Game over? Beunruhigende Sterbewelle in Europa Deutliche Übersterblichkeit in mehreren Ländern

Von Daniel Weinmann

„Das hat es noch nie gegeben: Seit Wochen sterben in der Schweiz mehr Personen als normalerweise im Sommer“, schreibt der Züricher „Tages-Anzeiger“. Die Eidgenossenschaft steht damit jedoch nicht alleine da. Vielmehr zeigt sich dieses Phänomen gleich in einer ganzen Reihe weiterer europäischer Staaten. Auch Deutschland darf in Sachen Übersterblichkeit nicht fehlen. Eine Hochrechnung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) beziffert die Anzahl der im Juli verstorbenen Bundesbürger auf 85.285 – zwölf Prozent oder 9.130 Fälle mehr als im Mittel der Jahre 2018 bis 2021 für diesen Monat. In der Woche vom 18. bis 24. Juli lag die Zahl gar um 24 Prozent höher. „Um die hohen Sterbezahlen zu deuten, bräuchte man Informationen über die Todesursachen, die bislang auch in Deutschland nicht vorliegen“, zitiert die „Welt“ Felix zur Nieden, Fachmann für Demografische Analysen und Modellrechnungen bei Destatis.

Unbestritten ist, dass die geburtenstarken Jahrgänge vor rund 75 Jahren heute zu entsprechend höheren Sterbezahlen führen. Auffällig ist jedoch der Anstieg der Sterbefälle in der Altersgruppe von null bis 14 Jahren. In Spanien erklären sich die Mediziner dieses Phänomen mit nachgeholten Kinderkrankheiten. Bis zum 20. April waren Masken in spanischen Schulen Pflicht. Als dort Ende April die Maskenpflicht wegfielen, kam es zu massiven Ansteckungen und überfüllten Notaufnahmen, glaubt ein Arzt der Kinderabteilung der Klinik von La Paz.

Bedenklich hoch sind die Übersterblichkeitsraten in Portugal und Spanien. Kann es Zufall sein, dass es sich dabei um jene Länder handelt, die die härtesten Lockdown-Maßnahmen verhängt hatten? Nach Angaben von Eurostat lag die Übersterblichkeitsrate in Portugal im Juni bei 23,9 Prozent und damit fast viermal so hoch wie der europäische Durchschnitt von 6,2 Prozent.

»Weder Covid noch Hitzewellen erklären, was hier passiert«

Auch in Spanien ist die Sterberate seit April um durchschnittlich elf Prozent angestiegen. Spanien etwa zählte im Juli 2022 fast 10.000 mehr Tote als im gleichen Monat 2019. In den Notaufnahmen vieler großer spanischer Kliniken stehen die Patienten dicht gedrängt in den Fluren und warten auf einen Arzt. Aus Madrid berichten Klinikärzte laut „Welt“, sie hätten täglich zwischen 50 und 70 Patienten zu behandeln. Gleichzeitig stünden mehr als 700.000 Patienten auf Wartelisten für chirurgische Eingriffe, so viele wie nie in der spanischen Geschichte. Unbequeme Fragen wirft vor diesem Hintergrund vor allem auf, dass nach der offiziellen spanischen Statistik nur 1872 Menschen mit oder an Corona gestorben sind.

Die Experten stehen denn auch vor einem Rätsel. „Weder Covid noch Hitzewellen erklären, was hier passiert“, meint Salvador Peiró, Forschungsleiter der ‚Fundación de Investigación Sanitaria y Biomédica de la Comunidad Valenciana‘ laut „Welt“. Peiró kann die Zahlen schon deshalb nicht nachvollziehen, weil er unter den Verstorbenen viele Alte und chronisch Kranke registriert – jene Risikogruppe, auf die seit Ausbruch der Coronakrise der größte Anteil unter den Opfern entfiel.

Dabei irritiert ihn besonders, „dass wir glaubten, das Coronavirus habe bereits die Schwächsten erwischt“. Auch die Impfquote könne die Übersterblichkeit nicht erklären, wie der Vergleich mit anderen Ländern zeige. Wie weit die unerwünschten Nebenwirkungen der Corona-Impfung zur Steigerung der Sterblichkeitsrate beitragen, haben die Statistiker der jeweiligen Länderbehörden bislang allerdings nicht untersucht. Dass die Übersterblichkeit zum Beginn der Impfkampagne einsetzte, ließ sich indes bereits belegen (reitschuster.de berichtete).

Die Aufarbeitung der Sterbeursachen wird laut Destatis noch Jahre dauern

In England und Wales sind zwischen Mai und Juli laut den Epidemiologen Carl Heneghan und Tom Jefferson 17.233 Menschen mehr als im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 und 2021 gestorben. 4716 davon sind laut der offiziellen Statistik an Covid-19 gestorben. Ebenfalls auffallend: Seit der letzten Aprilwoche dieses Jahres sind die Sterbezahlen deutlich höher als in jedem der letzten sieben Jahre. Von offizieller Seite werde nichts unternommen, um eine Untersuchung zu veranlassen, schreiben die Experten auf Ihrer Website „Trust the Evidence“.

„Dies deutet auf ein mangelndes Interesse hin und wirft die Frage auf, warum solche Daten überhaupt erhoben werden. Dennoch deuten die Signale in den Daten darauf hin, dass etwas nicht ganz richtig ist“, schreiben Heneghan und Jefferson – und fordern eine Ursachensuche.

Zumindest laut Destatis wird die Aufarbeitung der Sterbeursachen noch Jahre dauern. Mit Blick auf Großbritannien brachte der Historiker Lord Jonathan Sumption die Lage in der „Times“ so auf den Punkt: „Die Wahrheit über den Lockdown wird nach und nach zugegeben. Es war eine Katastrophe. Die öffentliche Angst wurde bewusst geschürt, um Entscheidungen zu rechtfertigen, die auf der Grundlage fragwürdiger Ratschläge getroffen wurden.“

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: Shutterstock
Text: dw

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