterschied. Zusammen können wir dafür sorgen, dass unabhängiger Journalismus stark bleibt und nicht verstummt. Unterstützen Sie meine Arbeit:
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