Gottschalks Mega-Klatsche gegen Fernsehen und Wokeismus… …und wie die Medien sie kleinspielen

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Ein Journalismus-Urgestein sprach in einem Brief an mich von „Gottschalks MEGAklatsche gegen das Staatsfernsehen“. Und empörte sich: „Und für BILD ist das eine LEISE Kritik.“ Gottschalks Worte, so der Kollege, seien eine der klarsten Absagen an das System und eine Ansage, wachsam zu sein…. Denn so wie von ihm beschrieben war es zuletzt in der DDR – was man zu Hause und was man öffentlich zu sagen hat/wagt…“

Was ist geschehen? Ganz am Ende seiner letzten „Wetten dass…“-Sendung erklärte Thomas Gottschalk am Samstagabend im ZDF seinen Rückzug wie folgt: „Ich habe immer im Fernsehen das gesagt, was ich zu Hause auch gesagt habe. Inzwischen rede ich zu Hause anders als im Fernsehen. Und das ist auch keine dolle Entwicklung. Bevor hier ein verzweifelter Aufnahmeleiter hin- und herrennt und sagt: ‚Du hast wieder einen Shitstorm hergelabert‘, da sage ich lieber gar nichts mehr.“

Wer zwischen den Zeilen lesen kann, versteht sofort: Gottschalk will sich dem Terror der rot-grünen Gesinnungswärter verweigern. So traurig es ist, dass er, der eigentlich nichts mehr zu verlieren hat außer seiner Popularität, sich nicht noch plakativer äußert: Seine Aussage lässt keinen Raum für Interpretationen und ist für alle, die keine rosarote Brille aufhaben, eine Ohrfeige für die GEZ-Anstalten im Besonderen und den „Wokeismus“ im Allgemeinen: Eine schreiende Kritik in Sachen Meinungsfreiheit.

Umso absurder ist der Eiertanz, den etwa die „Bild“ zu dieser Aussage veranstaltet. Das Blatt bringt ein Zitat von Gottschalk– zur Erklärung: „Wie genau er das meint, hat Gottschalk im September im BILD-Interview erklärt: ‚Die Gefahr missverstanden zu werden, ist bei mir einfach irre hoch. Weil ich Dinge so ungefiltert sage, wie sie mir einfallen. Heute musst du in deine Gedanken immer Sicherheitsfilter einbauen, damit sie dir nicht um die Ohren knallen. Und auch dieser Filter schafft wieder Interpretationsspielraum, den man eigentlich gar nicht haben will.’“

In einer Zwischenüberschrift stellt die „Bild“ eine Frage, mit der sie die gesamte Ohrfeige Gottschalks zu entkräften versucht „Gesellschaftskritik, Seitenhieb gegen das ZDF oder Abrechnung mit sozialen Netzwerken?“

Wie bitte, liebe Kollegen? Seid Ihr so arglos und naiv? Oder verharmlost Ihr gnadenlos? Jeder, der Augen und Ohren hat, weiß, was Gottschalk meinte.

Die „Bild“-Journalisten dagegen vermeiden eine Festlegung wie der Teufel das Weihwasser. Sie schreiben: „Auf Social Media sorgen seine Schlussworte für geteilte Reaktionen: Während die einen ‚einen weiteren fragwürdigen Triumph der Empörungssociety‘ konstatieren sowie eine ‚klatschende Ohrfeige gegen den Wokeismus‘, finden andere, dass Gottschalk sich mit diesem Abgang unnötig als Opfer inszeniere. Fest steht: Über seine letzten Sätze wird fast mehr diskutiert als über die ganze Sendung.“

Bloß keine eigene Meinung haben, bloß nicht festlegen!

Dabei ist die „Bild“ noch viel mutiger als viele andere Medien. Bei denen wird Gottschalks Ohrfeige entweder verschwiegen oder im Kleingedruckten versteckt, so dass sie den meisten Lesern gar nicht auffällt. Dabei waren sie in Sachen „Wetten dass…“ für jeden Journalisten, der sein Berufsethos noch ernst nimmt, die zentrale Nachricht. Nicht so jedoch für Propagandisten – denn wer mag es schon, kritisiert zu werden.

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