„Völlig daneben“

„Er ist der Gegner. Er steht für all die Probleme, die wir haben“, sagte Grünen-Chef Habeck in Davos über US-Präsident Donald Trump: „Nur Selbstlob, Ignoranz, Missachtung von allen Leuten, kein Gespür, keine Wahrnehmung für globale Probleme, es war die schlechteste Rede, die ich in meinem Leben gehört habe“, schimpfte der David Hasselhoff der deutschen Politik der ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf in deren Handykamera. „Noch nicht einmal höflich daneben, sondern völlig daneben“, kommentierte der Parteichef in der Manier eines Rockstars, der herablassend die Leistung eines Nachwuchsstars beurteilt: „Nein wirklich, wie man so etwas verzapfen kann“. Und: „Er ist der einzige glaube ich, der sie nicht verstanden hat“ (gemünzt wohl auf Greta Thunberg, deren Einsichten offenbar den Mann aus Washington nicht erleuchteten – was für Habeck der Reaktion nach zu urteilen Ketzerei gleichkommt). Statt kritisch nachzuhaken, pflichtete die ZDF-Reporterin pflichtschuldig bei: „Das ist ja für Davos ein Rückschlag.“ Darauf Habeck: „Er ist kein Alliierter, er ist der Gegner“. Ich weiß nicht, ob es das seit 1945 schon einmal gegeben hat, dass der Chef einer im Bundestag vertretenen Partei, der als möglicher neuer Kanzler gehandelt wird, den US-Präsidenten als „den Gegner“ bezeichnet. „Das muss endlich adressiert werden, von den Leuten, die das hier veranstalten“, forderte Habeck. Wie? Wünscht er sich eine Meinungsbetreuung? Die Veranstalter als Oberlehrer?

Weiter meinte der Mann, der vor dem Wechsel in die Politik als Schriftsteller tätig war, in Davos werde sich zeigen, ob die Umkehr aus dem System heraus möglich sei, oder „ob wir das System komplett ändern müssen, also aus dem System heraus, das wäre meine Antwort, also eine radikalere Lösung, „. Nachdem der Chef-Grüne sich ja bereits überaus missverständlich über das autoritäre chinesische Modell geäußert hat, wäre hier – etwas zugespitzt – die Frage zu stellen, ob sich nicht einmal der Verfassungsschutz seiner annehmen sollte.

Ich muss gestehen, dass ich Trumps Rede nicht in völler Länge gehört habe, sondern nur in Teilen, die sehr optimistisch klangen, wie ein Gegenentwurf zu den Klima-Ängsten, die vor allem in Deutschland die Stimmung prägen. Unter anderem sagte er: „Dies ist keine Zeit für Pessimismus, dies ist eine Zeit für Optimismus. …Wir müssen die ewigen Propheten des Untergangs und ihre Vorhersagen der Apokalypse zurückweisen“

War es das, was den Grünen-Chef so auf die Palme brachte? Ganz unabhängig von Trumps Rede ist Habecks Reaktion auch aus sich heraus aussagekräftig genug. Statt sich inhaltlich mit den Aussagen des US-Präsidenten auseinanderzusetzen, macht er diese in der Manier eines Pubertierenden verächtlich. Ohne ein einziges Sachargument – mit infantilem Schwarz-Weiß-Zeichnen, in der ebenso festen wie arroganten Überzeugung, die Wahrheit auf der eigenen Seite zu haben. Dass Trumps Rede auch vom Früh-Wahlkampf in den USA geprägt war, und dem dort im Gegensatz zu uns üblichen Optimismus – solche Grautöne sind dem Möchtegern-Kanzler offenbar zu hoch. Stattdessen demonstriert er das völlige Fehlen von Einfühlungsvermögen und diplomatischem Geschick und zerschlägt außenpolitisches Porzellan.

Insofern ist Habecks Kommentar sinnbildlich für die Infantilisierung und die Unfähgkeit zur Differenzierung, die große Teile der Politik erfasst haben. Sie mündet in der geradezu prototypischen, kleinkindlich anmutenden Aussage von Habeck, Trump stehe „für alle Probleme, die wir haben“. Zumindest einmal die Frage aufzuwerfen, ob Trump vielleicht eine Reaktion auf diese Probleme sein könnte – durchaus auch eine falsch, und nicht nur deren Ursache – dazu ist der Mann, der sich so gerne als Intellektueller inszeniert, offenbar intellektuell nicht in der Lage. Eine geistige Bankrotterklärung.

Und hier noch die schönsten Reaktionen in den sozialen Netzwerken auf Habecks Auftritt:

„Die Worte des Grünen-Chefs Robert Habeck stellen einen neuen Tiefpunkt im ohnehin angespannten deutsch-amerikanischen Verhältnis dar“, schreibt Marc Felix Serrao von der Neuen Zürcher Zeitung auf twitter

Alexander Kissler vom Cicero kommentiert: „Steile These von Herrn Robert Habeck, der gerne Differenzierung einfordert. Es sei „die schlechteste Rede“ gewesen, die er je gehört habe. Woraus erhellt, dass Herr Habeck dem letzten Parteitag von @gruene_jugend

fernblieb.“

„So gehen Interviews beim ZDF, wenn zwei sich einig sind: #Habeck darf sich die Fragen selbst stellen und bekommt von der Reporterin auch noch die Vorlagen geliefert: Eigendorf: „Für Davos ein ziemlicher Rückschlag…“ Habeck: „Er ist der Gegner“, findet der frühere Merian-Chefredakteur Hallaschka.

„Habeck ist wirklich der einzige, der das Konzept der Konferenz nicht verstanden hat“, kommentiert F. Luebberding.

Alexander Will, Nachrichtenchef der Nordwest-Zeitung in Oldenburg schreibt: „Wie stellt sich der Herr das denn vor? Einmarschieren? Zum kotzen, wie wie ein möglicherweise bald regierender deutscher Politiker sich im Antiamerikanismus wälzt.“

Besonders böse ist ein anonymer Kommentar unter dem Kürzel Derb: „Stellen Sie sich bitte vor, dieser monothematische, grünfundamentalistische, arrogante, undiplomatische, selbstverliebte, laienhafte, seine Klientel versorgende Schnösel würde 2021 Bundeskanzler der viertgrößten Volkswirtschaft der Erde. Na servus!“


David gegen Goliath

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Bild: GrüneSH, CC BY-SA 3.0

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