Schuljahr ’24: Keine Lehrer, kein Unterricht, keine Zeugnisnoten Alarmierender Lehrer-Mangel an deutschen Schulen

Ein Gastbeitrag von Beate Steinmetz

Vor wenigen Tagen offenbarten die Bundesländer Thüringen und Sachsen-Anhalt, wie katastrophal es um Deutschlands Bildung tatsächlich bestellt ist. Sie gaben zu, dass die Schüler im ersten Halbjahr des Schuljahres 2022/23 in zehntausenden Fällen keine Zeugnisnoten erhielten.

Grund war in erster Linie der enorme Lehrermangel, weshalb diverse Fächer derart oft ausfallen mussten, dass keine Benotung stattfinden konnte.

In Thüringen war in über 50.000 Fällen keine Notenvergabe möglich, das ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Anstieg von ca. 20 Prozent. Besonders häufig fiel das Fach Musik aus, etwas mehr als 10.000 Schüler gingen ohne Musik-Zensur nach Hause, in Kunsterziehung konnten immerhin über 6.200 Schüler nicht benotet werden, im Fach Ethik rund 4.400, gefolgt von Geographie und Chemie, die in jeweils rund 3.600 Fällen ohne Benotung blieben. Doch selbst Zensuren für die Hauptfächer Deutsch und Mathematik waren nicht vollends gewährleistet, immerhin 270 Kinder erhielten keine Deutschnote und 70 keine in Mathe. Darüber hinaus mussten in Thüringen über 40.000 Unterrichtsstunden allein in einer einzigen Woche Ende November ausfallen oder durch Stillarbeit ersetzt werden, wie Stichproben ergaben.

Insgesamt war in Thüringen fast jede dritte allgemeinbildende Schule nicht mehr in der Lage, ihren Schülern vollständige Zeugnisse auszuhändigen. Die meisten der knapp 260.000 betroffenen Kinder und Jugendlichen besuchten eine Regelschule.

Es mangelt schlicht an Lehrern und das nicht zu knapp. Sage und schreibe 2.000 Pädagogen benötigt Thüringen zusätzlich, doch aufgrund des demografischen Wandels verabschieden sich derzeit deutlich mehr Lehrer in den Ruhestand als ins Berufsleben einsteigen, zugleich steigt die Zahl der Schüler, wobei ein ostdeutsches und relativ strukturschwaches Bundesland wie Thüringen wohl noch zu jenen Ländern Deutschlands gehört, in das sich verglichen mit Bundesländern wie Berlin oder NRW äußerst wenige Zuwanderer verirren (mehr dazu später). Zusätzlich zum Lehrermangel kommt noch eine hohe Krankheitswelle der vorhandenen Pädagogen, vor allem in den Wintermonaten.

Mangelhaft ist auch die Benotung von Sachsen-Anhalts Schülern im selben Zeitraum. Über 27.000 Kinder und Jugendliche brachten unvollständige Zeugnisse nach Hause, teilweise fehlten Noten sogar in mehr als einem Fach. 182 Klassen konnten ihre Schüler in zwei Fächern nicht bewerten, in 64 Klassen war dies sogar in drei oder mehr Fächern nicht möglich. Über 1,5 Millionen Unterrichtsstunden verliefen nicht nach Plan. In Sachsen-Anhalt fehlen rund 1.500 Lehrkräfte.

Nicht nur Thüringens und Sachsen-Anhalts Schulen kriechen auf dem Zahnfleisch

Obgleich die bevölkerungs- (jeweils rund 2 Millionen Einwohner) und zuwanderungsarmen Bundesländer Thüringen und Sachsen-Anhalt als einzige Farbe bekennen und offenbaren, wie schlimm es tatsächlich um den Schulunterrichtsausfall bestellt ist, dürfte so sicher wie das Amen in der Kirche sein, dass es sich hier keinesfalls um Einzelfälle handelt, ganz im Gegenteil, denn sowohl der Lehrermangel als auch der Anstieg an jungen „Neubürgern“ ist in den alten Bundesländern wesentlich höher.

Die Zahlen sprechen für sich. Im grünen Ländle Baden-Württemberg etwa werden 3.000 Lehrer zusätzlich benötigt, der Unterrichtsausfall belief sich auf 3,2 Prozent. In Berlin, wo über 700 Lehrer fehlen, lag er zuletzt bei 3,1 Prozent. In Niedersachsen gibt es sogar 8.000 zu wenige Pädagogen und in Nordrhein-Westfalen auch immerhin etwas mehr als 7.000. Auch im Freistaat Bayern sind Lehrer Mangelware, es fehlen 4.000. Dennoch sollen hier im ersten Halbjahr 2022/23 nur 2 Prozent aller geplanten Unterrichtsstunden ausgefallen sein, doch tatsächlich dürfte die Quote wesentlich höher sein, denn in der Statistik wird die Anzahl an Unterrichtsstunden, welche nur dank eines (z.T. fachfremden) Vertretungslehrers stattfinden konnten, nicht mitgezählt. Ansonsten würde der Unterrichtsausfall rund 10 Prozent betragen.

Die Prognosen sehen düster aus

Dass Deutschland mit einem solch großen Lehrermangel zu kämpfen hat und auch die Zukunftsprognose alles andere als rosig aussieht – laut aktueller Vorhersage der Kultusministerkonferenz (KMK) werden 2035 sage und schreibe 68.000 Lehrer fehlen – ist nicht weiter verwunderlich.

Zum einen ist da der demografische Wandel. Bereits jetzt sind laut Statistischem Bundesamt über ein Drittel (36,2 Prozent) aller Lehrer über 50 Jahre, 10,6 Prozent sogar über 60. Nur etwas mehr als jeder fünfte Lehrer (21,1 Prozent) an allgemeinbildenden Schulen ist momentan unter 35 Jahre alt.

In Ostdeutschland sieht es diesbezüglich noch desaströser aus. In Sachsen-Anhalt sind gut 57 Prozent aller Pädagogen über 50, in Thüringen beläuft sich deren Anteil auf 53,5 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern sind es 52,5 Prozent.

Zugleich gibt es immer weniger junge Leute, die den Beruf des Lehrers ergreifen möchten. So nahmen im Jahr 2022 nur etwas mehr als 45.000 Menschen ein Lehramtsstudium auf, 10 Jahre zuvor gab es noch 7 Prozent mehr neue Lehramtsstudenten. Die Zahl an Menschen, welche letzten Endes tatsächlich ihr Lehramtsstudium erfolgreich abschließen, ist natürlich noch wesentlich geringer. 2022 waren es nur 28.700, dies ist verglichen mit 2012 ein Rückgang um 10 Prozent.

Geringe intellektuelle Herausforderung, kaum Aufstiegsmöglichkeiten, zu lange Ausbildung

Doch warum ist der Beruf des Lehrers so unattraktiv? Der OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher glaubt, die Gründe zu kennen, wie er Anfang letzten Jahres der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“ verriet.

Zwar seien Lehrer in Deutschland gut bezahlt und das Arbeitspensum verhältnismäßig gering, doch intellektuell würden sie nicht genug gefordert. So sagte Schleicher, dass Lehrer nicht ausreichend Gelegenheit hätten, „das zu tun, wofür sie eigentlich in den Beruf gegangen sind: nämlich jungen Menschen zu helfen, ihren Weg zu finden, und sie auf diesem Weg zu begleiten“. Daher sei der Lehrermangel ein hausgemachtes Problem.

Bereits 2022 verriet Schleicher zusätzlich, dass bei Deutschlands Lehrern die Teamarbeit zu kurz komme.

Stattdessen müssten sie als „Einzelkämpfer im Klassenraum“ stehen. Außerdem gebe es zu wenige Aufstiegsmöglichkeiten: „Weder Qualifikation noch Leistung haben wesentlichen Einfluss auf die Bezahlung.“

Ein weiteres großes Manko für angehende Pädagogen sei die lange Ausbildung hierzulande, die sich mit Studium und Referendariat auf rund 7 Jahre beläuft. In anderen Ländern ist die Ausbildung nicht nur kürzer, sondern auch praxisorientierter, sodass die Nachwuchskräfte schneller entscheiden könnten, ob sie wirklich Lust auf den Beruf haben. Daher rät er zu mehr Praxisanteilen in der Lehrerausbildung, ähnlich wie in der dualen Ausbildung.

Der OECD-Bildungsdirektor verweist ferner auf das Beispiel Finnland, wo Lehrer zwar deutlich schlechter als in Deutschland bezahlt würden, es aber dennoch wesentlich mehr Anwärter als freie Stellen gebe.

Der Elefant im Raum: immer mehr aggressive und gewalttätige Schüler

Doch möglicherweise liegt dies ja auch mehr an der Schülerklientel und weniger an den Arbeitsbedingungen, denn Finnland hatte im Jahr 2022 einen Ausländeranteil von gerade einmal 5,31 Prozent, wogegen er im selben Jahr in Deutschland mit 14,6 Prozent fast dreimal so hoch war.

Es ist kein Geheimnis, dass es hierzulande immer mehr bildungsferne und -unwillige jugendliche Migranten aus muslimischen Ländern gibt, welche (nicht nur) für Lehrer eine Gefahr darstellen.

Die Anzahl an gewalttätigen Übergriffen auf Lehrer ist besonders nach dem Angriff der Hamas am 07. Oktober in Israel gestiegen. So kam es infolgedessen zu einer handfesten Auseinandersetzung an einem Neuköllner Gymnasium. Konkret ging ein Schüler auf einen Lehrer los, weil dieser einem anderen Schüler das Zeigen der palästinensischen Flagge untersagte.

Besonders nimmt auch die Gewalt gegen Lehrerinnen zu. So berichtet eine Pädagogin der „Emma“, wie schlimm es um das Wohlergehen von Deutschlands Lehrerinnen seit dem Überfall der Hamas bestellt ist. Sabine F. sei von ihrem ehemaligen Schüler Hakim H. als „du Fotze“ tituliert worden.

Er habe ihr mit seinem Vater gedroht, mit dem er sie „fertigmachen“ würde. Obendrein habe er ein Messer gezückt. Doch trotz Schulverweis besuche er noch immer dieselbe Klasse, wogegen Sabine F. diejenige ist, die nun eine andere Klasse unterrichten müsse.

Nicht nur die Lehrer und vor allem Lehrerinnen haben es mit der Gewalt der testosterongesteuerten Migranten zu tun, auch deren Mitschüler werden immer wieder in Mitleidenschaft gezogen, wie im Bericht der „Emma“ geschildert wird.

Und auch wenn sich die Gefahr seitens radikalmuslimischer Schüler seit dem 07. Oktober verschlimmert hat, so war sie natürlich auch schon vorher problematisch, wie der Fall eines 17-jährigen muslimischen Schülers, welcher im Januar 2023 eine Lehrerin in Ibbenbüren erstach, zeigt.

Not macht erfinderisch

Insofern ist es alles andere als verwunderlich, dass immer weniger junge Menschen Lust auf den Beruf des Lehrers haben. In ihrer Verzweiflung möchten Deutschlands Kultusminister nun die Hürden für Lehrer immer weiter herabsetzen.

So sollen die Pädagogen von morgen nicht mehr zwingend zwei Fächer unterrichten müssen, ein Fach soll ausreichen. Auch soll das Studium dual ablaufen. Zudem möchte man Quereinsteiger mit bereits abgeschlossenem Studium mithilfe eines zweijährigen Masterstudiums fit für den Beruf des Lehrers machen.

Ob all dies aufgrund der gegebenen Umstände allerdings die große Wende bringt, bleibt fraglich.

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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Beate Steinmetz ist studierte Politikwissenschaftlerin und Amerikanistin sowie Mutter zweier kleiner Kinder. Aufgrund ihres großen politischen Interesses ist sie seit rund zwei Jahren als freiberufliche Politikjournalistin tätig. Neben reitschuster.de schreibt sie auch für die „Achse des Guten“.

 

Bild: Shutterstock

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