Markus Kralls energischer Austritt: Die WerteUnion vor der Identitätskrise "Wer von Euch würde seine Ex als Premiumpartnerin einordnen?“

Ein Gastbeitrag von Naomi Seibt

Die jüngste Erklärung von Markus Krall über seinen Austritt aus der WerteUnion hat eine Welle der Diskussionen und Spekulationen über die internen Konflikte und die Zukunft der Partei ausgelöst. In einem ausführlichen Schreiben auf X enthüllt Krall sieben Gründe, die zu seinem drastischen Schritt geführt haben. Inzwischen hat er bekannt gegeben, dass er in den kommenden Wochen entscheiden wird, wie er seinen Weg fortsetzen will. Bis dahin fokussiert er sich auf seine Tätigkeiten in der ATLAS Initiative.

Von Anfang an erhob sich die WerteUnion als ein brisantes Thema, da sie womöglich eine Konkurrenz zur AfD darstellt, damit aber nur politische Spaltung auf der bereits oppositionellen Seite begünstigen würde, während die Altparteien unantastbar bleiben.

Wer also sollte die Zielgruppe der WerteUnion sein? Die Enthüllungen der Parteipläne im Zusammenhang mit Kralls Austritt bringen mehr Licht ins Dunkel – und erklären unter anderem, woran die Zusammenarbeit scheiterte:

Wenn es der WerteUnion darum geht, der CDU kritische Wähler abzugewinnen, die mehr oder weniger notgedrungen der CDU treu bleiben, weil sie keine Alternative in der AfD sehen, dann ist die offene Wertschätzung der ursprünglichen Werte der CDU strategisch nachvollziehbar. Auf diese Weise erhebt sich die WerteUnion jedoch nur als eine CDU mit neuen Gesichtern und alten Werten; kein reformativer Neuansatz. Dieses Format der WerteUnion steht der AfD skeptisch gegenüber und äußert Missbilligung zu einer theoretischen Regierung unter der AfD.

Das ist der Ansatz, den Maaßen gewählt hat, als er die CDU als „Premiumpartner“ bezeichnete und darüber hinaus vor einer AfD-Regierung warnte.

Markus Krall verfasste prompt einen Post ohne Kontext auf x (ehemals Twitter), der für alle aufmerksamen Beobachter eine glasklare Nachricht beinhaltete. Die Ruhe vor dem Sturm:

Damit riss er eine Wunde auf. Gleichzeitig machte er deutlich, dass die WerteUnion nicht den gleichen Ansatz der CDU kopieren dürfe, da sonst keine Besserung im Ergebnis zu erwarten sei. Hat die WerteUnion nicht den Mut zur Abgrenzung, ist sie nicht mehr als eine Art „CDU light“.

Kralls Plan war nicht das Erschaffen einer CDU light, sondern einer Art unblefleckter neuen Form der Alternative mit mehr rechtsliberalen und libertären als rechtskonservativen Werten.

Dabei war es ihm wichtig, programmatisch konsequent, klar und deutlich, und vor allem mutig zu sein. Einer seiner Hauptkritikpunkte gegen die Entwicklung der WerteUnion betrifft die Uneindeutigkeit und Ambivalenz des Parteiprogramms. Krall bemängelt, dass die Partei einerseits eine breite Basis ansprechen möchte, andererseits aber konkreten programmatischen Positionen aus dem Weg geht. Von Anfang an hatte er klargestellt, dass die WerteUnion einen neuen Schritt zu einer Politikwende wagen müsse.

Maaßen war zu diesem Schritt nicht bereit. Krall erkannte nach Maaßens Äußerungen, dass die WerteUnion unter ihm keinen neuen Weg abseits der CDU gehen könnte. In seinem ausführlichen Statement auf X zu seinem Austritt betonte er:

„Da fragt man sich, wozu sich die WU hätte abspalten sollen, wenn noch die Aussicht besteht, dass die CDU zu ihren Wurzeln zurückkehrt.“

Die WerteUnion sollte außerdem nicht zu einer feindseligen Konkurrenz der AfD werden. Dieses Bild hat Maaßen nun aber vermittelt. Dort mussten sich Maaßens und Kralls Wege trennen.

Sich von dem rechten Flügel der AfD abzugrenzen, der von den Medien seit Jahren zerrissen wird, mag eine kluge Maßnahme sein, um Gegenwind im Zaum zu halten. Blicken wir jedoch nüchtern der Tatsache ins Auge, dass der mediale Mainstream sich seine Feindbilder immer an den Haaren herbeiziehen wird. Jede Form des Appeasements ist nicht nur zwecklos, sondern ein Opfer der Integrität vor der Wählerschaft.

Das wirft also die Frage auf, weshalb Krall nicht gleich der AfD beigetreten sei. In einem Interview auf Youtube zu seinem Austritt stellt er klar:

„Es ist ja so, dass ich auch oft gefragt worden bin, warum gehe ich nicht in die AFD? Die Antwort war relativ simpel: Die AfD hat einen relativ starken Flügel, der zwar allgemein als rechts kritisiert wird, aber das ist NICHT das, was ich kritisiere. Ich kritisiere seine Staatsgläubigkeit. Dieses Schlagwort Sozialpatriotismus kollidiert komplett mit meinem Staatsskeptizismus.”

Es kursieren unter Kritikern auch Spekulationen, Krall habe sich zu sehr zum Alphatier der WerteUnion aufbäumen und Posten einnehmen wollen, die ihm als recht neues Mitglied nicht zustehen sollten. Tatsächlich stellt sich aber heraus, dass das Gegenteil der Fall war:

„Es war auch ein ganz klares Verständnis, dass ich zwar auf alle Ämter verzichte, aber dass ich mich beim Thema Programmatik im Wirtschaftsteil entsprechend einbringen kann und dass da die Federführung ganz klar bei mir liegt. Dass Änderungen an dem sehr liberalen Wirtschaftsprogramm, das mir vorschwebt, zwar möglich sind, aber dass sie dem Argument folgen müssen. […]. Wenn es unterschiedliche Ansichten gibt über einzelne Punkte, dass wir es so lange ausdiskutieren mit Fakten, Daten, Argumenten, bis man einfach sagen kann, man beugt sich den starken Argumenten.“

Als ultimativen Grund für seinen Austritt nennt Krall auf X den „Grund Nr. 7: Menschlicher Anstand“. Die Schilderungen seiner persönlichen Zweifel und negativen Erfahrungen innerhalb der WerteUnion, die er unter anderem in Grund Nr. 3 durchblicken lässt, waren wahrscheinlich nur ein respektvoller Zusammenschnitt missgünstiger Intrigen gegen ihn durch seine Parteikollegen. Krall spricht von einem Mangel an Wertschätzung besonders ihm gegenüber, da jegliche Kommunikation zeitweise eingestellt wurde. Diese Missachtung erschütterten sein Vertrauen in die Führung, aber er sah sich gezwungen, in der Öffentlichkeit gute Miene zum bösen Spiel zu bewahren.

„Man hat eine Reihe von Entscheidungen getroffen, die [meine Beteiligung am Parteiprogramm] verhindert haben. Die erste war, mich nicht einzuladen zu der Parteigründung am Samstag auf dem Schiff da bei Bonn. Das habe ich auch wieder kommunikativ dahingehend abgebogen, dass ich gesagt habe, ich bin aus gesundheitlichen Gründen nicht gekommen, aber die Wahrheit ist, man hat mich nicht eingeladen.“

Ich war 2023 länger mit Krall beruflich in Kommunikation während sich die Parteipläne entwickelten. Er gab mir zu der Zeit unserer Zusammenarbeit einen warnenden gut gemeinten Rat:

„Wir können uns die Armee nicht aussuchen, mit der wir in den Krieg ziehen.“

Das blieb an mir hängen. Mich ließ das Gefühl nicht los, dass er damit falsch liegen könnte.

Natürlich müssen wir eine gewisse Toleranz der Meinungsverschiedenheiten auch innerhalb unseres politischen Milieus bewahren. Aber ich wähle meine Alliierten mit Bedacht und schweige auch nicht, wenn sich jemand aus „unseren Kreisen“ nicht integer verhält. Das halte ich strategisch langfristig für unklug.

Vielleicht hatte Krall gehofft, dass er den Informationskrieg gegen das korrumpierte Establishment trotz konträrer Ansichten mit Maaßen und seinen Ex-Parteikollegen gewinnen würde. Vielleicht war gerade das der Fehler.

Trotz seines Austritts betont Krall schlussendlich, dass er weiterhin an echte Reformen glaubt. Seine Unterstützer verfolgen gespannt die Entwicklung seiner Zukunftspläne, wie die positive Resonanz unter seinen Posts auf X beweist. Die WerteUnion hat mit Krall ihre wohl wertvollste Chance im Angesicht der kommenden Wahlen verloren.

Kralls Zeit hingegen hat gerade erst begonnen. Die Stunde des Libertarismus schlägt jetzt.

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Naomi Seibt ist eine freie Journalistin und öffentliche Rednerin, die 2020 Bekanntheit als „Anti-Greta“ für ihre Skepsis zum menschengemachten Klimawandel erhielt. Sie veröffentlichte Arbeiten zu politischer Philosophie, wissenschaftlicher Kritik an der Klima- und Virus-Thematik und war bereits 2020 im Interview bei Boris Reitschuster. Sie hat einen YouTube-Kanal mit 100.000 Abonnennten und ist aktuell auf telegram und X aktiv:

Bild: Screenshot Youtube-Video WELT Nachrichtensender

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