Ifo-Umfrage: Wettbewerbsfähigkeit deutscher Industrie so schlecht wie noch nie Wirtschaft schlägt Alarm

Von Kai Rebmann

Bis vor einigen Jahren, die Älteren werden sich erinnern, galt die eiserne Faustregel: auf jede Krise folgt eine Phase der Erholung, aus der die Betroffenen in der Regel gestärkt hervorgehen. Für die deutsche Wirtschaft im Allgemeinen und die hiesige Industrie im Speziellen gehört diese Weisheit aber endgültig der Vergangenheit an. Zu tiefliegend sind die strukturellen Probleme, mit denen die einstigen Motoren des längst abgelösten Exportweltmeisters zu kämpfen haben.

Schlüsselindustrien wie der Automobilsektor, der Maschinenbau oder die Chemie befinden sich ein einem chronischen Abschwung, der sie in ein nicht enden wollendes Tal geführt hat. Der Abbau von hunderttausenden Arbeitsplätzen und der damit einhergehende Verlust von Wohlstand sind die unmittelbaren und dauerhaften Folgen dieser Entwicklung.

Laut einer Erhebung des renommierten Ifo-Instituts mit Sitz in München sahen sich im Oktober 36,6 Prozent der deutschen Industriebetriebe in Bezug auf Standortfaktoren gegenüber der Konkurrenz aus Nicht-EU-Ländern benachteiligt. So viele wie noch nie, nachdem es im Juli 2025 noch 24,7 Prozent gewesen waren. Und auch im EU-internen Vergleich ist dieser Wert mit 21,5 Prozent zuletzt auf ein neues Rekordniveau gestiegen.

Klaus Wohlrabe, der verantwortliche Autor dieser Umfrage, sieht die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie an „einem neuen Tiefpunkt“ angekommen. Es steht jedoch zu befürchten, dass es nicht der letzte gewesen ist, denn die strukturellen Probleme in diesem Land seien zwar hinlänglich bekannt, „aber inzwischen unübersehbar“, so der Experte.

Automobil, Maschinenbau und Chemie auf chronischer Talfahrt

In der Automobilindustrie gehen die Umsätze bei deutschen Herstellern und der angeschlossenen Zulieferindustrie seit 2018, dem Beginn der massiven Förderung der E-Technologie, massiv zurück. Von ehemals knapp 850.000 Beschäftigten sind laut statistischem Bundesamt inzwischen nur noch 720.000 übriggeblieben – Tendenz weiter stark fallend. Heute steuert dieser Sektor „nur“ noch ein Viertel (24 Prozent) des gesamten in Deutschland erwirtschafteten Industrieumsatzes bei.

Der Maschinenbau entwickelt sich vom einstigen Rückgrat der deutschen Industrie immer mehr zum Sorgenkind. Das Jahr 2018 markiert hier ebenfalls eine Zäsur, die den bis heute anhaltenden Abstieg einläutete. Auch in diesem Sektor ist China einer der größten Konkurrenten, die Deutschland immer mehr das Wasser abgraben, sprich Umsätze und in der Folge auch Arbeitsplätze. Die NZZ geht in einer hinter der Bezahlschranke geparkten Analyse davon aus, dass im hiesigen Maschinenbau in den vergangenen sieben Jahren deshalb mindestens 70.000 Arbeitsplätze verloren gingen.

Drittes Beispiel dafür, wie Deutschland seinen wichtigsten Schlüsselindustrien ständig weitere Knüppel zwischen die Beine wirft, ist die Chemie. Weltkonzerne wie BASF und Bayer bauen seit Jahren Stellen ab und schließen teilweise ganze Standorte wie in der jüngeren Vergangenheit etwa in Ludwigshafen (BASF) oder Frankfurt (Bayer). Und auch hier sind die Probleme hausgemacht. Der Atomausstieg und die damit verbundene Energiewende, ein stufenweise steigender CO2-Preis und nicht zuletzt ein Bürokratie-Dschungel aus immer neuen Klima- und Umweltauflagen fressen Umsätze und Gewinne deutscher Unternehmen schon lange nicht mehr nur häppchenweise, sondern mit immer größer werdenden Bissen auf.

Gewinner erringen teure Pyrrhussiege auf Kosten der Steuerzahler

Wo es Verlierer gibt, gibt es bekanntlich immer auch Gewinner. Erstere sind fraglos die oben genannten Sektoren und damit die Schlüsselindustrien, die für den über Jahrzehnte gewachsenen Wohlstand in Deutschland maßgeblich verantwortlich sind. Zu letzteren gehören seit einigen Jahren insbesondere die Chip- und Batteriehersteller. Diese weisen ein konstantes Wachstum aus, welches allerdings auf Pump ermöglicht wurde, sprich auf Kosten des Steuerzahlers und zukünftiger Generationen. Die milliardenschweren Subventionen für die E-Mobilität oder Wärmepumpen sind dafür nur ein Beispiel unter unzähligen. Sobald die staatlichen Förderungen zurückgeschraubt oder ganz eingestellt werden, und dafür braucht es keinerlei prophetische Gabe, wird auch dieses Wachstum im Handumdrehen in sich zusammenfallen.

Die Gründe sind vielschichtig und reichen von horrenden Energiekosten über rekordverdächtige Löhne und Abgaben bis hin zu einem wahren Dschungel aus Bürokratie und Regulierungen. Aus der Politik kommen dafür auch heuer wieder nur Scheinlösungen, die den Unternehmen bestenfalls wie alter Wein in neuen Schläuchen schmecken – die wahren Ursachen für die Krise aber nicht einmal ansatzweise lösen können.

Industriestrompreis: Das Problem wird nicht gelöst, sondern nur verlagert – von den Betrieben und Unternehmen auf die Taschen des Steuerzahlers. Die explodierenden und international nicht mehr konkurrenzfähigen Strompreise bleiben der größte Bremsklotz insbesondere für die verarbeitende und/oder stromintensive Industrie.

Löhne und Abgaben: Im Vergleich der westlichen Industrienationen belegt Deutschland insbesondere bei der Steuerlast für Unternehmen einen traurigen Spitzenplatz. Regulierungswahn, Bürokratiemonster und hohe Lohnkosten inklusive politisch gewollter Nebenkosten für den Sozialstaat wirken als Brandbeschleuniger einer seit Jahren anhaltenden strukturellen Krise in der künftig vielleicht nur noch ehemaligen Industrienation Deutschland.

Folgen: Produktivität und Wohlstand sind massiv gefährdet. Und damit auch die Annehmlichkeiten und Sicherheiten eines Sozialstaats, die viele hierzulande inzwischen für eine gottgegebene Selbstverständlichkeit halten. Doch das gesamte System droht zu kippen bzw. ist bereits am Kippen, wie nicht nur die in diesen Tagen neu entfachte Rentendebatte zeigt.

Politischer Machterhalt wichtiger als echte Reformen

Die noch relativ junge Bundesregierung steht einmal mehr vor einem handfesten Koalitionskrach und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bei der Rente vor der Quadratur des Kreises. Erst am Wochenende schwor Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) seine Genossen darauf ein, dass es weitere bzw. nochmalige Änderungen am bereits festgezurrten Rentenpaket nicht mehr geben wird. Zeitgleich bekräftigte die Junge Union bei ihrer Versammlung im Europapark in Rust (Baden-Württemberg) ihr Nein im Bundestag zu eben diesem Kompromiss. Ein gangbarer Ausweg über eine wie auch immer geartete „goldene Brücke“ ohne Gesichtsverlust für mindestens eine Seite scheint damit kaum noch möglich.

Die sozialpolitischen und nicht zuletzt auch gesellschaftlichen Folgen dieser „strukturellen Krise“, die zuletzt auch Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) konstatieren musste, kommen keineswegs überraschend, auch wenn die Politik gerne so tut. Ein auf Solidarität aufgebautes System – sei es nun die Rente, das Bürgergeld, die gesetzliche Krankenversicherung oder sonstige Sozialleistungen – kommt spätestens dann an seine Grenzen, wenn sich die Zahlen der Empfänger und jene der Einzahler beständig in diametral unterschiedliche Richtungen entwickeln.

Fazit: Tatsächlich handelt es sich um ein seit Jahrzehnten bekanntes, aber stets auf die (sehr) lange Bank geschobenes Problem. Gelernt hat die Politik, und hier insbesondere die amtierende Bundesregierung, freilich nichts. Wirtschaftsministerin Reiche wirbt aktuell für eine „Agenda 2030“ und bedient sich dabei klassischer, weil seit Jahren immer wieder aus dem Schrank geholten Floskeln, die Entlastung für Unternehmen bringen sollen – weniger Bürokratie, flexiblere Arbeitszeitmodelle oder Zugeständnisse beim Kündigungsschutz. Wo eine stählerne Axt der Reformen notwendig wäre, sollen einmal mehr auch jetzt wieder homöopathische Korrekturen mit der Nagelfeile erfolgen.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

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