Hitzeschutzpläne: Wenn Aktionismus auf bittere Realität trifft Neues aus dem Bundesgesundheitsministerium

Von Ekaterina Quehl
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Dass man hierzulande für Probleme und Krisen originelle Lösungsansätze findet oder durch ausgefallene Lösungen erst Probleme schafft, ist spätestens seit Corona bekannt und hat sich zu einem wahren Nationalsport entwickelt. Ob im Kreis schwimmen gegen Corona, Maskentragen im Freien, Messerverbote gegen Kriminalität, Einfliegen von noch mehr Asylbewerbern bei völliger Überlastung des Asylsystems oder Belohnung mit einem Netflix-Abo bei Abgabe verbotener Messer – die Liste ist lang. All das sind Beispiele, die zeigen: Diese kreative Herangehensweise ist nicht nur wirksam, sondern muss unbedingt aufrechterhalten werden – besonders in Anbetracht der Folgen für die Bevölkerung.

Ob immer häufigere Hitzewellen in den wärmsten Monaten seit Beginn der Aufzeichnung diese Kreativität fördern oder beschränkter Sauerstoff-Zufuhr in Zeiten der FFP2-Masken, ist nicht bekannt. Der Trend setzt sich jedoch fort – beinahe bei jedem Thema.

So erweist sich auch ein aktuelles Beispiel als Gipfel der Absurdität: Muster-Hitzeschutzpläne für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, die Karl Lauterbach, unser Minister der Herzen, vor kurzem präsentiert hat. Die Lösungen, die sich in vielen Ländern dieser Welt als sehr wirksam erweisen – Klimaanlagen – werden vorsorglich erstmal ausgeschlossen. Stattdessen werden Millionen Euro Steuergelder ausgegeben, um die Bevölkerung darüber zu belehren, dass Hitze heiß ist. Und dass man sich aus der Hitze irgendwohin bewegen muss, wo es nicht so heiß ist. Und viel trinken. Und nur lüften, wenn es kühl ist. Und Kindern, alten und kranken Menschen bei all dem helfen, wenn sie es nicht selbst machen können. Und damit man sicher gehen kann, dass es auch funktioniert, setzt man auf Kommunikation. Und benennt in jeder Einrichtung einen Beauftragten, der dafür verantwortlich ist, allen zu sagen, dass es heiß ist. Und dass sie viel trinken müssen. Und wenn Sie nirgendwohin gehen können, wo es nicht so heiß ist, weil es überall heiß ist, zu erklären, dass es der Gesundheit schaden kann.

Wie wirksam ein Lösungsansatz sein kann, bei dem die eigentliche Lösung ausgeschlossen wird, zeigen aktuelle Beispiele aus Krankenhäusern und Schulen. In den „Hitzeschutzplänen“, die vom kollektiven Superhirn des Bundesgesundheitsministeriums erarbeitet wurden, ist von Kühlung oder Klimatisierung nicht die Rede. Stattdessen geht es um Kühlzonen, Lüftungskonzepte, Außenjalousien, Hitzeschutzfolien und das Ausschalten von Geräten, die Wärme abgeben. Wenn dafür ein ministerielles Gremium und Millionen Euro Steuergelder eingesetzt werden, dann leben wir entweder in einer Idiokratie oder wir werden für Idioten gehalten.

Wie praktikabel diese Herangehensweise ist, zeigt das aktuelle Bild in deutschen Krankenhäusern, Seniorenheimen und Schulen. Medikamente, die bei unter 25 Grad gelagert werden müssen, wie Ibuprofen-Zäpfchen für Kinder, werden – Beipackzettel hin oder her – in überhitzten Räumen gehalten. „Natürlich gibt es in den Häusern Kühlschränke. ‚Aber die brauchen wir für alles, was noch kühler aufbewahrt werden muss‘“, so Susanne Johna, Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund und Vizepräsidentin der Bundesärztekammer in dem Spiegel-Bericht „Warum sind deutsche Intensivstationen nicht klimatisiert?“. Patienten und Mitarbeiter werden gebeten, Kühlakkus von zu Hause mitzubringen und Ärzte arbeiten in Kühlwesten, die sonst für Stahlkocher in der Industrie gedacht sind. Laut einer Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts von 2022 verfügen lediglich 63 Prozent der Notaufnahmen in Krankenhäusern über eine Klimaanlage und nur 38 Prozent der Patientenräume sind klimatisiert. Selbst Intensivstationen sind teilweise nicht gekühlt. „Die Patientinnen und Patienten liegen buchstäblich im eigenen Saft“, so Johna. „Und sie können der Situation nicht entkommen.“

Auch in den Schulen scheinen die Hitzeschutzpläne mit der Realität nicht kompatibel zu sein. In einer aufwendig umgebauten Schule mit hellen Räumen und großen Fenstern gibt es zwar Außenjalousien, diese müssen aber gemäß den Vorschriften nach dem Unterricht hochgefahren werden und nachts, wenn es bekanntlich kühler wird, darf man nicht lüften. In einer anderen Schule ist Unterricht nach 11 Uhr schlichtweg nicht mehr möglich. So trifft die Liebe zum Paragrafen auf Ideologie, und beides kollidiert mit der bitteren Realität. „Hitzefrei“ bleibt die einzige Lösung.

Beiräte, Beauftragte und „Hitzeschutzpläne“, die Maßnahmen beinhalten, auf die ein durchschnittlicher Drittklässler ohne Hilfe kommen könnte, sind oft nur dazu da, die wirksamste Lösung aus ideologischen Gründen zu vermeiden. Stattdessen werden Lösungen präsentiert, die den Anschein aktiven Handelns im Sinne der Bürger erwecken, in Wirklichkeit jedoch das Problem nicht annähernd lösen. Im Grunde kann eine solche Herangehensweise als eine universelle Strategie für viele Probleme gesehen werden. Denn es geht nicht darum, eine akzeptable oder gar angenehme Realität zu schaffen, in der Menschen gesund und frei leben können. Vielmehr wird versucht, die Menschen davon zu überzeugen, dass eine solche Realität überflüssig ist – solange alle 73 Geschlechter einander lieben, woke und tolerant sind und gemeinsam gegen rechts kämpfen.

Wie wirksam solche Strategien sind, möchte ich an einem fiktiven Beispiel in meinem nächsten Artikel – „Kälteschutzplan: gemeinsam stark gegen Kälte“ – präsentieren, den Sie hier lesen können.

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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Ekaterina Quehl ist gebürtige St. Petersburgerin, russische Jüdin und lebt seit 20 Jahren in Deutschland. Pioniergruß, Schuluniform und Samisdat-Bücher gehörten zu ihrem Leben wie Perestroika und Lebensmittelmarken. Ihre Affinität zur deutschen Sprache hat sie bereits als Schulkind entwickelt. Aus dieser heraus weigert sie sich hartnäckig, zu gendern. Sie arbeitet für reitschuster.de.

Bild: Shutterstock

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