Bundesregierung verweigert klare Auskunft zu PostVac-Daten Keine Zahlen, keine Daten: AfD kritisiert Lauterbach scharf

Von Kai Rebmann

Die AfD veranstaltet am kommenden Wochenende ihr 3. Corona-Symposium im Bundestag. Aus diesem Anlass hat sich die Fraktion unter Federführung von Martin Sichert mit einer Kleinen Anfrage bezüglich der Versorgungslage von PostVac- und Long-Covid-Patienten in Deutschland an das Bundesgesundheitsministerium gewandt. Die Antwort aus dem Haus von Karl Lauterbach (SPD), die reitschuster.de exklusiv vorliegt, fällt dabei mehr als ernüchternd aus.

Denn: Auch knapp fünf Jahre nach Beginn der sogenannten Corona-Pandemie verfügt die Bundesregierung offenbar über keinerlei relevante Daten, weder über PostVac noch über Long-Covid. Vielmehr lautet der allgemeine Tenor der Antwort: Keine Zahlen, keine Daten – kann aber alles trotzdem nicht so schlimm sein.

So wollte die AfD zum Beispiel in mehreren Fragen wissen, wie viele Long-Covid-Patienten hierzulande stationär oder ambulant behandelt wurden oder werden und wie viele davon Reha-Maßnahmen in Anspruch nahmen oder nehmen. Immer wieder lautete die Antwort: „Zu den Angaben in der angefragten Form liegen der Bundesregierung keine Daten vor. Darüber hinaus wird auf die Vorbemerkung der Bundesregierung verwiesen.“

Lauterbach fährt in der Long-Covid-Einbahnstraße

Wohlgemerkt, wir schreiben den Herbst 2024. Und die Datenwüste rund um Long-Covid und PostVac in Deutschland ist keinesfalls neu. Bereits im September 2022, also vor gut zwei Jahren, hatte sich die AfD schon einmal mit einer ganz ähnlichen Anfrage an die Bundesregierung gewandt. Auch damals lautete die Antwort sinngemäß: keine Daten vorhanden!

Ein Jahr später, im Oktober 2023, ließ der Bundesvorstand der AOK hierzu verlauten: „In Deutschland besteht eine große Diskrepanz zwischen Forschungsanspruch und gelebter Wirklichkeit. In der Pandemie wurden zwar wichtige Erkenntnisse bei der Grundlagenforschung gewonnen. Gleichzeitig ist zu bemängeln, in welch geringem Maße Gesundheitsdaten gesammelt und systematisch ausgewertet wurden. Deutschland tut sich sehr schwer mit Nutzung der digitalen Möglichkeiten. Das Land war während der Pandemie vielfach abhängig von Forschungsergebnissen insbesondere aus Ländern wie Israel, Großbritannien und Dänemark.“

Auffällig: Schon in der Vorbemerkung ihrer Antwort auf die AfD-Anfrage spricht die Bundesregierung ausschließlich von „Long Covid“. Begriffe wie „PostVac“ oder „Impfnebenwirkungen“ werden in dem Text aus dem Lauterbach-Ministerium augenscheinlich ganz bewusst vermieden. Nur Zufall?

Wohl kaum! Denn schon bei einem von Lauterbach initiierten sogenannten „Runden Tisch“ zu eben diesem Themenkomplex waren ausdrücklich nur Long-Covid-Patienten erwünscht, während Bürger, die unter dem PostVac-Syndrom leiden, wieder nach Hause geschickt wurden. Und das, obwohl sich die Symptome in beiden Fällen nahezu gleichen – oder zumindest sehr ähneln – und eine exakte Diagnose selbst für Fachärzte oft schwierig bis unmöglich ist.

AfD spricht von ‚bestürzender Ignoranz‘ bei Impfnebenwirkungen

Auch jetzt wollen Karl Lauterbach und die Bundesregierung weiter so tun, als gebe es PostVac und die damit in Verbindung stehenden Impfnebenwirkungen überhaupt nicht. Als es in der AfD-Anfrage unter anderem um Kenntnisse zu spezifischen Diagnoseverfahren ging, antwortete das Gesundheitsministerium:

„Der Begriff ‚Post-Vac‘ stellt keine medizinisch definierte Bezeichnung einer Erkrankung dar und unterliegt keiner eindeutigen medizinischen Falldefinition. Eine medizinische Differenzierung zu den Erkrankungsbildern des Long- bzw. Post-Covid-Syndroms, welche durch eine vorläufige Falldefinition der WHO definiert sind, ist daher nicht möglich.“

Martin Sichert (AfD) wirft der Bundesregierung deshalb eine „bestürzende Ignoranz“ vor: „Diese realitätsferne Einschätzung degradiert die Betroffenen zu einer Randerscheinung, da – aus Sicht von Minister Lauterbach – nicht sein kann, was nicht sein darf. Patienten, die eine dringend notwendige Behandlung benötigen, werden wie Menschen zweiter Klasse behandelt.“

Darüber hinaus wirft die AfD der Regierung vor, Fördergelder für Forschung in diesem Bereich massiv von 100 Millionen auf 40 Millionen Euro gekürzt zu haben und wertet dies als klares Indiz dafür, „dass Minister Lauterbach das Thema Spätfolgen und Behandlung von Long-Covid und PostVac am liebsten von der politischen Agenda streichen würde“.

Sichert beklagt außerdem: „Anstatt die notwendige Forschung zu unterstützen, werden die Symptome häufig unter den Tisch gekehrt und bagatellisiert; besonders gravierend ist dies bei der Behandlung von Impfnebenwirkungen, die laut Antwort der Bundesregierung immer noch ‚keine medizinisch definierte Bezeichnung einer Erkrankung darstellen und keiner eindeutigen medizinischen Falldefinition unterliegen.‘“

Hier finden Sie die Antwort  auf die AfD-Anfrage.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

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