Wie die Wirtschaft die Medien manipuliert bzw. instrumentalisiert, wenn es um Russland und Gas geht: „Eine klare Mehrheit der Deutschen findet Berlins Protest gegen einseitige Russland-Sanktionen der Vereinigten Staaten richtig und unterstellt der US-Politik egoistische Motive“ – titelt Spiegel Online. Unter Berufung auf eine Umfrage, die Wintershall in Auftrag gegeben hat – ein sehr eng mit Gasprom verwandeltes Unternehmen. Dabei war die gestellte Frage suggestiv – Hütchenspielerei auf höchstem Niveau. Kein Wort, dass hier deutsche Kumpanei mit einem aggressiven Autokraten auf Lasten der Osteuropäer und der europäischen Energiesicherheit betrieben wird (Details und Hintergrund unten).
Diese Frage wurde in der Umfrage gestellt: „Die USA wollen die Wirtschaftssanktionen gegen Russland so erweitern, dass künftig auch Unternehmen aus Deutschland und anderen europäischen Staaten auf dem amerikanischen Markt Strafen drohen, wenn sie sich an Erdgasprojekten mit Russland beteiligen oder sie finanzieren. Finden Sie das richtig oder nicht richtig, dass die USA die Sanktionen auf diese Weise erweitern? „
Völlig verschwiegen wird dabei, dass es sich im Wesentlichen um die Ostseepipeline handelt, dass diese nach Meinung vieler Experten die Energie-Abhängigkeit von Europas massiv erhöht, dass sie die Osteuropäer massiv vor den Kopf stößt und de facto die Ukraine einer ihrer wesentlichen Existenzgrundlagen beraubt – des Transits von Gas nach Europa.
Ralf Fuecks hat dazu einen exzellenten Text hier auf fb geschrieben:
„Man muss sich diese Geschichte vor Augen führen, um das Geschrei des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft über die verschärften US-Sanktionen gegen Russland als das zu erkennen, was es ist: pure Heuchelei. Man wirft den Amerikanern vor, dass sie ihr Gas in den europäischen Markt drücken wollen und verteidigt die einträgliche Kumpanei zwischen der deutschen und der russischen Petro-Oligarchie. Der Gipfel der Demagogie ist erreicht, wenn „North Stream II“ als Beitrag zur europäischen Energieunabhängigkeit verkauft wird. Das Gegenteil ist der Fall. Das Projekt bindet die europäische Gasversorgung noch tiefer an Russland, statt sie zu diversifizieren. Und es umgeht bewusst die Ukraine und Polen als Transitländer. Das beschert ihnen nicht nur wirtschaftliche Verluste, sondern macht sie leichter erpressbar. Makaber, dass ein Gutteil der deutschen Medien diese Farce mitspielt und von einem „US-Wirtschaftskrieg“ gegen Europa schwadroniert. Der Geschäftsführer des Ostausschusses forderte schon „Gegensanktionen“ gegen die USA. Wer immer der Wahnidee frönt, Deutschland und Europa sollten sich mit Russland zusammentun, um eine gemeinsame Front gegen die ungeliebten Amerikaner zu bilden, sollte sich mal in einer ruhigen Stunde die nüchternen Zahlen über das Volumen des wirtschaftlichen Austauschs zwischen Europa und den USA und mit Russland ansehen – ganz zu schweigen von den politischen Implikationen dieser eurasischen Phantasien. Der Traum von einer Neuauflage der Achse Berlin-Moskau ist das alte Antiwestlertum in neuem Gewand. Für unsere Nachbarn in Mittel-Osteuropa bedeutet das nichts Gutes.