Keine Lust auf Deutschland: Künftige Leistungsträger wenden sich ab Studenten sehen bessere Jobchancen im Ausland

Von Daniel Weinmann

Der Standort Deutschland erodiert, mit fatalen Folgen. „Immer mehr Firmen tragen sich mit dem Gedanken einer Verlagerung oder gar vollständigen Abwanderung ins Ausland, den Schritt in die Selbstständigkeit überlegen sich viele junge Leistungsträger derzeit lieber dreimal“, schrieb mein Kollege Kai Rebmann erst vor wenigen Tagen an dieser Stelle.

Seither häuften sich die Hiobsbotschaften. Zunächst berichtete das „Handelsblatt“ über das sinkende Misstrauen der Investoren in dieses Land. „Bei hohen Kosten, zermürbender Bürokratie und kaputter Infrastruktur überlegen es sich ausländische Unternehmen zweimal, bevor sie einen Euro in Deutschland investieren“, sagte der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, der Wirtschafts- und Finanzzeitung.

Demnach bauen deutsche Unternehmen ihr Geschäft in Nachbarstaaten aus, während die Direktinvestitionen aus dem Ausland seit 2020 kontinuierlich zurückgehen. So gering wie im vergangenen Jahr waren die Zuflüsse seit 2014 nicht mehr. Selbst Finanzminister Christian Lindner mag die bedrohliche Lage nicht schönreden. Die Standortattraktivität sei „in der Vergangenheit vernachlässigt“ worden, sagte der FDP-Chef dem „Handelsblatt“. IW-Chef Hüther geht derweil hart mit der Ampelkoalition ins Gericht: „Die Regierung gibt keine Hoffnung auf Besserung.“

Mentale Gesundheit als Faktor in der Fachkräftedebatte

Weiteres Unheil droht von ganz anderer Seite. Studenten an deutschen Hochschulen – vor allem die von Scholz & Co. als Hoffnungsträger betrachteten Migranten – kehren Deutschland zunehmend den Rücken. Viele Studenten können sich einen Wegzug vorstellen oder bereiten ihn bereits vor. Sie schätzen ihre Jobchancen anderswo besser ein.

Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie des Departments of Labour Economics der Universität Maastricht und des Personaldienstleisters jobvalley, die der „Welt“ vorliegt. Zwischen Oktober und November vergangenen Jahres wurden dafür rund 12.300 Studenten befragt. Der Anteil der Deutschen mit Migrationshintergrund lag bei 24 Prozent.

Mit 18 Prozent beurteilen mehr als ein Sechstel der Umfrageteilnehmer ihre Chancen im Ausland besser als hierzulande. Befragte mit Migrationshintergrund sehen zu 24 Prozent eine bessere berufliche Perspektive im Ausland. Clemens Weitz, Geschäftsführer von jobvalley, sieht vor diesem Hintergrund eine „Bedrohung für den Wirtschaftsstandort Deutschland“.

Mentale Gesundheit als Faktor in der Fachkräftedebatte

Dazu passt, dass 36 Prozent der Befragten die zukünftige wirtschaftliche Perspektive als schlecht oder eher schlecht einschätzen. Die Abwendung der künftigen Bildungselite verwundert wenig. Zum einen bleibt Deutschland aktuellen Prognosen des Internationalen Währungsfonds zufolge mit einem geschätzten Wachstum von nur 0,5 Prozent in diesem Jahr weiterhin das Schlusslicht in der Reihe der stärksten Volkswirtschaften der Welt. Zum anderen lähmen die exzessive Bürokratie, hohe Energiepreise, die fehlende digitale Infrastruktur und – wie erst jüngst eine KPMG-Studie konstatierte – eine klare Linie bei Zukunftsfragen jegliche Motivation.

Angesichts der rasanten Alterung und dem damit verbundenen immensen Fachkräftemangel zieht diese Entwicklung der Bundesrepublik den Boden unter den Füßen weg. Zeichnet sich keine Verbesserung der Standortbedingungen ab, könnte die Abwanderung gut ausgebildeter Arbeitskräfte zukünftig noch ganz andere Dimension erreichen. Der von Wirtschaftsminister Robert Habeck anlässlich des Ende Februar vorgestellten desaströsen Jahreswirtschaftsberichts in Spiel gebrachte „Reformbooster“ wird aller Voraussicht nach sein Ziel verfehlen. Kontraproduktive Booster hatten wir in diesem Land in den vergangenen Jahren bereits genug.

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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: Shutterstock

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