Kein Cash mehr in den Filialen der Deutschen Bank Bargeld unter Beschuss

Von Daniel Weinmann

„In der Zukunft möchte ich kein Bargeld mehr in den Filialen anbieten, denn das Vorhalten von Bargeld verursacht Kosten.“ So lautete die richtungsweisende Botschaft von Lars Stoy, dem Chef der deutschen Privatkundensparte von Deutschlands größter Geschäftsbank, auf einer Investorenkonferenz des Instituts an. „Ich will kein Bargeld in diesen Filialen haben, weil Bargeld leider teuer ist und wir es deshalb unseren Kunden nur in ein paar Zentren anbieten werden“, bekräftigte der Top-Banker.

David
Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Das beschädigte Image der Finanzinstitute erhält damit einen weiteren Stoß. Dorothea Mohn vom Verbraucherzentrale Bundesverband, sprach gegenüber der Deutschen Presseagentur von einem „klaren Rückschritt für Verbraucher“. „Dort, wo es noch Filialen gibt, sollte der Service am Schalter weiter angeboten werden“, forderte die Leiterin des Teams Finanzmarkt. „Eine solche Beschränkung des Bargeldes ist nicht im Interesse von Verbrauchern. Die Politik muss auf solche Entwicklungen reagieren und entsprechend gegensteuern.“ Der leichte Zugang zum Bargeld müsse gesichert sein.

Mehrheit der Bundesbürger wendet sich vom Bargeld ab

Die Deutsche Bank begründet ihren Schritt derweil mit dem veränderten Kundenverhalten. Beim Bezahlen mit Bargeld erkennt sie „einen deutlichen Trend zum bargeldlosen Bezahlen“. Kritische Beobachter sehen darin einen Ansporn für die Bürger, grundsätzlich bargeldlos zu zahlen. Dies würde zugleich den Weg zu einer für 2015 geplanten Einführung digitalen Zentralbankwährung ebnen.

Bereits Anfang nächsten Jahres will die Europäische Kommission einen Gesetzesentwurf zur Einführung des digitalen Euros vorlegen. Die Erprobungsphase der Währung wurde zunächst im Juli 2021 angekündigt und dauert bis zu 24 Monate. Die digitale Version der Gemeinschaftswährung soll die Alternative zum Bargeld werden (Reitschuster.de berichtete).

Die große Mehrheit der Bundesbürger scheint dies zu begrüßen – und wendet sich immer mehr vom Bargeld ab. Das zeigt eine in dieser Woche veröffentlichte repräsentative Umfrage des Digitalverbandes Bitkom. Danach zahlten 93 Prozent der Deutschen im Zeitraum von Januar bis März 2022 mindestens einmal mit Karte, Smartphone oder Smartwatch. Zum Vergleich: Vor einem Jahr lag dieser Anteil noch bei 85 Prozent. Ende 2020 waren es noch 79 Prozent.

Die bargeldlose Gesellschaft mutiert zur totalen Kontrollgesellschaft

In anderen Ländern verläuft die Entwicklung noch deutlich schneller. In Schweden etwa ist der Anteil der Menschen, die mit Bargeld zahlen, in den vergangenen zehn Jahren von 39 auf neun Prozent gesunken. In Norwegen wiederum werden Scheine und Münzen nur noch für vier Prozent aller Transaktionen verwendet. Befeuert wird diese Entwicklung insbesondere von jungen Menschen. Allein im vergangenen Jahr hat sich die Nutzung von Apple Pay bei 18- bis 24-Jährigen Umfragen zufolge mehr als verdoppelt.

Dass der digitale Euro nicht die Anonymität des Bargelds bieten kann, scheint den Fans des virtuellen Geldes entweder gleichgültig oder schlicht nicht bewusst zu sein. Jeder Kauf und jede Überweisung wird gespeichert und kann zurückverfolgt werden. Die bargeldlose Gesellschaft mutiert zur totalen Konsum- und Kontrollgesellschaft, fürchten Kritiker – und verweisen auf China, das das digitale Geld seit Jahren eng mit dem Überwachungsstaat verknüpft.

Beängstigend ist auch die Möglichkeit, die Philippe Martin, einer der einflussreichsten französischen Ökonomen, im Juli vergangenen Jahres gegenüber der „FAZ“ zur Diskussion stellte: „Wenn es den digitalen Euro geben würde, die Bürger also direkt Konten bei der Zentralbank hätten, wäre das einfach: Wird das Geld nicht ausgegeben, verfällt es, beispielsweise nach einem Jahr.“

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: Shutterstock
Text: dw

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