„Wenn man das ganze Elend Russlands in einem Satz zusammenfasst, lautet der: Die Mafia hat in den letzten beiden Jahrzehnten die Macht übernommen in unserem Land“ – was mir der der Mann am Steuer in Moskau erklärt, deckt sich mit meiner Sicht der Lage. Und er hat keine Angst. Später schreibt er mir per Mail, also einsichtbar für die „Behörden“: „Vielleicht nicht alle (die Zahl derjenigen, die durch Putin gehirngewaschen sind, ist leider sehr groß), aber der Löwenanteil der Menschen in Russland ist unzufrieden mit Putins Politik und wünscht sich dass zumindest elementare
(Grund-)Ordnung wieder hergestellt wird.“
Bei jeder Taxifahrt, jeder Begegnung in Moskau habe ich die Menschen nach ihrer Sicht der Lage gefragt – und ich bin mit meinem Akzent klar als westlicher Ausländer zu erkennen. Keiner hatte Angst, seine Meinung zu sagen, und keiner hat sich als Putin-Anhänger zu erkennen gegeben. Der Tenor: Es wird noch dreister gestohlen und korrumpiert als früher, die einfachen Menschen sind die betrogenen, leben immer schlechter. In keinem Fall war auch nur irgend ein Ansatz von Feindseligkeit mir gegenüber zu hören, weil ich aus dem Westen komme. Oft das Gegenteil. Zitat: „Es ist so wichtig für uns, zu hören, dass es auch im Westen Menschen gibt, die das so sehen. Die an die einfachen Menschen und ihre Probleme in Russland denken!“
Ein alter Freund, früher sehr Ukraine-kritisch, hat völlig seine Meinung gewandelt: „Es ist unfassbares Unrecht, was wir der Ukraine angetan haben“.
So ein Stimmungsbild ist natürlich alles andere als repräsentativ. Es ist eine Momentaufnahme. Aber dennoch – es ist ein Hoffnungsschimmer.
Auf Wunsch gerne auch noch weitere Eindrücke aus Moskau demnächst hier – es gab sehr viele….