Psychiater stellte Messerangreifer gute Prognose aus… ...nach 12 Straftaten und zwei Tätlichkeiten im Knast

Den ganzen Tag ringe ich heute um Fassung – auch als Vater – weil ein unfassbares Detail nach dem anderen zu der Bluttat im Regionalzug von Kiel nach Hamburg bekannt wird. Der staatenlose Palästinenser Ibrahim A. hat dort nach ersten Erkenntnissen eine 16-Jährige und einen 19-Jährigen mit einem Messer getötet und sieben Menschen verletzt, einige davon schwer.

Erst wurde heute bekannt, dass der Tatverdächtige bereits früher einen anderen Menschen mit dem Messer lebensgefährlich verletzt hat. Dann kam heraus, dass es offenbar schon drei solche Messerangriffe durch ihn gegeben hat. Dass der Täter nicht als Intensivtäter galt, trotz zwölf Strafvorwürfen, dass Schleswig-Holsteins Justiz sich zur Rechtfertigung für das Behörden-Wirrwarr allen Ernstes darauf beruft, dass der Mann in Schleswig-Holstein (sic!) noch keine Straftat verübt hat. All das habe ich noch in meinem Artikel von heute früh den ganzen Tag über Schritt für Schritt aktualisiert. Ebenso wie den Umgang des öffentlich-rechtlichen NDR mit der Tat – der die Herkunft des Täters verschwieg und Gebührenzahler, die sie in den Kommentaren erwähnten, löschte. Und diese Zensur dann noch als Dienst an der Demokratie bezeichnete.

Die neueste Nachricht hat mir aber so die Sprache verschlagen, dass ich mir sagte, dass ich daraus einen neuen Artikel mache. Weil diese Ungeheuerlichkeit sonst untergeht.

In Tätlichkeiten verwickelt

Ich bringe sie hier ganz nüchtern, als Zitat aus dem „Münchner Merkur“, für den ich früher geschrieben habe: „Wenige Tage vor der tödlichen Messerattacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg ist der mutmaßliche Täter psychiatrisch beurteilt worden – ohne dass dabei besondere Auffälligkeiten festgestellt wurden. Schon im Rahmen seiner knapp einjährigen Untersuchungshaft wegen eines Gewaltdelikts sei er in der Hamburger Justizvollzugsanstalt Billwerder psychiatrisch betreut worden, teilte die Hamburger Justizbehörde am Donnerstag mit.“ Grund für die Betreuung seien Tätlichkeiten gewesen, in die er zwei Mal während der Haft verwickelt gewesen sei.

Ein Psychiater habe „kurz vor der Entlassung“ (sic!) „keine Fremd- und Selbstgefährdung festgestellt“, sagte dem Bericht zufolge eine Behördensprecherin. Deshalb habe es auch keine belastbaren Anhaltspunkte dafür gegeben, eine rechtliche Betreuung zu beantragen oder den Sozialpsychiatrischen Dienst einzuschalten.

Nochmal: Dem Mann werden zwölf Straftaten vorgeworfen, darunter schwere Gewalt- und Sexualdelikte. Dreimal griff er Menschen mit dem Messer an. Selbst im Knast war er in Tätlichkeiten verwickelt, wie sich nun herausstellt. Und dann stellt ihm ein Psychiater quasi eine Unbedenklichkeits-Bescheinigung aus.

Wer war dieser Psychiater? Wird die Justiz mit ihm genauso streng umgehen wie mit Ärzten, die wegen Maskenattesten ins Gefängnis kommen? Wird man den Vorwürfen von Insidern auf den Grund gehen, die behaupten, dass es ganze Netzwerke von Psychiatern gibt, die einer einschlägigen Klientel dem Zeitgeist entsprechende Gefälligkeitsgutachten ausstellen?

So groß meine Hoffnung ist, dass sich nach dem ganzen Ausmaß des Versagens im Fall von Ibrahim A. ein Umdenken einstellt bei all dem Wegsehen, Vertuschen und Tabuisieren – so sehr sagt mir mein Verstand, dass dies nicht passieren wird. Weil die Verantwortlichen und alle, die jahrelang wegsahen, damit eine Mitverantwortung zugeben müssten. Und weil sie lieber weitere Opfer riskieren, als sich eine solche Verantwortung einzugestehen. Ich hoffe sehr, dass ich irre mit dieser düsteren Diagnose.

PS: Ich weiß nicht, ob es eine Nebelgranate ist oder ein Umdenken, aber von Innenministerin Nancy Faeser waren bei ihrem Besuch am Tatort ganz neue Töne zu hören: „Wie konnte es sein, dass ein solcher Täter noch hier im Land war? Wie konnte das passieren, dass er trotz so vieler Vorstrafen nicht länger in einer JVA war? Wie konnte es passieren, dass er so früh aus der Untersuchungshaft entlassen wurde?“

PPS: Manchmal vergisst man selbst wichtige Aspekte. Beim Korrigieren dieses Artikels schrieb mir eine sehr geschätzte Mitarbeiterin: „Selbst Innenministerin Faeser fragt sich, was der Mann hier noch zu suchen hatte. Es wird also eng für das übliche „Argument“ mit der Psychoschiene, also das in solchen Fällen so verbreitete „Framing“ in vielen Medien, wo es hieß, er sei geistig verwirrt, er hätte sich selbst an den Händen verletzt etc. Ein ehemaliger Polizist und Freund von mir sagte, dass solche Verletzungen regelmäßig dann entstehen, wenn das Messer auf Knochen trifft und die Hand dabei in die Klinge rutscht. Uns wollten einige Medien schon weis machen, er habe sich absichtlich aus geistiger Verwirrung heraus selbst verletzt.“

Hier mein Video-Kommentar zu der schrecklichen Tat.

 

 

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