Von Daniel Weinmann
Selbst Krankenhäuser sind zunehmend von gewaltsamen Angriffen betroffen. Ende September randalierte eine Einwanderer-Familie in einer Klinik in Essen. Nach dem Tod eines 86-jährigen Clan-Mitglieds kam es seitens dessen Angehöriger zu einem gewaltsamen Angriff auf das behandelnde medizinische Personal. Sechs Menschen wurden bei dem Vorfall verletzt, einige davon schwer. Damit zählt der Vorfall zu den heftigsten Übergriffen auf Klinikpersonal in der deutschen Geschichte.
Allein in Nordrhein-Westfalen zählte die Polizei im vergangenen Jahr 1705 Übergriffe. Die tatsächliche Zahl liegt vermutlich deutlich höher, da nicht alle Gewalttaten gemeldet werden. Grund genug für das Präventionsnetzwerk „Sicher im Dienst“, Anfang Oktober in Zusammenarbeit mit der Krankenhausgesellschaft NRW einen 50 Seiten umfassenden Leitfaden mit Sicherheitsempfehlungen für Beschäftigte in Kliniken zu präsentieren. „Die Kümmerer unserer Gesellschaft sollten sich sicher fühlen und sicher sein“, erklärte Innenminister Herbert Reul.
Um die Gefährdung genau dieser „Kümmerer“ durch Gewalttäter geht es in einem kürzlich von der „Tagesschau“ verbreiteten Video. Das ARD-Nachrichtenformat berichtet über das Klinikum Leverkusen, das bereits seit rund zwei Jahren ein Gewaltschutztraining anbietet. Künftig sollen dort auf sämtliche Mitarbeiter ausgeweitet werden, was bislang schwerpunktmäßig auf das Personal in der Notaufnahme zugeschnitten war. Auch der Umgang mit Messern ist Teil des Lehrgangs. Einen Messerangreifer zu entwaffnen sei gefährlich und nahezu aussichtslos, gibt Schulungsleiter Marc Busche in dem Video (s.u.) zu bedenken. Der Chefarzt für plastische Chirurgie ist seit mehr als 30 Jahren als Kampfsportler aktiv.
»Bitte niemals diesen Quatsch im Video umsetzen«
Die erste Regel laute immer: „Wenn ich kann, laufe ich weg.“ Sollte das nicht möglich sein, rät der Mediziner Hilfsgegenstände wie einen Besenstil, einen Stuhl oder auch Kleidungsstücke zu nutzen. Als weitere Handlungsoption empfiehlt er in vollem Ersnt, mit Münzen oder anderen Gegenständen nach den Messerangreifern zu werfen.
Geht es nach dem stellvertretenden Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Manuel Ostermann, gefährdet die ARD damit die Gesundheit ihrer Gebührenzahler. Der 34 Jahre alte Bundespolizist hält die Schulungstipps für „lebensgefährlichen Unfug“. „Es ist so vielsagend und widerwärtig, dass in unseren Krankenhäusern derartige Schulungen überhaupt notwendig sind“, klagt er in einem Post auf „X“ – und insistiert: „BITTE niemals diesen Quatsch im Video umsetzen.“
Ich möchte diesen lebensgefährlichen Unfug nicht so stehen lassen.
Ich verspreche Ihnen, Sie wären jetzt Tot!
1: es ist so vielsagend und widerwärtig, dass in unseren Krankenhäusern derartige Schulungen überhaupt notwendig sind.
2: das Engagement des Arztes ist ehrenwert.
3:… pic.twitter.com/qlaeHo8DJy— Manuel Ostermann (@M_Ostermann) October 8, 2024
Das Engagement von Chefarzt Busche sei zwar ehrenwert, doch selbst absolute Vollprofis könnten einen Angriff nur „eventuell“ abwehren. Ein Messerangriff unter sieben Metern sei nicht zu verteidigen. „Es bedarf hier dringend Aufklärung“, so Ostermann, der ein eigenes Video zur Selbstverteidigung ankündigt. In einem weiteren Post redet er Tacheles: „Für „Laien“ darf Selbstverteidigung in dieser speziellen Situation kein Ziel sein, sondern der Freikampf zum Zwecke der Flucht.“
„Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd“
sagt ein altes chinesisches Sprichwort. Bei uns ist es wohl eher ein guter Anwalt – und der kostet Geld. Augsburgs CSU-Oberbürgermeisterin Eva Weber hat mich gerade angezeigt, weil ich es gewagt habe, ihre Amtsführung zu kritisieren. Es geht um mehr als nur diesen Fall. Es geht um das Recht, Kritik an den Mächtigen zu üben, ohne kriminalisiert zu werden. Helfen Sie mir, dieses wichtige Recht zu verteidigen! Jeder Beitrag – ob groß oder klein – macht einen Unterschied. Zusammen können wir dafür sorgen, dass unabhängiger Journalismus stark bleibt und nicht verstummt. Unterstützen Sie meine Arbeit:
1000 Dank!
Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre:
Über diesen LinkAlternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71 oder BE43 9672 1582 8501
BITCOIN-Empfängerschlüssel auf Anfrage
Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.
Meine neuesten Videos und Livestreams
Der Putsch gegen demokratische Prinzipien (und die AfD) im Thüringer Landtag – für Sie dechiffriert
Manipulationen zahlen sich aus: SPD wächst in Brandenburg stark. CDU sichert Weiterbestand der Ampel
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
Bild: Screenshot Video X