Polizisten seien nicht zu gebrauchen und müssten alle auf die Müllhalde – das ist die Quintessenz eines Artikels, den Hengameh Yaghoobifarah am 15.6.2020 in der taz veröffentlicht hat. Unter dem Titel „All cops are berufsunfähig” forderte sie darin die Abschaffung der Polizei. Der Beitrag sorgte für viel Unmut bei der Polizei. In den Medien wiederum war die Reaktion eher verhalten. Dort gab es erst Aufregung, als Bundesinnenminister Horst Seehofer ankündigte, Anzeige gegen die Autorin erstatten zu wollen. So heftig war der Aufschrei von Links, dass der frühere CSU-Chef von seinem Plan abließ – nachdem ihn vorher die Bundeskanzlerin zum „Gespräch“ vorgeladen hatte. Und auch der Deutsche Presserat wies eine Beschwerde gegen den Beitrag zurück.
Hengameh Yaghoobifarah, die von der taz als „Mitarbeiter_in“ vorgestellt wird, hat schon öfter mit extremen linken Positionen für Aufruhr gesorgt. So forderte sie unter anderem: „Deutsche, schafft Euch ab! Umso mehr war ein Leser meiner Seite überrascht, als er die in seinen Augen linksradikale Autorin jetzt als Schönheitsikone in dem bekanntesten Aushängeschild des Kapitalismus in Berlin entdeckte: Im „Kaufhaus des Westens“, kurz KaDeWe, im Herzen des alten Westberlin. Yaghoobifarah, die höflich ausgedrückt weit vom hierzulande üblichen Schönheitsideal entfernt ist, schmückt dort ein ganzes Schaufenster. Vor ihr eine Modepuppe, sie selbst mit verträumtem Blick.
Unter anderem modelt die scharfe Kapitalismus-Kritikerin in einem Ledermantel des italienischen Modeherstellers Marni für fast 4.000 Euro. Die Bilder sind offenbar Teil einer Kampagne des Kaufhauses, die unter anderem unter dem Motto „Diversität“ steht und ein wenig an Polit-Instruktion im Sozialismus erinnert, nur in modernem, schicken, kapitalistischem Gewand (Details hier). Yaghoobifarah sagt darin: „Luxus ist geil, solange alle Luxus haben können“.
Als Zitat von Yaghoobifarah und Motto steht auf dem Schaufenster: „Alles allen!“ Ein kommunistischer, antikapitalistischer Spruch im Schaufenster des bekanntesten Konsumtempels Deutschland. Man stelle sich einmal umgekehrt vor, so würde jemand in Szene gesetzt, der genauso radikale Sprüche wie Yaghoobifarah gegenüber anderen Gruppen der Bevölkerung geäußert hätte – etwa gegeüber Ausländern. Was sollen nach Ansicht der KaDeWe-Verantwortlichen die Polizisten unter ihren Kunden denken? Wenn sie im Schaufenster jemanden gefeiert sehen, der sie auf den Müll wünscht? Oder geht das KaDeWe davon aus, dass Polizisten mit ihren Gehältern ohnehin nicht in einem so teuren Geschäft einkaufen können?
Bild: Reitschuster/Screenshot KaDeWe
Text: br