Masken-Fanatiker schlagen 17-Jährige ohne Maske krankenhausreif Brutaler Übergriff in Berlin zeigt Folgen von Hass und Hetze

„Bei einem Streit über eine fehlende Mund-Nase-Bedeckung wurde gestern Abend in Prenzlauer Berg eine 17-Jährige verletzt“, heißt es ganz sachlich und nüchtern im Beamtendeutsch in einem Bericht der Berliner Polizei: „Gegen 20.10 Uhr alarmierte die Jugendliche die Polizei in die Greifswalder Straße und gab an, dass es zuvor in der Tram der Linie M4 zu einem Streit zwischen ihr und sechs Erwachsenen gekommen sei, weil diese die Jugendliche auf ihre fehlende Mund-Nase-Bedeckung angesprochen hätten. Nach Angaben der Jugendlichen sei es daraufhin erst zu einer verbalen Auseinandersetzung gekommen und sie sei von zwei Frauen aus der Gruppe rassistisch beleidigt worden. Als alle Beteiligten an der Haltestelle Greifswalder Straße gemeinsam die Bahn verlassen hatten, soll eine der drei Frauen aus der Gruppe der 17-Jährigen mit der Faust ins Gesicht geschlagen und mehrfach versucht haben, sie zu treten. Als es der Angegriffenen gelungen sei, den Attacken auszuweichen, hätten sie zwei Männer aus der Gruppe festgehalten und zwei der drei Frauen sollen das Mädchen mehrfach geschlagen und getreten haben. Zudem soll eine der Frauen ihr Haare ausgerissen haben.“

Was die Polizei hier ganz trocken schildert, ist eine der schockierendsten Nachrichten seit Beginn dessen, was Karl Lauterbach fast schon euphorisch als das „Corona-Zeitalter“ bezeichnete. Es zeigt, wie die tägliche Hetze in Politik und Medien und das Schüren von Hass gegen Menschen, die in Sachen Corona nicht mit dem Strom schwimmen, verfängt. Was da im Polizeibericht zu lesen ist, erinnert fast schon an eine Pogrom-Stimmung. In Osteuropa, das ich sehr gut kenne, kann ich mir eine entsprechende Szene kaum vorstellen. Die Menschen zeichnen sich dort zu einem ganz überwiegenden Teil durch Toleranz aus, was die Umsetzung der Corona-Maßnahmen angeht. Erzählt man dort von Exzessen in Deutschland diesbezüglich und dem mentalen Hang vieler Deutscher, zum „freiwilligen Hilfspolizisten“ zu werden, reagiert man dort mit Unglauben bis Entsetzen.

Dass diese Hetze und das Schüren von Hass vorwiegend von denen ausgehen, die sich auf die Fahnen geschrieben haben, gegen Hass und Hetze und für Offenheit, Toleranz und Buntheit zu sein, gibt der Szene in Berlin noch einen besonders bitteren Anstrich. Mir lief es beim Lesen eiskalt den Buckel herunter, und ich fremdle in solchen Momenten mit meinem Land. Was passiert hier nur gerade? Warum war niemand da in Berlin, der die 17-Jährige gegen die brutalen Hasser schützte? Wo war Zivilcourage und Mut? Warum machten so viele mit? Fragen über Fragen, bei denen die potentiellen Antworten Angst machen.

Zum Abschluss sei hier noch die Fortsetzung aus dem Polizeibericht aufgeführt: „Anschließend sollen sich die drei Männer und die drei Frauen in Richtung Erich-Weinert-Straße entfernt haben. Die 17-Jährige hatte mit ihrem Handy noch ein Video von den sechs Personen aufgenommen, das sie den Polizeieinsatzkräften zeigte. Einer der Beamten erkannte einen der Männer aus vorangegangenen Polizeieinsätzen in einer Kneipe in der Greifswalder Straße wieder. In besagter Kneipe konnten die drei Männer, 42, 44 und 51 Jahre alt, festgestellt und ihnen der Tatvorwurf gemacht werden. Alle drei wurden vorläufig festgenommen. Die drei bestritten die Vorwürfe. Bei dem 42-Jährigen fanden die Polizeieinsatzkräfte Betäubungsmittel. Alle Festgenommenen waren alkoholisiert, freiwillige Atemalkoholmessungen ergaben bei dem 42-Jährigen einen Wert von rund 0,9, bei dem 44-Jährigen von rund 0,7 und bei dem 51-Jährigen von rund 1,8 Promille. Zu den Frauen wollte zunächst keiner der Männer Angaben machen. Die Männer wurden in einem Polizeigewahrsam erkennungsdienstlich behandelt, dem 51-Jährigen wurde zudem Blut abgenommen. Anschließend wurden sie wieder entlassen. Die Ermittlungen zu den beteiligten Frauen dauern an. Die 17-Jährige musste in einem Krankenhaus behandelt werden, in dem sie zur Beobachtung stationär aufgenommen wurde.“

Die Alkoholisierung der Tatverdächtigen gibt dem Vorfall noch einmal eine besondere Note. Da man sich als braver Corona-Maßnahmen-Gehorsamer ja moralisch überlegen fühlen darf, kann man, auch wenn polizeibekannt und alkoholisiert, diejenigen treten, die von früh bis spät von Medien und Politik als moralisch unterlegen oder extremistisch gebrandmarkt werden.

Die Brandstifter selbst werden sich wohl keine Gedanken machen über das, was sie tun. Aber die schweigende Mehrheit sollte sich bewusst machen, mit welchen aus der Geschichte hinlänglich bekannten Mitteln hier gearbeitet und welche Geister aus der Flasche gelassen werden. Scholz und Steinmeier tragen mir ihrer Verleugnung einer Spaltung und der gleichzeitigen Befeuerung derselben eine große Mitschuld. Man könnte zugespitzt sagen: Sie – und viele andere Politiker und Journalisten – haben in der Straßenbahn in Berlin mit geschlagen. Man kann nur hoffen, dass diese finstere Zeit in nicht allzu ferner Zukunft aufgearbeitet wird. Zeithistorisch ebenso wie juristisch.

PS: Kaum habe ich diesen Beitrag geschrieben, stieß ich auf dieses Video eines brutalen Polizei-Einsatzes. Ich verkneife mir einen Kommentar, weil er zu emotional ausfallen würde.

Bild: Shutterstock
Text: br

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