„Hier wird sehenden Auges auf eine Pflegekatastrophe zugesteuert“ Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte schlägt Alarm

Von Daniel Weinmann

Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung hat seine elfte Stellungnahme „Pandemievorbereitung auf Herbst/Winter 2022/23“ über die nötigen Vorbereitungen für den bevorstehenden Herbst und Winter vorgelegt. Das Gremium drängt – wie könnte es anders sein – Bund und Länder dazu, sich früh und umfassend auf die Bekämpfung der von Lauterbach & Co. erwarteten „Infektionswellen“ im Herbst und Winter vorzubereiten.

Dies liest sich so: „Eine vorausschauende Vorbereitung mit kurzen Reaktionszeiten auf veränderte Infektionslagen reduziert die pandemiebedingten (Sekundär-)Schäden und hat die höchste Effektivität, um die Morbidität und Mortalität zu verringern.“

Ziele der Corona-Politik müssten der Schutz des Gesundheitssystems, der kritischen Infrastruktur sowie der besonders vulnerablen Bevölkerungsgruppen „unter Minimierung der kollateralen und gesundheitlichen Belastungen der Gesellschaft“ sein. Vor allem Kinderkrankenhäuser und Pädiatrie-Stationen müssten mit einem „bedrohlichen Engpass“ rechnen. Verschärft werde dieser durch zu erwartende Personalausfälle.

»Der gravierende Pflegepersonalmangel der Kinderkliniken ist kurzfristig nicht behebbar«

Kinder und Jugendliche bedürften eines besonderen Schutzes, heißt es im Abschnitt „Das besondere Wohl der Kinder und vulnerabler Gruppen“. Die Sicherung der sozialen Teilhabe durch Schul- und Kitabesuch sowie sportliche und kulturelle Aktivitäten müsse weiterhin Priorität genießen. Bei einer starken Infektionswelle im Herbst/ Winter sei mit einem bedrohlichen Engpass an den Kinderkliniken zu rechnen, verschärft durch zu erwartende Personalausfälle.

Neben der wenig überraschenden Intensivierung der Impfaufklärung empfiehlt der Expertenrat vor diesem Hintergrund auch die „besondere Unterstützung für Kinderkliniken“ durch pflegeentlastende Berufsgruppen wie etwa pharmazeutisch-technische Assistenten, medizinische Fachangestellte: „Der gravierende Pflegepersonalmangel der Kinderkliniken ist kurzfristig nicht behebbar. Daher sollten Kinderkliniken u. a. eine besondere Unterstützung durch pflegeentlastende Berufsgruppen erfahren.“

Für den Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) sind diese Ausführungen offensichtlich kaum mehr als hohle Phrasen: „Völlig unklar bleibt, wer hier gemeint ist und wie dies geschehen soll“, schreibt der Verband in seiner Presseerklärung, „hier muss ganz klar herausgestellt werden, dass der ambulante Bereich durch zum Beispiel ein weiteres Abziehen von medizinischen Fachangestellten die dortige Versorgung zusammenbrechen ließe. Der Expertenrat lässt in seinen Betrachtungen die maximale Belastung des ambulanten Bereiches völlig außen vor.“

»Das Tragen einer Maske erscheint wissenschaftlich nicht sinnvoll und ist für Kinder abzulehnen«

Mehr als 80 Prozent der pädiatrischen Patienten seien im ambulanten Bereich versorgt worden, was zu einer übermäßigen Belastung der dort beschäftigten medizinischen Fachangestellten,  Kinderkrankenschwestern und -pfleger geführt habe.

Aufhorchen lässt dieser Kritikpunkt: Nach Ansicht des BVKJ ist die prekäre Lage in den Kinder- und Jugendkliniken nicht auf die Pandemielage zurückzuführen, sondern ausschließlich auf das Ergebnis unangemessener Sparpolitik im klinischen Bereich der Versorgung von Kindern und Jugendlichen. „Hier wird sehenden Auges auf eine Pflegekatastrophe im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin im ambulanten und stationären Bereich zugesteuert“, warnt BVKJ-Bundespressesprecher Jakob Maske.

Deutliche Worte findet der Verband für die unverbesserlichen Masken-Fetischisten: „Die Vermeidung von normalen Infektionskrankheiten durch das Tragen einer Maske erscheint jedoch wissenschaftlich nicht sinnvoll und ist daher für Kinder abzulehnen.“

David
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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: Shutterstock
Text: dw

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