Honecker kommt von einem Staatsbesuch aus der Bundesrepublik am späten Abend zurück in die DDR. Ganz Ost-Berlin ist hell erleuchtet. Aber keine Menschenseele ist auf den Straßen zu sehen. Honecker lässt sich von seinem Chauffeur durch die leere Stadt fahren. Bis er an der Berliner Mauer ein riesiges Loch findet. Daneben liegt ein handgeschriebener Zettel: „Erich, du bist der Letzte, wenn Du rausgehst, mach‘ das Licht aus.“
An diesen alten DDR-Witz musste ich denken, als ich gerade las, dass schon wieder eine Abgeordnete aus den Parteien der Ampel-Koalition zur CDU gewechselt ist. Die „Bild“-Zeitung kommentiert hämisch: „Es ist die 2. Personal-Klatsche für die Ampel binnen zehn Tagen!“
Es sind erst wenige Tage vergangen, seit die 30-jährige Grüne Melis Sekmen (30) die Fronten gewechselt hat, da tut es ihr nun die 62-jährige FDP-Frau Anna von Treuenfels gleich. Für den Übertritt wird sie gleich mit einem guten Listenplatz belohnt: Bei der Bürgerschaftswahl im März 2025 soll sie auf Platz 2 der CDU-Liste kandidieren.
Die studierte Juristin und Mutter dreier Kinder sitzt schon heute in dem Landesparlament – allerdings als fraktionslose Abgeordnete. Denn die FDP war bei der letzten Wahl im Jahr 2020 an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert; von Treuenfels selbst hatte aber in Blankenese ein Direktmandat erobert. Insofern ist es falsch, wenn etwa der „Focus“ schreibt: „Die FDP-Politikerin Anna von Treuenfels verlässt ihre Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft und wechselt zur CDU.“
Als Grund für ihren Wechsel führte Treuenfels die miese Politik von SPD, Grünen und FDP in Berlin an. „Ich kann die Politik der Ampel in Berlin nicht mehr so mittragen“, so Treuenfels frustriert laut dem Bericht: „Der Markenkern der FDP hat sich in der Regierung so verschoben, dass das nicht mehr meine Partei ist.“
Gegenüber der „Bild“ begründete die Politikerin ihren Schritt vor allem mit dem Verhalten der FDP beim Bürgergeld, beim Selbstbestimmungsgesetz, den handwerklichen Fehlern bei der Legalisierung von Cannabis und dem neuen Einbürgerungsgesetz.
Treuenfels war dem Bericht zufolge in den vergangenen Monaten auf die CDU zugegangen und hat immer wieder behutsam Möglichkeiten eines Wechsels sondiert. Von Treuenfels: „Der Schritt ist mir nicht leicht gefallen. Nur mit der CDU lässt sich eine Wende einleiten, die in dieser Stadt nötig ist. Nötig gegen ein ‚Weiter so‘ von Rot-Grün.“
Ich denke, man darf gespannt sein, wer als Nächster das sinkende Ampel-Schiff verlassen wird. Ein Leser, der mir die Nachricht vom Übertritt der Liberalen geschickt hat, schrieb zu dem Link folgenden Kommentar: „Im Osten werden viele System-Leute zur AfD überlaufen. Schon aus Karrieregründen.“ Auch wenn ich das aktuell nicht sehe – auszuschließen ist eine solche Entwicklung kaum. Sollte die AfD wider Erwarten tatsächlich zu einer Regierungsbeteiligung kommen und damit auch Posten zu vergeben haben, wäre sie geradezu zwangsläufig.
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