Ein Gastbeitrag von Klaus Kelle
Am Ende kam es wirklich nicht überraschend. Wenn man 96 Jahre alt ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man in naher Zukunft sterben und zumindest diese Welt verlassen wird. Insofern war der Tod der britischen Königin gestern weder plötzlich noch unerwartet. Erst vor zwei Tagen hatte sie Liz Truss mit der Bildung der neuen britischen Regierung beauftragt. Und dann stirbt die Königin einfach, schläft friedlich ein.
Es berührt mich und sicher auch viele von Ihnen auf eine seltsame Weise. Zeit meines Lebens war die Queen immer da, immer präsent, ein echter Fels in der Brandung. Kriege, Krisen – Madam behielt die Übersicht, hatte das Heft irgendwie immer in der Hand, ohne wirkliche politische Macht ausüben zu können.
Aber so eine Königin, und ich meine SO EINE Königin, das ist schon was anderes als Frank-Walter Steinmeier, oder?
Ein Leben für die Krone, ein Leben für Volk und Vaterland – so etwas lieben wir Konservativen und viele andere auch, die nicht konservativ sind. Alles hintenanstellen, den Laden zusammenhalten, die Pflicht tun, immer die Contenance behalten. Und wenn es besonders hoch herging, dann hieß es lapidar, Her Majesty sei not amused.
Nur ein einziges Mal in all den Jahrzehnten auf dem britischen Thron verließ die Königin ihr Gespür, und das war beim Tod ihrer vormaligen Schwiegertochter Prinzessin Diana, die wir alle nur Lady Di nannten. Die kühle Reaktion der Königin auf den tragischen Autounfall in Paris – das kam ganz schlecht an bei den Briten, die in Umfragen danach mit Mehrheit sogar die Abschaffung der Monarchie forderten. Unvergessen der 6. September 1997, als Lady Diana, die Mutter von Prinz William und Prinz Harry, beerdigt wurde und weit mehr zwei Milliarden Menschen weltweit vor den TV-Bildschirmen dabei waren, als Elton John bei der Trauerfeier in der Westminister Abbey „Candle in the Wind“ sang. Wahrscheinlich haben niemals zuvor so viele Menschen auf der Erde zeitgleich geweint wie in diesem Moment.
Und dann aber auch unvergessen, wie die Windsors versammelt um die Queen vor dem Buckingham Palast warteten, um sich dann Dianas Sarg und den beiden kleinen Prinzen würdevoll in einem Trauermarsch anzuschließen.
Ich bin kein Royalist, aber ich verneige mich voller Respekt vor der britischen Königin Elisabeth II, die heute ihre Ewige Ruhe gefunden hat. Möge sie in Frieden ruhen…
Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für viel gelesene Zeitungen und Internet-Blogs. Dieser Beitrag ist zuerst auf the-germanz.de erschienen.
Bild:Shaun Jeffers/ShutterstockText: Gast