Von Christian Euler
Die geplante Verschärfung des Infektionsschutzgesetzes stößt bei Kinderärzten, Kinder- und Jugendpsychologen, Virologen und Entwicklungspsychologen aus ganz Deutschland auf Widerstand. In einem offenen Brief an Kanzlerin Merkel und die Länderchefs protestieren die Autoren gegen die Pläne für automatische Schul- und Kitaschließungen, die in Kraft treten sollen, wenn bestimmte Inzidenzwerte für eine bestimmte Dauer überschritten werden. „Wir wenden uns ausdrücklich gegen jede Art von automatischen Einschränkungen des Regelbetriebs in Schulen und Kindertagesstätten in Abhängigkeit von Melde-Inzidenzen im Infektionsschutzgesetz“, zitiert die „FAZ“ aus dem Schreiben. Die Initiative sieht die Schließung von Kitas in Berlin sowie von Schulen in Nordrhein-Westfalen „mehr als kritisch“ und zweifelt die „Notwendigkeit und Wirksamkeit“ der Maßnahmen an.
Studien in Berlin, Frankfurt, Rheinland-Pfalz und anderen Bundesländern sowie aus dem Ausland hätten gezeigt, „dass auch bei hoher Verbreitung von Sars-CoV-2 in der Bevölkerung mit den Hygienemaßnahmen, die in Berlin im Einsatz sind, das Ansteckungsrisiko in Schulen und Kitas gering ist.“ Zudem sei der Verlauf möglicher Erkrankungen bei Kindern fast immer mild, und sie steckten kaum ihre Lehrer an.
Starker Anstieg von Depressionen und Suizidgedanken unter Kindern und Jugendlichen
Unverkennbar ist auch die Kritik am hiesigen Impf-Chaos: „Wenn das Impfen aus logistischen Gründen oder aufgrund politischer Entscheidungen nur langsam vorankommt, kann dies nicht bedeuten, dass Kinder noch länger ihr Recht auf Bildung, ihre Entwicklungschancen und ihre Gesundheit zur Disposition stellen müssen.“ Die Autoren halten es für dringend geboten, Schulen und Kitas geöffnet zu lassen, „denn die Solidarität, die wir Kindern bereits seit Monaten abverlangen, geht auf Kosten ihrer Bildungs- und Entwicklungschancen, ihrer psychischen Gesundheit und ihrer körperlichen Unversehrtheit.“
Die Kinder- und Jugendärzte konstatieren nicht nur einen starken Anstieg von Angst- und Schlafstörungen, Depressionen und Suizidgedanken unter Kindern und Jugendlichen, sondern sehen zudem „klare Hinweise, dass die Gewalt in Familien im Lockdown steigt.“
Ob sich die Kanzlerin und ihre Entourage aus den Bundesländern davon erweichen lässt, bleibt stark zu bezweifeln. Noch scheint dort nicht angekommen zu sein, dass im Zuge der ausufernden Testzwänge die allein maßgeblichen Inzidenz-Zahlen zwangsläufig steigen – die nicht mit zählbaren Anstiegen bei den tatsächlich Kranken einhergehen.
Bild: Shutterstock
Text: ce
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