Von Kai Rebmann
Die Deutsche Bahn (DB) kann als Synonym für die Zustände in diesem Land verwendet werden. Wiederholt mussten wir in der Vergangenheit die teilweise unhaltbaren Zustände in Zügen und auf Bahnhöfen oder auch in den Chefetagen anprangern. Doch die vielleicht verheerendste Kritik an dem Konzern kommt jetzt ausgerechnet tief aus den eigenen Reihen.
Ein namentlich nicht genanntes Mitglied des Aufsichtsrats spricht von einem jahrzehntelang vernachlässigten Streckennetz, „Riesenproblemen“ bei der Einsatzplanung der Züge und „katastrophalen“ Folgen für die Kunden. Sogar von „Kontrollverlust“ ist die Rede, wenn der Insider in einem „SZ“-Bericht hinter der Bezahlschranke über seinen Brötchengeber auspackt.
Die fast schon legendären Verspätungen sind demnach nicht einfach nur gottgegebenes Schicksal, sondern geradezu logisch, ja zwingend: „Fahrpläne werden nicht mehr gerechnet, sondern nur noch geschätzt“, wie der ranghohe Mitarbeiter verrät. Das habe unter anderem dazu geführt, dass die tatsächlichen Fahrpläne allein in diesem Jahr schon „zwischen zwei und drei Millionen Mal“ geändert bzw. angepasst werden mussten.
Jahrzehntelanger Sanierungsstau
Hinzu kommt ein vollkommen marodes Schienennetz, dessen Instandsetzung noch mindestens zwei Jahre dauern soll. Erst dann sei, so jedenfalls das diesbezügliche Versprechen der DB, mit einem pünktlichen Zugverkehr zu rechnen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt…
Aktuelles Beispiel für die, im wahrsten Sinne des Wortes, „Baustelle Bahn“, sind die Arbeiten an der bundesweit wichtigsten Strecke zwischen Hamburg und Berlin. Seit diesem Wochenende und bis 14. Dezember 2024 müsse die Trasse „in verschiedenen Teilabschnitten für den Zugverkehr gesperrt werden“, wie die DB informiert. Unter anderem würden auf der Strecke 74 Kilometer Gleise und 100 Weichen erneuert.
Doch auch dort, wo die Züge noch rollen, sind Verspätungen quasi vorprogrammiert. Um wenigstens noch die Sicherheit der Fahrgäste garantieren zu können, würden immer mehr „Langsamfahrstellen“ eingerichtet, so der Aufsichtsrat, damit es wegen der Mängel an Gleisen, Weichen oder Brücken nicht auch noch zu Unfällen komme.
Auswirkungen auf internationalen Zugverkehr
Zum echten „Lotteriespiel“ (O-Ton) werden Reisen mit der Deutschen Bahn, wenn diese aus einer Verbindung mit einem oder mehreren Umstiegen besteht. Deshalb leiste sich der chronisch klamme Konzern eine ganze Flotte an nicht selten veralteten Zügen „in Reserve“, die an verschiedenen Bahnhöfen und Depots stationiert sind. Diese kommen immer dann zum Einsatz, sobald absehbar ist, dass Passagiere eines verspäteten Zugs einen wichtigen Anschluss nicht mehr erreichen werden. Auf Dauer sei diese Notlösung jedoch nicht nur teuer, sondern schlicht „unbezahlbar“, so der Insider.
Wie schlimm es um den Ruf der Deutschen Bahn insbesondere im Ausland inzwischen bestellt ist, zeigt das Beispiel der Schweiz. Auch die SBB der Eidgenossen traut dem vermeintlich großen Bruder aus dem Norden nicht (mehr) so recht über den Weg. Bei grenzüberschreitenden Verbindungen, etwa aus Deutschland nach Zürich, stellen die Schweizer in Basel immer einen Ersatzzug parat, um ihn gegebenenfalls trotz einer etwaigen Verspätung des ICE trotzdem noch pünktlich auf die Reise schicken zu können.
Verständlich, denn wer will sich die eigenen Fahrpläne schon von „Schätzungen“ ruinieren lassen, die andernorts offenbar mehr schlecht als recht aufgehen?
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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