Nach Söder jetzt auch Tschentscher beim Betrügen in Sachen Impf-Effektivität erwischt? Neue Zahlen sprechen für massive Manipulation

Mitte November appellierte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder über den Kurznachrichtendienst Twitter an die Menschen im Freistaat und darüber hinaus: „Leider nehmen die Corona-Infektionen gerade bei Ungeimpften dramatisch zu. Es gibt einen direkten Zusammenhang von niedrigen Impfquoten und hohen Infektionsraten. Lassen Sie sich daher bitte impfen. Nur Impfen hilft.“ Gemeinsam mit diesem Text twitterte der Regierungschef eine Grafik. Diese zeigte eine Sieben-Tage-Inzidenz bei Ungeimpften in Bayern von 1.469, und eine von Geimpften von nur 110.

Später kam heraus: Die Söder unterstehende Behörde, die für die Erfassung der entsprechenden Daten zuständig ist – das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) –, hatte offenbar gar keine Daten über den Impfstatus der positiv Getesteten. Auf Anfrage der „Welt“ teilte ein Sprecher „beispielhaft für die Woche vor dem 24. November mit, in dieser Zeit seien insgesamt 81.782 Corona-Fälle gemeldet worden – 9.641 Personen davon hatten einen vollständigen Impfschutz, 14.652 keinen. In 57.489 Fällen sei der Impfstatus ‘unbekannt‘.“

Ebenso wie Söder steht nun auch Hamburgs SPD-Bürgermeister Peter Tschentscher im Verdacht, die Bürger betrogen zu haben. Am 16. November  sagte er vor der Presse der Hansestadt mit Blick auf das Infektionsgeschehen, in der Woche zuvor seien 90 Prozent der Neuinfektionen auf Ungeimpfte zurückzuführen: „Deswegen ist das ein sehr klares Bild.“ Der Sozialdemokrat, der zwischenzeitlich sogar als Gesundheitsminister gehandelt wurde, ließ eine Grafik auf eine Leinwand projizieren. Darauf zu sehen: Sieben-Tage-Inzidenz der Geimpften 22, Inzidenz der Ungeimpften 605. Die Botschaft: Die Ungeimpften sind die Verantwortlichen für  hohe Infektionszahlen. Monatelang wiederholte Tschentscher das gebetsmühlenartig und rechtfertigte damit massive Grundrechtseinschränkungen für Ungeimpfte. So führte Hamburg als erstes Bundesland harte 2G-Regeln ein.

Durch den Betrugsverdacht gegen Söder hellhörig geworden, nahm sich die FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein der Sache an. In einer Anfrage an den Senat wollte sie genaue Zahlen. Die Antwort zeigt, „dass der Impfstatus der Infizierten seit Beginn der Inzidenz-Ausweisung Ende August mit jeder Woche seltener vorliegt“, wie die „Welt“ in einem Artikel hinter einer Bezahlschranke schreibt: „Dies zeigen die Daten, die im Infektionsepidemiologischen Landeszentrum vorliegen und bislang unter Verschluss gehalten wurden. Hatte der Senat in der Kalenderwoche 35 noch in 68,3 Prozent der Fälle die entsprechende Information, war das zuletzt nur noch in 9,5 Prozent der Fall. Eben jene Fälle mit unbekanntem Impfstatus wurden aber den Ungeimpften zugerechnet.“

Noch schwerer wiegen die Zahlen aus der Kalenderwoche 45. Das ist die Woche, über die der Bürgermeister sagte, in 90 Prozent der Fälle seien Ungeimpfte infiziert. In dieser Woche war laut „Welt“ in „63,2 Prozent der Fälle der Impfstatus unbekannt. 22,5 Prozent waren Geimpfte. Und jene, von denen man mit Sicherheit sagen konnte, dass sie ungeimpft waren? 14,3 Prozent.“

In einer Anfrage an den Senat wollte das Blatt wissen, wie sich die 14,3 statt 90 Prozent erklären lassen. In seiner Antwort geht der Sprecher des Senats nicht konkret auf die Fragen ein, sondern schreibt laut „Welt“ allgemein zu den Äußerungen Tschentschers am 16. November: „In der Landespressekonferenz wird die Corona-Lage auf Basis des Corona-Briefings vorgetragen, das von der fachlich zuständigen Behörde wöchentlich zusammengestellt und als Pressemitteilung veröffentlicht wird.“  Das gleiche Prozedere wie bei der Bundesregierung – konkreten Fragen wird ausgewichen. 

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Kubicki geht bei der Hamburger Inzidenz-Ausweisung nicht von einem Versehen, sondern von Absicht aus, wie er der „Welt“ sagte: „Es ist unfassbar und für das Vertrauen in die Lauterkeit staatlichen Handelns eine Katastrophe, wenn eine Landesregierung ganz offensichtlich manipulierte Zahlen vorlegt.“ Bürgermeister Tschentscher werde sich gegenüber dem Parlament erklären müssen und solle sagen, „warum der Hamburger Senat es für nötig hält, seine Bürgerinnen und Bürger mit solchen Tricks zu hintergehen.“

Die Liberale Treuenfels-Frowein sagte der Zeitung, sie sei über das Vorgehen des Senats entsetzt: „Ich halte dieses Vorgehen für unverantwortlich. Wer auf der Grundlage falscher Zahlen unter anderem Grundrechtseingriffe vornimmt, darf sich nicht wundern, wenn deren Akzeptanz bei den Hamburgern rapide abnimmt.“ Ich würde noch einen Schritt weiter gehen: Wer das tut, gehört juristisch zur Verantwortung gezogen.

Der mutmaßliche Betrug in Hamburg zeigt ebenso wie der in Bayern, dass Manipulation mit Zahlen offenbar kein Zufall ist, sondern Methode hat. Sehen Sie dazu auch mein folgendes Video mit Ausschnitten aus dem Bundestag und der Bundespressekonferenz:

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Es bleibt das zu wiederholen, was ich bereits in meinem Artikel über den Zahlen-Hokuspokus von Söder geschrieben habe: Erstaunlich ist, dass sich so viele Menschen in diesem Land derart an der Nase herumführen lassen. Erklärbar ist das eigentlich nur so: Neben der Angst vor dem Virus, die täglich massiv in vom Staat gleich getakteten Medien geschürt wird, scheint die Angst massiv zu sein, sich einzugestehen, dass man betrogen und an der Nase herumgeführt wird. Egal, wie man zu Corona steht, für wie gefährlich man das Virus hält und ob man sich persönlich für oder gegen eine Impfung entschieden hat: Die vielen Lügen sind offensichtlich. Und bei jedem anständigen Demokraten sollten sie, unabhängig vom Impfstatus, alle Alarmglocken läuten lassen.  

Jetzt neu. Das Original aus der Bundespressekonferenz.

Bild: photocosmos1/Shutterstock
Text: br

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