(Selbst-)Betrug der Journalisten? Zweifel an Umfrage zu Parteinähe Einseitigkeit der Medien und fragwürdige Ergebnisse im Fokus

Als Journalist kann man sich in diesen Tagen nur fremdschämen. Wie die großen deutschen Medien über die US-Wahl berichten, ist unfassbar. Sie versuchen nicht mal im Geringsten, sich auch nur den Anschein von Überparteilichkeit oder zumindest Ausgewogenheit zu geben. Schlimmer noch: Sie erliegen kollektiv einer Erlösersehnsucht, was die sozialistisch angehauchte Kamala Harris angeht – und einer Hysterie, die fließend in eine Phobie übergeht, in Sachen Trump.

All diese Stimmen wären erträglich, wenn sie nur eine Seite des Meinungsspektrums ausmachen würden. Aber dem ist eben nicht so: Positive Berichte über Trump zu suchen ist so aussichtsreich wie der Versuch, in den Reden von Annalena Baerbock einen intellektuellen Kern aufspüren zu wollen. Man kann es bleiben lassen wegen mangelnder Erfolgsaussicht.

Dabei ist im Falle Harris und Trump keine Dummheit dumm genug und keine Nichtigkeit zu nichtig, um sie nicht massiv aufzublasen, wenn es dem eigenen Narrativ dient. Der Umgang mit den US-Wahlen hat weniger mit Journalismus zu tun, als mit Voodoo: Offenbar glauben viele Journalisten, wenn sie Trump nur oft und intensiv genug durch den Dreck ziehen, bleibt schon etwas hängen.

Vor diesem Hintergrund wundere ich mich sehr über eine Studie der TU Dortmund über die Partei-Präferenzen von deutschen Journalisten. Sicher haben Sie davon schon gelesen – auch viele „alternative“ Medien haben darüber berichtet. Und sie für bare Münze genommen. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Ich glaube kein Wort davon.

Aber zunächst das Ergebnis, das uns die Universitäts-Forscher weismachen wollen: 41 Prozent von 525 befragten Journalisten sagten, sie stünden den Grünen nahe. 23 Prozent gaben an,„keiner Partei“ nahezustehen, 16 Prozent sympathisieren mit der SPD. Nur acht Prozent stehen der Union am Nächsten, sechs Prozent den Linken, drei Prozent der FDP, zwei Prozent anderen Parteien und ein Prozent dem „Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Die AfD kommt gar nicht erst vor. Ob das daran liegt, dass sie keiner der Journalisten angab oder dass gar nicht nach ihr gefragt wird, bleibt unklar.

Und nun mein Knackpunkt: Wenn ich mir die Berichterstattung der Medien ansehe, glaube ich einfach nicht, dass nur knapp zwei Drittel mit rot-grünen Parteien sympathisieren. Und immerhin elf Prozent mit Union und FDP. Gut, hier könnte man sagen, dass sich die Bürgerlichen gerne wegducken – und auch diese elf Prozent ihre Ansichten vielleicht brav verbergen. Oder heute die CDU so rot-grün ist, dass sich ihre Anhänger in den Redaktionen vielleicht gar nicht groß von denen unterscheiden, die offen rot-grün sind.

So erschütternd auch schon die Zahlen allein sind, welche die Uni vorlegte – die inzwischen laut Umfragen zweitgrößte Partei ist demnach gar nicht vertreten in den Redaktionen und eine politische Richtung krass überrepräsentiert – ich halte sie für geschönt.

Nein, nicht, weil ich der Uni Betrug vorwerfe. Eher den befragten Journalisten. Und möglicherweise auch nur Selbstbetrug. Denn die einzige Erklärung, welche die Umfrage-Zahlen und mein subjektives Empfinden beim Lesen, Hören und Sehen von Nachrichten in Übereinklang bringt, ist die, dass die 23 Prozent, die angeben, „keiner Partei“ nahezustehen, ebenfalls im rot-grünen Lager verortet sind. Vielleicht meinen sie mit ihrer Aussage ja auch, dass sie SPD, Grünen, Linker und Sahra Wagenknecht gleichermaßen nahestehen – und damit keiner einzelnen Partei. Was dann übrigens eine Ungenauigkeit bei der Erhebung wäre.

Die Schieflage in der Berichterstattung ist nicht nur ein Spiegel der parteipolitischen Präferenzen in den Redaktionen, sondern ein gefährliches Signal für die Demokratie selbst. Eine so einseitige Medienlandschaft kann auf Dauer nicht gutgehen. Ohne ein echtes Spektrum an Meinungen verlieren wird die abgestorbene Debattenkultur nicht zurückkehren, die jede lebendige Demokratie braucht. Die Konsequenz? Ein tiefes Misstrauen der Gesellschaft gegenüber den Medien und eine Polarisierung, die sich immer weiter vertieft. Unsere Medien schaffen sich selbst ab.

PS: „Schrecklich einseitige Einlassung von jemandem, der vordergründig um journalistischen Ausgleich bemüht ist.“
Das schrieb mir jemand auf Facebook zu meinem Trump-Post. Meine Antwort:
„Immer wieder erschreckend, zu sehen, wie viele in Deutschland nicht verstehen, was pluraler Journalismus ist. Deshalb antworte ich hier trotz Fake-Profiles: Pluralismus der Medien entsteht nicht dadurch, dass jeder Journalist so tut, als sei er kastriert und habe keine Meinung. Das ist absurd und Heuchelei. Pluralismus entsteht, wenn man nicht so tut, sondern ehrlich seine Meinung sagt, ohne diese für die einzig richtige zu halten und andere belehren oder bekehren zu wollen (neudeutsch: Haltung), und wenn dafür ganz unterschiedliche Meinungen und Standpunkte zu Wort kommen. Einem einzelnen Journalist vorzuwerfen, einseitig zu sein, ist absurd – soll er schizophren sein? Das Problem ist, dass die gesamte Medienlandschaft einseitig ist. Und „journalistischer Ausgleich“ ist ein DDR- Wort! Wie kommen Sie darauf, ich sei um so was bemüht? Journalismus muss immer streitfreudig sein. Wahrscheinlich verwechseln Sie hier etwas – um „Ausgleich“ bin ich dahingehend bemüht, dass ich die extrem einseitigen Sichtweisen der großen Medien mit meinen bescheidenen Mitteln etwas ausgleiche.“

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