Corona macht krank, Corona kann töten.
Corona ist schlimm, verändert die Gesellschaft und das Leben. Darüber berichten wir. Geschichten, die es nicht in die Medien schaffen.
Wir geben Zahlen einen Namen und eine Seele. Die Serie „Kollateralschaden“ basiert auf Berichten Betroffener der Coronapolitik. Damit keiner sagen kann: „Das haben wir nicht gewusst!“
Notarzt Dr. Löser
Von Johanna und Frank Wahlig
Anästhesie-Facharzt und Notarzt in Kliniken in Hamburg, Bayern, Niedersachsen und in der Schweiz. Für über 200 Auslandseinsätze für Rückholaktionen als ADAC-Arzt war er unterwegs. Als Arzt im Polizeidienst der Direktion Bad Segeberg – Leichenschau, Blutproben, Hafttauglichkeitsuntersuchung. Dr. Lothar Löser lässt keinen Notfall aus. Bis der heute 69-Jährige selbst zum Notfall wird.
Rund um den Globus war der Mediziner im Einsatz – nach einem Unfall oder einem Kollaps eines deutschen Patienten im Ausland. Für Dr. Löser nicht nur eine medizinische Aufgabe: Als Notfallmediziner ist man auch ein wenig Seelsorger. „Für Hoffnung und Sicherheit, dass die Patienten zu Hause behandelt werden und im Kreis der Angehörigen genesen können.“
Die Menschen, die Patienten, ihre Sorgen und Probleme, stehen bei Dr. Löser ein Berufsleben lang ganz oben auf der Prioritätenliste.
Der Notarzt wird zum Notfall
Dann kommt das Coronajahr 2020. Die Medizin folgt der Politik. Mediziner setzen politische Maßnahmen um. Dr. Löser gerät ins Zweifeln. Er zweifelt vor allem an den PCR-Tests, die die Grundlage für Entscheidungen der Politik sind. In einem Internetportal gibt er ein Interview. „Der PCR-Test sagt letztlich nichts“, erklärt der Arzt. „Er ist nicht für eine Diagnose geeignet.“ Somit seien, seiner Auffassung nach, die politischen Einschränkungen und Verbote auf einem Fundament errichtet, das ausschließlich der Politik und nicht den Patienten diene. Und es diene auch jenen, die davon profitieren. „Den Reichsten der Reichen und auch Politikern wie Jens Spahn.“ Davon ist er überzeugt. Dr. Löser nimmt an genehmigten Demonstrationen teil. Er möchte Menschen treffen, die ebenso skeptisch sind, wie er selbst, möchte andere Meinungen hören.
Und sehr viele Ärzte sind anderer Meinung, wie der älteste seiner vier Söhne. Dieser ist Oberarzt an einer deutschen Universitätsklinik. Der Sohn beziehe sich auf die zahlreichen Patienten auf der dortigen Intensivstation, die mit „SARS-Cov2“ infiziert seien. „Woher weißt Du denn das?“, streitet dann der Vater. Und so ist die Diskussion wieder beim PCR-Test, den Coronamaßnahmen und der Politik.
Das Verhältnis von Vater und Sohn zerbricht. Der Sohn steht am Anfang der Karriere. Der Vater geht nach einem 40-jährigen Berufsleben in den Ruhestand.
Flucht nach Madeira
Im Jahr 2020 wird der Notarzt selbst zum Notfall. Die Polizeidirektion Bad Segeberg kündigt seinen Auftrag als Polizeiarzt und leitet den Vorgang an das Innenministerium weiter. Der Notarzt habe an ungenehmigten Demonstrationen teilgenommen und ein Interview mit „Verschwörungstheorien“ in einem Internetforum gegeben. Berufsverbot! Die Ärztekammer Schleswig-Holstein droht mit Entzug der Approbation: Dr. Löser verbreite „Verschwörungstheorien“; Ärzte und Patienten hätten sich beschwert. Aus weit entfernten Regionen der Republik erhält der Quickborner Arzt Anschreiben von Gesundheitsämtern und der Kriminalpolizei. Er stehe im Verdacht, dass Atteste zur Maskenbefreiung unberechtigt erstellt worden seien. Eine Anzeige bei der Ärztekammer aus dem bayerischen Mühldorf am Inn, 900 Kilometer entfernt; eine Androhung einer Strafverfolgung kommt aus Nürnberg.
Dr. Löser ist nicht allein. 700 Ärzte sind laut „Deutsches Ärzteblatt“ als Kritiker der Coronamaßnahmen registriert, „Ärzte für Aufklärung“ zählt über 2000 deutschlandweit, namentlich im Internet aufgeführt.
Dennoch: Der Notarzt will und kann nicht mehr. Er gibt seine Tätigkeit auf. Seine Approbation behält er. „Ich habe die Situation in Deutschland nicht mehr ausgehalten.“ Im November 2020 siedelt Dr. Löser mit seinen beiden Hunden um nach Madeira. „Flucht“, sagt er.
Auf Madeira ist es kalt diesen Winter. Acht Grad plus in der Nacht, tagsüber häufig Regen und Stürme. Es gibt dort einen „Mini-Lockdown“, berichtet der Arzt. Geschäfte und Restaurants sind bis 19 Uhr geöffnet.
Text: Johanna und Frank Wahlig
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