Selbstkastration? Boris Palmer ließ sich in Auszeit coachen „Eine Therapie würde ich es nicht nennen“

Zu Zeiten eines Franz Josef Strauß von der CSU oder Herbert Wehner von der SPD galt ein aufbrausendes Temperament in der Politik noch als Qualitätsmerkmal. Während man heute den Eindruck hat, als sei eine windkanal-optimierte Kantenlosigkeit und Freiheit von Eigenschaften die ideale Voraussetzung für eine politische Karriere, war das in früheren Jahrzehnten eher umgekehrt. Die Wähler honorierten es, wenn jemand bereit war, auch einmal anzuecken. Und die Politiker zelebrierten das denn auch oft. Bis hin zu Joschka Fischer von den Grünen, der Bundestags-Vizepräsident Richard Stücklen (CSU) 1984 im hohen Haus ein „Arschloch“ nannte.

Fischer wurde später Vize-Kanzler und Außenminister.

Hand aufs Herz: Können Sie sich vorstellen, dass ein Strauß, ein Wehner oder ein Fischer mit einem Coach Techniken der Selbstbeherrschung trainiert hätten? Und das dann auch noch öffentlich bekanntgegeben hätten, sozusagen als eine Art Hofknicks vor dem Zeitgeist?

Genau das hat jetzt Boris Palmer getan, der Oberbürgermeister von Tübingen und Ex-Grüne, der am ersten Mai 2023 aus der Öko-Partei ausgetreten ist.

Mein Lesetipp

Palmer arbeitete in einer einmonatigen Auszeit mit einem Coach an sich selbst. „Eine Therapie würde ich es nicht nennen“, sagte Palmer am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung von Markus Lanz, wo er quasi zur Beichte erschienen war. In dieser Auszeit sei es ihm um seine Impulse gegangen, die zu Überreaktionen geführt hätten, so Palmer: „Und die Frage, die besser zu kontrollieren, hat sich mir gestellt.“

Die Gespräche mit dem Coach hätten ihm deutlich gemacht, dass seine Überreaktionen nichts Krankhaftes seien: „Es geht wirklich darum, Techniken der Selbstbeherrschung zu trainieren.“ Dafür sei ein Coach der richtige Ansprechpartner, so der Oberbürgermeister der 90.000-Einwohner-Stadt. Vor seiner Auszeit sei er an einem „toten Punkt“ angelangt gewesen, so der Vater zweier Söhne.

Auslöser für die Auszeit Palmers war ein Eklat rund um eine Auseinandersetzung am Rande einer Migrationskonferenz Ende April in Frankfurt/Main. Weil er dort das Wort „Neger“ verwendete, hyperventilierte der polit-mediale Komplex tagelang. Es kam zu einer regelrechten Hetzkampagne gegen den Sohn des „Remstal-Rebellen“ Helmut Palmer. Palmer junior hatte in der Vergangenheit immer wieder mit klar pointierten Aussagen, die heutzutage als Ketzerei gelten, für Aufregung gesorgt.

Hauptsache, glatt gebügelt

Für mich hat die Auszeit und das Coaching etwas von Selbstgeißelung und Selbstkastration. Gerade, dass jemand in der Politik bereit ist, anzuecken, und auch einmal emotional reagiert, macht Demokratie aus. Der Versuch, sich das „wegzutrainieren“, mit einer Art Therapie, ist geradezu ein Kniefall vor den Gesinnungswärtern, die heute alles platt walzen, was nicht brav rot-grün Männchen macht und nicht völlig glatt gebügelt ist.

Solche Linienförmigkeit ist bei Palmer trotz diverser guter Ansätze leider keine Ausnahme. So forderte der damalige Grüne zu Corona-Zeiten nicht nur eine Impfpflicht. Er ging noch deutlich weiter und wünschte sich tatsächlich Lohn- und Rentenstopps und später sogar Beugehaft für Impfverweigerer. Faktisch wollte er diesen damit die Existenz zerstören. „Wer arbeitet oder Rente bezieht, kann dies nur, weil der Staat dafür den Rahmen schafft. Diese Zahlungen zurückzuhalten, bis der Impfnachweis vorgelegt wird, ist einfach durchsetzbar und effektiv“, sagte er damals und offenbarte damit klare Demokratie-Defizite.

Bemerkenswert ist, dass „Wikipedia“, das Zentralorgan der Wokeness und Pranger für alle Nicht-Linken, diese peinlichen Aussagen Palmers mit dem Mantel des Schweigens umhüllt.

Zumindest, was das öffentliche Ansehen angeht, scheint sich Anpassung zuweilen zu lohnen.

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