Traurige Nachricht zum Fest: Heim setzt 70 Rentner auf die Straße Verzweifelte Bewohnerin meint, vielleicht müsse sie jetzt „unter die Erde“

Man bringt es kaum übers Herz, diese traurige Geschichte zu erzählen. Weil sie so herzzerreißend ist. Umso mehr so kurz vor Weihnachten. Ausgerechnet vor dem Fest hat die Leitung eines Pflegeheims im Berliner Bezirk Grunewald den 70 Bewohnern mitgeteilt, dass sie Ende Februar vor die Tür gesetzt werden. Wo sie dann unterkommen, ist unklar.

Einen alten Baum verpflanzt man nicht, besagt ein altes Sprichwort. Und wenn ich mir die alten Menschen in meiner Familie und meinem Bekanntenkreis ansehe, kann ich das nur bestätigen.

Umso grausamer ist, was diesen 70 Menschen im Elsbeth-Seidel-Haus in der Hauptstadt nun bevorsteht. Menschen wie die 89-jährige Inge, die jetzt nicht weiß, wo sie in drei Monaten leben wird. „Ich habe durch die anderen Bewohner erfahren, dass hier Schluss sein soll. Es ist nicht schön, ich fühlte mich hier zu Hause. Es ist eine Schweinerei, dass das so kurzfristig passiert“, klagt die Seniorin laut „Bild“.

Der Grund für die Schließung „ist so gar nicht weihnachtlich“, wie es in dem Bericht heißt. „Die beiden Heime seien nicht mehr wirtschaftlich rentabel, die Instandhaltungskosten seien höher als die Einnahmen“.

Ein Mitarbeiter klagte dagegen laut dem Bericht, die beiden Heime bröckelten seit Jahren vor sich hin: „Mir ist aufgefallen, dass es nach Todesfällen viele leer stehende Zimmer gibt. Als Grund wurde jedoch immer Personalmangel genannt“, berichtet er.

Schon im Jahr 2000 wurden Senioren von der gleichen Stiftung nach dem gleichen Muster auf die Straße gesetzt. Auch damals klagten Bewohner, dass leer stehende Wohnungen seit Jahren nicht mehr weitervermietet würden, „Die Elsbeth-Seidel-Stiftung nimmt den sozialen Tod der Bewohner hin“, sagte damals Helga Frisch, ehemalige Gemeindepfarrerin der Grunewaldkirche.

Die offizielle Begründung des Personalmangels ist aber auch aus einem anderen Grund brisant. Weil in unserem Land  5.489.910 Menschen Bürgergeld beziehen – also fast 5,5 Millionen (Stand: Juni 2023). Das sind 6,5 Prozent der Einwohner. Babys und Greise mitgerechnet.

Auf der Internet-Seite des Elsbeth-Seidel-Hauses steht unter der Rubrik „Was uns wichtig ist“ Folgendes: „Eine ‚gute‘ Pflege und Betreuung ist eine ethische Pflege und Betreuung“. Und: „Wenn wir hilfebedürftige, alte Menschen sehen und verstehen, hören und ihnen antworten, dann handeln wir ethisch und mit Gefühl, mit Sorge und Liebe.“

Die Anführungszeichen um das Wort „gute“ wirken angesichts der neuen Nachrichten makaber.

Ebenso wie die Tatsache, dass Heuchelei heute zum guten Ton zu gehören scheint in Deutschland.

Auch für die Mitarbeiter der Heime ist die Schließung ein massiver Einschnitt: Sie verlieren ihren Job. Die bittere Vermutung beim Personal laut „Bild“: Die Schließung war längst geplant. Die Einrichtungsleitung wollte sich auf Nachfrage nicht äußern.

Ob es lukrative Pläne für eine anderweitige Verwendung der Häuser gibt, ist ebenfalls nicht bekannt. Es ist aber ein Gedanke, der einem sofort in den Sinn kommt, angesichts des akuten Mangels an Unterbringungsmöglichkeiten und Wohnraum.

Aber es kommt noch dicker. „Die Angehörigen der Senioren müssen nun neue Heimplätze für ihre Liebsten finden“, wie es in dem Bericht heißt: „Doch die Aufgabe wird aktuell sogar noch erschwert, da wichtige Unterlagen fehlen, die nur die Heimleitung aushändigen kann. ‚Die ist aber seit Tagen für uns nicht erreichbar‘, berichtet eine Angehörige.“

Die eingangs zitierte 89-jährige Inge ist ratlos. Denn sie weiß nicht, wo sie hin soll. „Vielleicht unter die Erde“, sagt sie mit einem tapferen Lächeln der „Bild“.  Ein Weihnachtswunder wird es für sie wohl nicht geben.

Leider ist der Fall keine Ausnahme. „Schließung statt Sanierung – diese Entscheidung führte in der Vergangenheit auch in anderen Bezirken zum Aus von Pflegeeinrichtungen“, wie die „Bild“ schreibt: „Erst im August musste ein Neuköllner Pflegeheim des Diakoniewerks Simeon schließen, weil kein Geld für die Sanierung da war. Das Haus wurde verkauft und soll nach der Sanierung für 300 Flüchtlinge zur Verfügung stehen.“

In der Müllerstraße in Berlin-Wedding sind im März in das frühere Pflegeheim der Johannisstift-Diakonie 294 Flüchtlinge gezogen (siehe meinen Bericht „Kirchenstift schmeißt 110 Senioren aus Heim, dafür kommen Flüchtlinge“ vom Februar). Laut Bezirksamt und des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) gibt es solche Pläne für das Heim im Grunewald, aus dem jetzt die Senioren ausziehen müssen, nicht, schreibt die „Bild“.

Ob es dabei auch wirklich bleibt, sei dahingestellt. Für die Senioren wird es auch kaum einen Unterschied machen.

Doch anders als viele Minderheiten oder auch Asylbewerber haben alte Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, um dieses Land wieder aufzubauen, so gut wie keine Lobby. Parteien wie die SPD, die sich eigentlich früher traditionell um sozial Schwache kümmerten, haben sich ganz ihrem neuen, woken Publikum verschrieben. Und auch von Berlins CDU-Bürgermeister Kai Wegner ist in der Sache nichts zu hören.

Ich frage mich, mit welchen Gefühlen diese alten Menschen in diesem Jahr Weihnachten feiern müssen. Wobei „feiern“ wohl leider, leider das falsche Wort ist. Keine Sorgen mache ich mir dagegen um die Verantwortlichen für die Vertreibung dieser alten Menschen. Wer so eine Kündigung kurz vor Weihnachten ausspricht, der ist, so fürchte ich, aus einem Holz geschnitzt, das einem bei so einer Entscheidung das Fest nicht vermasselt. Ich würde mich nicht wundern, wenn die Verantwortlichen am Ende gar noch auf einen finanziellen Gewinn und/oder Karrierevorteile hoffen.

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